Umfrage

Welche Aktien die Finanzprofis jetzt kaufen

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D. Eckert, M. Höfling und H. Zschäpitz

Foto: AP

Profi-Investoren nutzen die Krise, um am Aktienmarkt auf Schnäppchenjagd zu gehen. Das ist das Ergebnis einer Umfrage von Morgenpost Online bei Deutschlands führenden Fondsmanagern. Allerdings herrscht immer noch Pessimismus: Nach Meinung vieler ist der Tiefpunkt der Krise noch nicht erreicht.

"Ich habe schon am Freitag gekauft", bekennt Trudbert Merkel, Lenker des DekaFonds. Auch Matthias Born, Verwalter des Concentra aus dem Hause Allianz, hat zugeschlagen. Nach eigener Auskunft haben beide die niedrigen Kurse genutzt, um Positionen in gefallenen Qualitätswerten aufzubauen. Auf ihrer Kaufliste standen unter anderem der Versorger E.on, der Chemieriese BASF und der Stahlkocher Thyssen-Krupp. "Die Bewertungen deutscher Aktien hatten einen extremen Tiefpunkt erreicht", erklärt Merkel. Bei Dax-Ständen von 4500 seien Gewinnrückgänge von bis zu 50 Prozent eingepreist gewesen. "Einen solchen Ertragseinbruch hat bisher noch keine Rezession erbracht." Seinen Erachtens kann der Markt noch weiter steigen. Das Börsenbarometer werde sich in den nächsten Wochen ein neues Niveau suchen, das irgendwo zwischen 5000 und 6500 Zählern liege.

Allianz-Mann Born sieht zwar weiteres Kurspotenzial, will dem Markt nach der kräftigen Erholung zu Wochenbeginn allerdings nicht mehr "hinterherspringen". "Es werden sich im weiteren Verlauf des Jahres noch Kaufgelegenheiten ergeben." Vor allem bei Zyklikern, also konjunkturabhängigen Werten, die zuletzt besonders unter die Räder gekommen waren, sieht er Chancen. Anleger sollten bei der Auswahl von Titeln jedoch nicht so sehr auf das Kurs/Gewinn-Verhältnis achten. Dafür seien die Ertragsschätzungen zu unsicher. Für aussagekräftiger hält er den Buchwert oder die Umsatzentwicklung.

Thomas Tilse, Leiter Portfolio-Strategie bei Cominvest, redet von einem "schrittweisen" Wiedereinstieg in Aktien: "Auf jeden Fall ist es besser, jetzt in verschiedenen Tranchen sukzessive einzusteigen, als bis 2009 zu warten." Negative Gewinnrevisionen könnten Aktien in den kommenden sechs bis acht Wochen zwar noch mal unter Druck bringen. "Im Jahr 2009 dürften sich dann die Märkte erholen, selbst wenn die US-Wirtschaft von einer Rezession heimgesucht wird." Denn die Börse sehe dann schon die konjunkturelle Erholung im zweiten Halbjahr und die damit verbesserten Gewinnaussichten. Die Fundamentaldaten am deutschen Aktienmarkt seien in Ordnung. "Mehr als die Hälfte aller Dax-Werte werfen zum Beispiel eine Dividendenrendite von mehr als vier Prozent ab."

Vorsichtig optimistisch äußert man sich beim deutschen Marktführer DWS. "In der jetzt beginnenden Bilanzsaison ist die eine oder andere negative Überraschung möglich", meint Henning Gebhardt, der den zwei Mrd. Euro schweren DWS Investa managt. Allerdings würden die extremen Risikoszenarien langsam verschwinden, und es gebe einige Schnäppchen im Dax. Ein positives Zeichen sei auch, dass der Fonds keine großen Mittelabflüsse zu verzeichnen habe: "Die Anleger verhalten sich besonnen."

Karl Huber, der den Pioneer Investment Aktien Deutschland lenkt, sieht in dem Rettungspaket den Beginn vom Ende der Finanzkrise und hat deshalb seine Untergewichtung des Bankensektors zurückgefahren. Er traut dem Dax 5800 Punkte zu.

Doch nicht alle Profis sind optimistisch. "Derzeit sehen wir keine Notwendigkeit, stärker auf die Käuferseite zu wechseln", sagt Carsten Hilck, Fondsmanager bei Union Investment, "wir nehmen allenfalls Umschichtungen vor." Seiner Meinung nach lohnt es sich jetzt noch nicht, in den Aktienmarkt zurückzukehren, da die Börsen noch ganz und gar von Irrationalität geprägt sein. Vor allem Finanzwerte und Zykliker sieht er kritisch. "Banken blicken einer ungewissen Zukunft entgegen", sagt der Union-Investment-Mann. Auch Eberhard Weinberger, Vorstand bei Deutschlands größtem Vermögensverwalter DJE, kann sich nicht eben zu großer Zuversicht durchringen. "Uns fehlt für eine nachhaltige Aufwärtsbewegung die fundamentale Perspektive für den Markt." Angesichts der Unsummen, die die Regierungen in das System pumpten, sei Gold hingegen ein unverzichtbarer Depot-Bestandteil.