Rauchen macht süchtig und führt nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation bei mehr als einem Drittel der Abhängigen zum Tod. Das Aufhören aber sei ansteckend, berichten nun Forscher um Nicholas Christakis an der Harvard Medical School in Boston im „New England Journal of Medicine“.
Je engere Beziehungen die Raucher in der Studie hatten, umso größer war der Einfluss beim Aufhören: Wenn ein Ehepartner dem giftigen Zigarettenrauch abschwor, sank die Wahrscheinlichkeit fürs Weiterrauchen bei seinem Partner um 67 Prozent. Bei Freunden waren es 37 Prozent, bei Arbeitskollegen in kleinen Firmen noch 34 Prozent.
Die Forscher hatten sich Daten der Framingham-Herzstudie angesehen, für die viele tausend Menschen in den USA - und ihre Kontakte untereinander - beobachtet wurden. Dabei entstand ein Netzwerk von 12.067 miteinander bekannten Menschen. Es wurde für die Zeit von 1971 bis 2003 genauer analysiert.
Zu Beginn des Jahrtausends griffen viel weniger Menschen zum Tabak als noch 1971, und die Raucher fanden sich eher am Rande des sozialen Miteinanders, erklärt Christakis. „In den frühen 70er Jahren war es vollkommen egal, ob man rauchte. Man konnte im Zentrum des eigenen Kreises stehen und mit vielen anderen Menschen verbunden sein, die ebenfalls eine zentrale Position hatten.“ Um das Jahr 2000 herum wurde das anders: „Wer raucht, wurde in gewisser Weise gemieden“, erklären die Wissenschaftler.
„Rauchen war zu Beginn der 1970er Jahren in allen Sozialschichten weit verbreitet“, sagt auch die Leiterin der Stabsstelle Krebsprävention am Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg, Martina Pötschke-Langer. Erfreulicherweise habe die soziale Akzeptanz des Rauchens in der Öffentlichkeit und in der Familie seither einen substanziellen Wandel erfahren.
Rauchfreie Arbeitsplätze und Programme zur Entwöhnung schafften günstige Rahmenbedingungen für rauchfreies Arbeiten und eine Freizeit ohne Tabak. „Dieser veränderte Alltag hatte enormen Einfluss auf das Gesundheitsverhalten vor allem der arbeitenden, am Bildungs- und Sozialleben aktiv teilnehmenden Gruppen, die dann tatsächlich geschlossen und mit gegenseitiger Unterstützung erfolgreich den Tabakkonsum ablehnten“, sagt Pötschke-Langer. Hier setze auch die deutsche „Rauchfrei 2008“-Kampagne an: Sie ermutige Raucher, sich zur Unterstützung einen Helfer aus dem Umfeld zu suchen.
Dass Rauchverbote Jugendliche von der Sucht abhalten können, zeigte sich kürzlich in den USA. Forscher um Michael Siegel von der Boston University of Public Health (US-Staat Massachusetts) hatten mehr als 2000 Jugendliche zum Rauchen befragt und die Antworten mit den Rauchverboten in den jeweiligen Städten verglichen.
Die lokalen Nichtraucher-Vorschriften - meist ist der Griff zur Zigarette in Restaurants verboten - hatte keinen Einfluss darauf, ob die Jugendlichen Tabak überhaupt einmal ausprobierten. Doch das Risiko, zum dauerhaften Raucher zu werden, war in den Städten mit Rauchverboten um 40 Prozent verringert. Zur Erklärung heißt es, dass die Jugendlichen in geschützten Kommunen in der Öffentlichkeit weniger Kontakt zu Rauchern hatten. Zudem habe die Zigarette in solchen Regionen ein schlechteres soziales Ansehen.