Unternehmen

Jeder vierte Arbeitnehmer befürwortet Schmiergeld

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In Zeiten der Wirtschaftskrise wird mit harten Bandagen gespielt. Die Hemmschwelle zur Korruption rutscht tiefer: Ein Viertel der Mitarbeiter in europäischen Unternehmen hält inzwischen den Einsatz von Bestechungsgeldern für gerechtfertigt. Die Gründe für die sinkende Moral sind vielfältig.

Die Wirtschaftskrise macht deutsche Unternehmen anfälliger für Korruption. Das ist das Ergebnis einer Studie der Wirtschaftsberatungsgesellschaft Ernst&Young. „Jeder vierte Mitarbeiter hält es derzeit für gerechtfertigt, das Geschäft mit Hilfe von Schmiergeld zu sichern oder anzukurbeln“, berichtet Stefan Heißner, Autor der Studie. Immerhin noch jeder 14. findet es vertretbar, die Finanzlage zu verfälschen, um im derzeit turbulenten Wirtschaftsumfeld überleben zu können. „Betrügerische Mittel werden unter dem Druck der Krise vermehrt für akzeptabel gehalten“, sagt Heißner. Das sei alarmierend und erschreckend. Zumal es noch eine erhebliche Dunkelziffer gebe.

Hauptgrund für den Wertewandel ist der Studie zufolge die Angst der Beschäftigten vor dem Verlust ihres Arbeitsplatzes. „Wenn die Mitarbeiter die Talfahrt ihrer Firma beobachten und die Sorgen dadurch steigen, weicht die Regeltreue allmählich auf“, sagt Heißner – besonders in Deutschland. Während im europäischen Durchschnitt 60 Prozent der 2200 Befragten von einer sinkenden Moral infolge eines Stellenabbaus sprachen, waren es hierzulande 79 Prozent.

Ernst&Young-Partner Heißner geht daher davon aus, dass die Zahl der Korruptionsfälle in den kommenden Monaten deutlich steigen wird. Zumal die Firmen offenbar auch ihre Kontrollen gelockert haben. „Vor dem Hintergrund der Daten- und Überwachungsskandale bei der Deutschen Bahn, dem Discounter Lidl und der Deutschen Telekom werden Revisionspflichten aus Angst vor Problemen mit dem Datenschutz zunehmend vernachlässigt“, berichtet Heißner.

Der Studie zufolge hält mittlerweile nur noch jeder zweite die Anti-Korruptions-Maßnahmen in seiner Firma für adäquat – was die Bereitschaft zu illegalen Praktiken wegen der fehlenden Abschreckung noch steigert. Ohnehin glauben hierzulande nur noch 45 Prozent der Befragten, dass ihr Unternehmen frei von Korruption ist. Der europäische Schnitt liegt bei 59 Prozent.

( cadi )