Schlager

Matthias Reim will Fischer und Berg Konkurrenz machen

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Annika Schönstädt

Foto: Krauthoefer

Mit seinem zweiten Album nach der Pleite versucht Matthias Reim zu seinen Kolleginnen Helene Fischer und Andrea Berg aufzuschließen und das verjüngte Schlager-Publikum in ihrer Realität abzuholen.

Matthias Reim hat in seinem Leben schon einiges erlebt: Den ganz großen Erfolg, den ganz tiefen Absturz inklusive Privatinsolvenz, ein erfolgreiches Comeback sowie drei gescheiterte Ehen und fünf Kinder von vier verschiedenen Frauen hat der Sänger in 56 Jahren auf seinem Erfahrungskonto angehäuft. Davon erzählt das Gesicht des gebürtigen Hessen – trotz Dauerbräune und Blondierung.

Und darüber gibt Matthias Reim auch selbst bereitwillig Auskunft. 1990 landete er mit „Verdammt, ich lieb’ dich“ seinen ersten und größten Hit. 2,5 Millionen Mal wurde die Single weltweit verkauft, 16 Wochen lang stand sie ohne Unterbrechung auf Platz 1 der deutschen Charts – so lange wie keine andere Single seit 1971. Im Jahr 2000 hatte er dann 13 Millionen Euro Schulden. Schuld war laut Reim sein ehemaliger Manager.

„Ich hatte oft Angst, dass wenn ich wieder frei bin und Geld verdiene, der Erfolg plötzlich nachlassen würde“, sagt er heute über die Zeit nach der Pleite. Doch die Sorge war unbegründet. Auch mit seinen Alben in den 2000er-Jahren feierte Matthias Reim Erfolge, wenn auch nie wieder so große wie mit „Verdammt, ich lieb’ dich“. Wenn man ihm glauben darf, ist das auch gar nicht mehr sein Ziel. „So wie es jetzt ist, ist es mir viel lieber. Wenn es so weit nach oben geht, kann es auch wieder ganz steil bergab gehen“, sagt er – und schließlich spricht er aus Erfahrung.

Planierraupe in einem anglifizierten Dschungel

Dass „Unendlich“, das erste Album in Schuldenfreiheit, im vergangenen Jahr auf Platz eins ging, war natürlich trotzdem eine Genugtuung. Vor allem, weil sich dank Helene Fischer und Andrea Berg das Bild des Schlagers in den vergangenen Jahren komplett gewandelt habe. „Schlager war früher nicht besonders cool. Als ich studiert habe, hatte ich eine Schallplatte von Stefan Waggershausen. Wenn meine Kumpels kamen, habe ich die versteckt. Da stand dann nur noch Pink Floyd und Genesis“, erinnert er sich. „Die Verkaufszahlen heute zeigen, dass die Leute Spaß an der Musik haben und gerne die Texte verstehen und mitsingen, die sie vorgesetzt bekommen. Das ist etwas Tolles, für alle, die in diesem Land Musik machen. Diese Mädels mit ihrem Erfolg sind wie eine Planierraupe in einem anglifizierten Dschungel.“

Mit seinem neuen Album „Die Leichtigkeit des Seins“ will er deshalb zu den Kolleginnen aufschließen und das verjüngte Schlager-Publikum in ihrer Lebensrealität abholen. Vor allem seine männlichen Fans betreffend sieht er sich auf einer Mission. „Die tippen häufig an den entsprechenden Stellen ihrer Freundinnen an und sagen: Hör zu, der singt das, was ich dir nicht sagen kann.“ Auch er selbst verstecke Gefühle gerne hinter seinen Songs. „Auf diese Weise kann ich sehr offen die Emotionen von Männern beschreiben. Dabei kann ich privat bestimmte Dinge auch nicht besonders gut aussprechen.“ Tatsächlich ist sein Beziehungsstatus das einzige Thema, zu dem sich Matthias Reim gerade nicht äußern möchte: „Zum Wohl meiner Kinder habe ich beschlossen, darüber nicht mehr in der Öffentlichkeit zu sprechen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es für sie danach in der Schule nicht so angenehm war.“

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