Mit einem Kursfeuerwerk haben die Börsen in Europa die Rettungspläne für die schwer gebeutelten Finanzmärkte begrüßt. Der Deutsche Aktienindex Dax schnellte um mehr als sechs Prozent nach oben. Auch in London, Paris und Zürich gab es zum Handelsbeginn kräftige Kursgewinne.
"Alles stützt sich auf die Hoffnung, dass dieser Schritt den Finanzmärkten länger als ein paar Minuten helfen wird“, sagte ein Börsianer. Die geplante Banken-Rettungsaktion der Bundesregierung kommt laut Kapitalmarktexperte Robert Halver von der Baader Bank zwar spät, aber immerhin komme sie. Die Regierung ergreife mit dem „umfangreichen“ Rettungspaket „deutliche Schritte zur Wiedergewinnung von Vertrauen in das Bankensystem“.
"Erholung nach dem Blutbad“, überschrieb die Schweizer Bank Vontobel einen Marktkommentar. Der Dax legte nach dem Absturz vom Freitag fast sieben Prozent zu und notierte wieder über 4800 Punkten. Ein zweistelliges Plus verbuchten die Finanztitel Hypo Real Estate, Commerzbank und Deutsche Bank. Die im MDax notierten Aktien der Aareal Bank gewannen um mehr als 27 Prozent. Der MDax legte um mehr als acht Prozent zu (rund 5782 Zähler). Der TecDax stieg um mehr als 10 Prozent.
Der Swiss Market Index (SMI) verbesserte sich in den ersten Handelsminuten um mehr als sechs Prozent auf fast 5700 Punkte, auch dort gehörten die Finanzwerte zu den Gewinnern. Credit Suisse schossen um fast 20 Prozent in die Höhe. Swiss Re verbesserten sich um gut 14 Prozent. Für Julius Bär wurden knapp zwölf Prozent mehr notiert. UBS eröffneten mit einem Kursgewinn von knapp elf Prozent.
Marktbeobachter warnten jedoch vor Euphorie. Es bleibe abzuwarten, wie nachhaltig die beschlossenen Maßnahmen der Regierungen der Eurozone seien, schrieb die Bank Vontobel. Die Zürcher Kantonalbank rechnete vorerst mit einem Anhalten der nervösen Börsenstimmung.
In Russland öffneten die Börsen erstmals wieder, nachdem der Handel dort in der vergangenen Woche ausgesetzt worden war. Der Micex-Index verbuchte zunächst Gewinne von knapp vier Prozent, der RTS-Index verlor ein Prozent.
Auch die meisten Börsen in Asien und Australien erholten sich. Sie reagierten auf die Garantien für Bankeinlagen in Australien und Neuseeland. In Australien waren auch Schnäppchenjäger am Markt, die sich mit günstigen Papieren eindeckten. Nur Neuseeland, Shanghai und Taiwan verloren weiter.
Der ASX-200-Index in Australien schloss mit plus 5,5 Prozent auf 4180 Punkte, der HangSeng in Hongkong sogar mit plus 10,2 Prozent auf 1515 Punkte. Der Straits Times Index in Singapur legte 6,5 Prozent auf 2076 Punkte zu, der Kospi inSüdkorea 3,8 Prozent auf 1288 Punkte. Dagegen schloss der neuseeländische Markt (NZX-50-Index) mit 0,8 Prozent im Minus, der Shanghai Composite mit minus 3,6 Prozent und der die Börse in Taiwan mit 2,1 Prozent minus.
"Viele Papiere sind so billig wie seit 24 Jahren nicht mehr“, sagte Analyst Craig James im australischen Rundfunk. „Es gibt eine Menge Schnäppchen und wer langfristig Vertrauen hat – drei, vier Jahre, dürfte in diesem Klima reich belohnt werden.“ In den vorigen Handelstagen hatte es an den Börsen weltweit mehrere Tage in Folge dramatische Kursverluste gegeben.
An der Wall Street signalisierten steigende Kurse von Indexoptionsscheinen eine Trendwende. Die Dow-Jones-Futures legten um 2,8 Prozent auf 8605 zu. Der Dow-Jones-Index war am letzten Handelstag um 1,5 Prozent auf 8451,49 gefallen. In den vergangenen acht Handelstagen hat der US-Leitindex 22,1 Prozent an Wert verloren. Seit dem Rekordhoch von 14.164,53 am 9. Oktober 2007 betrugen die Einbußen 40,3 Prozent.