New York. Für viele Nutzerinnen und Nutzer war es eine Erleichterung, als WhatsApp ankündigte, löschbare Nachrichten einzuführen. Endlich konnte man die versehentlich an den Chef geschickte Liebesbekundung oder die doch etwas zu hart formulierte Kritik an der besten Freundin löschen und so Unannehmlichkeiten vermeiden. Für einige große Banken könnte es aber genau wegen dieser Funktion nun zu Problemen kommen – und zu Geldstrafen in Millionenhöhe.
WhatsApp beruflich genutzt: Diesen Banken drohen Millionenstrafen
Im Raum stehen bis zu 200 Millionen US-Dollar je Bank. Insgesamt könnten sich die Strafzahlungen auf über eine Milliarde Euro summieren. Betroffen sind laut "Handelsblatt" unter anderem diese Institute:
- Deutsche Bank
- Bank of America
- Goldman Sachs
- Citigroup
- Morgan Stanley
- Barclays
Doch was genau haben die Banken falsch gemacht? Das Problem: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Institute haben WhatsApp benutzt, um sich über berufliche Angelegenheiten auszutauschen. Das war kein Problem, solange einmal gesendete Nachrichten nicht gelöscht oder bearbeitet werden konnten. Als der Messenger-Dienst schließlich die Löschfunktion einführte, hat sich das jedoch geändert. Mehr zum Thema: So machen Sie gelöschte WhatsApp-Nachrichten wieder sichtbar
WhatsApp darf nicht genutzt werden, weil Nachrichten gelöscht werden können
Denn laut den Regeln der US-Börsenaufsticht SEC und der Derivateaufsicht CFTC müssen Finanzinstitute, die in den USA tätig sind, die schriftliche Kommunikation ihrer Mitarbeiter überwachen und archivieren. So soll sichergestellt werden, dass bestimmte Vorschriften eingehalten werden. Eingeführt wurde die Regelung nach dem sogenannten "Libor-Skandal", bei dem Mitarbeiter mehrerer Großbanken wichtige Zinssätze manipuliert und sich darüber bei WhatsApp ausgetauscht hatten.
Seit bekannt geworden war, dass einige Mitarbeiter der Banken die Messenger-App trotz des Verbots genutzt hatten, läuft eine Untersuchung bei den Aufsichtsbehörden. Mit ihnen sollen sich die Institute nun auf die Zahlung von 200 Millionen US-Dollar pro Bank geeinigt haben, berichtet das "Wall Street Journal". Die Deutsche Bank wollte sich auf Anfrage des "Handelsblatt" nicht zu dem Thema äußern.
Wegen WhatsApp-Untersuchungen: Deutsche Bank bereitet sich auf Strafzahlung vor
Fest steht: Beim größten Kreditinstitut Deutschlands hat man sich bereits auf eine Strafzahlung in Millionenhöhe eingestellt. Im zweiten Quartal 2022 hat die Bank 165 Euro an "Rückstellungen für Prozesse mit Aufsichtsbehörden" gebildet, die für die WhatsApp-Untersuchung eingeplant sein dürften.
App | |
Art | Messenger-Dienst |
Unternehmen | Meta Platforms |
Erscheinungsjahr | 2009 |
Unternehmenssitz | Mountain View, Kalifornien |
Nutzer | über 2 Milliarden |
Auch die zehn Vorstände der Deutschen Bank verzichten laut "Handelsblatt" angesichts der Strafzahlungen auf einen Teil ihrer Boni, pro Person auf 75.000 Euro. Insgesamt stellen sie so 750.000 Euro zur Verfügung – eine kleine Summe, angesichts der Tatsache, dass allein 2021 rund 40 Millionen Euro in Form von Boni an den Vorstand gezahlt wurde. Ob die Vorstandsmitglieder selbst WhatsApp für betriebliche Zwecke genutzt haben, ist nicht bekannt.
Probleme mit der Nutzung von WhatsApp bei Banken gibt es aber nicht nur in den USA: In Deutschland untersucht die Finanzaufsicht Bafin, inwieweit der Messenger bei der Deutschen Bank genutzt wurde. Lesen Sie auch: Zockende Finanzaufsicht – Warum die Bafin in der Kritik steht
Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.