Das iPhone-Geschäft läuft glänzend. Apple setzt mehr als doppelt so viele Handys ab wie im Vorjahresquartal. Trotzdem verliert die Aktie.
Apple verkauft so viele iPhones wie nie zuvor. Binnen drei Monaten konnte der Konzern 14,1 Mio. Handys absetzen, fast doppelt so viele wie im Vorjahresquartal. Bei einem Umsatz von mehr als 20 Mrd. Dollar verdiente Apple 4,3 Mrd. Dollar (3,1 Mrd. Euro). Im Vergleich zum Vorjahr stieg der Gewinn um 70 Prozent. Das Geschäft von Apple war damit lukrativer als das von IBM. Nach Microsoft ist Apple inzwischen das zweitprofitabelste Technologie-Unternehmen in den USA.
Trotzdem verlor die Aktie am Dienstag zeitweise mehr als fünf Prozent ihres Wertes, was allerdings im Vergleich zum Jahresverlauf nicht allzu sehr ins Gewicht fällt. Seit Jahresbeginn hat der Konzern 50 Prozent an Wert gewonnen, im Mai überholte Apple im Börsenwert sogar seinen Konkurrenten Microsoft.
Die Erwartungen an den Konzern sind jedoch hoch. Insbesondere bei der Zahl der verkauften iPads, dem flachen Tablet-Computer von Apple, hatten die Analysten im vergangenen Quartal mehr erwartet. Apple verkaufte davon 4,2 Mio. Stück. Schätzungen gingen zuvor von 4,7 Mio. aus. Die Gewinnmarge sank von 41,8 auf 36,9 Prozent. Verantwortlich dafür ist hauptsächlich die relativ kostspielige Produktion des iPads.
Tatsächlich kämpft Apple mit Luxusproblemen. Vor allem bei der neuesten Version des Handys iPhone 4 hätte Apple mehr verkaufen können, doch die Produktionskapazitäten gaben nicht mehr her. Erst vor wenigen Tagen haben sich die Lieferfristen in Deutschland von mehr als zwei Monaten auf eine bis zwei Wochen verkürzt. Nach drei Jahren des exklusiven Vertriebs durch die Deutsche Telekom verkaufen demnächst auch Vodafone und O 2 das iPhone in Deutschland. Inzwischen ist das iPhone bei 166 Netzbetreibern in 89 Ländern zu haben.
Der Musikspieler iPod ist das einzige Apple-Produkt, das mit einem Verkaufsrückgang auffällt. Die Zahl sank um elf Prozent auf neun Mio. Geräte. Bei seinen Macintosh-Computern konnte Apple hingegen um fast 3,9 Mio. Stück zulegen, mehr als ein Viertel über dem Vorjahreswert. Damit verkauft Apple inzwischen mehr iPads als Macs.
Ungewöhnlich für die Vorlage der Quartalszahlen nahm Apple-Chef Steve Jobs an der Telefonkonferenz mit Analysten teil und nutzte die Gelegenheit für einen Angriff auf Konkurrenten wie den Blackberry-Hersteller Research in Motion (RIM). „Wir haben gerade RIM überholt“, sagte Jobs mit Blick auf die iPhone-Zahlen. „Und ich sehe auf absehbare Zeit nicht, wie sie wieder aufholen sollten.“ Apple bietet derzeit 300.000 Anwendungen für das iPhone und iPad an, 200.000 Entwickler haben sich registrieren lassen. „Es wird für RIM eine Herausforderung sein, Entwickler zu überzeugen, für eine dritte Plattform neben iOS und Android zu entwickeln.“
In Jobs' Augen läuft die Branche auf einen Zweikampf zwischen Apple und dem Google-Betriebssystem Android zu. „Unglücklicherweise gibt es keine verlässlichen Daten, wie viele Android-Telefone pro Quartal verkauften werden“, sagte Jobs. Google-Chef Eric Schmidt nannte zuletzt 200.000 Geräte, die täglich aktiviert werden. „Apple hat durchschnittlich pro Tag 275.000 Geräte aktiviert“, sagte Jobs.
Im Unterschied zum iPhone müssten Entwickler ihre Programme jedoch für eine Vielzahl von Android-Versionen und unterschiedliche Handys anpassen. Android sei somit kein offenes, sondern eher ein fragmentiertes System.