Auch in den USA steigt der Staat aktiv ins Bankgeschäft ein: Der Staat werde für rund 250 Milliarden Dollar (184 Milliarden Euro) Anteile an Banken im Land kaufen, kündigten US-Finanzminister Henry Paulson und US-Präsident George W. Bush an. Neun Finanzinstitutionen hätten einen solchen Staatseinstieg akzeptiert und dafür im Gegenzug Auflagen wie etwa der Begrenzung von Managergehältern zugestimmt.
Das Geld solle aus dem vom Kongress beschlossenen Rettungsplan über 700 Milliarden Dollar stammen, der vor kurzem vom US-Kongress beschlossen worden war. Die Regierung werde für die Dauer von drei Jahren für Interbankenkredite bürgen und die Einlagen auf vielen Konten in unbegrenzter Höhe garantieren, kündigte Paulson an. „Wir bedauern, dass wir diesen Schritt unternehmen müssen“, sagte Paulson. „Dies ist nichts, was wir jemals tun wollten, wir müssen es aber tun, um das Vertrauen in unser Finanzsystem wiederherzustellen.“ Er räumte ein, dass es für die meisten US-Bürger „verwerflich“ sei, „dass die Regierung Anteile an privaten US-Unternehmen hält – für mich auch.“ Der Einstieg der Regierung sei aber ohne Alternative, um den Geldfluss auf den Finanzmärkten wieder in Gang zu setzen.
Bush sagte: „Diese Maßnahmen sollen nicht dazu dienen, die freie Marktwirtschaft zu übernehmen, sondern sie zu bewahren.“ Laut „New York Times“ hat die US-Regierung bereits mehreren Banken feste Summen zugesagt: Demnach sollen etwa Citigroup und JPMorgan Chase jeweils 25 Milliarden Dollar erhalten, Bank of America und Wells Fargo 20 Milliarden Dollar, Goldman Sachs und Morgan Stanley jeweils zehn Milliarden Dollar. Die finanziell soliden Banken mussten offenbar in harten Verhandlungen überzeugt werden, an dem Programm teilzunehmen. Durch die Beteiligung aller Großbanken soll die Staatshilfe Finanzinstitutionen, die die Unterstützung in Anspruch nehmen, nicht stigmatisieren.
Mit dem Staatseinstieg bei den Banken folgt die US-Regierung dem europäischen Vorbild. Bislang war vor allem geplant, dass die Regierung den Banken wertlos gewordene Hypothekenpapiere abkauft, um die Institute vor dem Zusammenbruch zu bewahren. Neben der direkten Beteiligung über den Erwerb von Aktien wurde jetzt beschlossen, dass die Einlagensicherung FDIC auch Kredite zwischen den Banken garantieren soll. Die Notenbank Fed kündigte unterdessen an, ab dem 27. Oktober im großen Rahmen kurzläufige Kredite von Unternehmen aller Art aufzukaufen. Die Fed hatte den Schritt, der sich auf Sondervollmachten der 1930er Jahre stützt, in der vergangenen Woche angekündigt.
Auch mehrere Länder der Eurozone, darunter Deutschland, haben Pläne für einen Einstieg des Staats bei Banken vorgestellt. Damit sollen die Banken dringend benötigtes Eigenkapital erhalten, um ihre Geschäfte weiterführen zu können.
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