Nora Tschirner ist außer Atem. Sie stöhnt, keucht, grunzt. Gleich mehrere Male hintereinander. Eigentlich ist sie an diesem Abend gekommen, um über ihre neue Band zu sprechen. Doch das Musikprojekt Prag ist längst nicht das einzige, was Nora Tschirner gerade macht. Zwischendurch erzählt sie von ihrer Rolle als Synchronsprecherin von Lara Croft – und gibt ein paar Laute aus dem Computerspiel zum Besten.
Ab März ist ihre Stimme dann im neuen „Tomb Raider“-Abenteuer zu hören. Ab Mai geht Tschirner mit Prag auf Tour. Zu Weihnachten ermittelt sie als Tatort-Kommissarin an der Seite von Christian Ulmen - ein außergewöhnliches Jahr, selbst für Tschirner. „Ich mach das, was auf mich zukommt“, sagt sie. „Das ist jetzt schon eine Verdichtung der unterschiedlichsten Sachen.“
Halbherzig wirkt sie dabei nicht. „Ich habe plötzlich das Gefühl, ein Traum wird wahr“, sagt die 31-Jährige über ihre Musik mit Prag. Ein Traum, „von dem ich eigentlich nicht wusste, dass ich ihn nach meinem 17. Geburtstag noch hatte.“ Zusammen mit den Musikern Erik Lautenschläger und Tom Krimi hat sie ein eigenes Label gegründet. Für das Album „Premiere“, das an diesem Freitag erscheint, engagierte das Trio ein Orchester und reiste mehrere Tage nach Prag.
„Nora ist ein Jäger und Sammler“
Tschirner übernimmt in der Band gleich mehrere Parts. Sie singt, spielt Gitarre und Xylofon, unterhält das Publikum. „Nora ist ein Jäger und Sammler“, sagt ihr Bandkollege Tom Krimi. „Alles, was nicht bei drei auf dem Baum ist, muss gespielt werden.“ Zu sehen ist sie auf den Konzerten auch am Hackbrett, dem ungewöhnlichen Saiteninstrument, das mit zwei Holzklöppeln gespielt wird.
Dass Nora Tschirner vielseitig ist, ist an sich nichts Neues. Neben ihrer Schauspielkarriere in Kinofilmen wie „Soloalbum“ (2003) oder „Keinohrhasen„ (2007) spielte sie auch auf der Bühne des Hamburger Schauspielhauses. Beim Musiksender MTV moderierte das Multitalent gleich mehrere Sendungen.
Ihr Comedy-Talent kommt ihr bei alledem zugute. „Ehrlich gesagt kenne ich keine Frau, die so lustig ist wie Nora Tschirner“, sagt Schauspieler-Kollege Matthias Schweighöfer über Tschirner. Auch Til Schweiger, mit dem sie zusammen bei „Keinohrhasen“ und dem Nachfolger „Zweiohrküken“ (2009) vor der Kamera stand, schwärmt von ihrem Humor.
Tschirners Tatort wird kein Klamauk
Im Weimarer Tatort mit Christian Ulmen wird es deshalb vermutlich nicht gerade bierernst zugehen. „Ich glaub' schon, dass da Humor im Spiel sein wird“, verrät Tschirner. Wer nun jedoch einen Klamauk-Tatort erwartet, könnte bitter enttäuscht werden. „Es wird tatortmäßiger sein, als viele Leute das erwarten.“
Nora Tschirner ist schlagfertig, wortgewandt. Sie redet viel und schnell, hat aber auch was zu erzählen. Am Wochenende war sie mit ihrer Band in der ARD-Sendung Inas Nacht in Hamburg zu Gast. „Es ist auch ganz schön, einen Gast da zu haben, der noch mehr redet als ich“, merkte Gastgeberin Ina Müller irgendwann an, als beide wild durcheinander quasselten.
Auf das Image des niedlichen, lustigen und aufgedrehten Mädchens will sich Tschirner nur ungern festnageln lassen. Genau wie Ulmen habe sie auch schon ernsthafte und emotionale Rollen gespielt, sagt sie. Zumindest in Interviews kann sie ihren schlagfertigen Humor aber nur selten verbergen.
Sie würde gern mal in Lara Crofts Lederkluft auf dem Markt in Weimar auftauchen und sehen, wie der Thüringer so reagiert, witzelte Tschirner auf einem Pressetermin vergangene Woche. Und überhaupt sei bei diesen beiden Projekten alles anders gelaufen als geplant: „Ich wollte eigentlich Christian Ulmen synchronisieren und einen Tatort mit Lara Croft drehen.“