Gerade mal ein halbes Jahr hat der Burgfrieden im Hause Bettencourt angehalten, da steht der französischen Milliardärsfamilie schon wieder eine Fehde ins Haus.
Denn am Dienstag hat das Drama zwischen L’Oréal-Haupteignerin Liliane Bettencourt und ihrer Tochter Françoise Bettencourt-Meyers einen neuen Höhepunkt erreicht: Da klingelte gegen halb neun morgens ein Ermittlungsrichter die 88-jährige Liliane Bettencourt aus dem Bett ihrer Luxusvilla nahe Paris. In Begleitung mehrerer Ärzte und Polizisten wollte sich der Richter selbst ein Bild von ihrem Gesundheitszustand machen, nachdem sie zwei gerichtliche Vorladungen nach Bordeaux abgesagt hatte.
Dorthin war der weit verzweigte Fall Bettencourt im November verlegt worden, in der Hoffnung, ihn von den „Tatorten“ entfernt übersichtlicher zu machen.
Vorwurf der Steuerhinterziehung
Im Fokus der jetzigen Ermittlungen steht die Frage, ob die 88-Jährige ihre Interessen nicht mehr selbst vertreten kann und von Bekannten ausgenutzt wurde. Diesen Vorwurf zumindest erhebt ihre Tochter, L’Oréal-Erbin Françoise Bettencourt-Meyers, die ihre Mutter über die Jahre hinweg immer weniger zu sehen bekam und den engsten Vertrauten ihrer Mutter vorwarf, sie systematisch von der Außenwelt abzuschirmen.
Isolation von Bettencourt befürchtet
Um ihre Vorwürfe zu belegen, übergab die Tochter der Polizei mehrere Tonbänder, die der Butler ihrer Mutter über zwei Jahre hinweg heimlich in einem Salon laufen lassen hatte. Der „Lauschangriff“ förderte allerdings auch die mutmaßliche Parteispendenaffäre, den mutmaßlichen Steuerbetrug und etliche weitere Ungereimtheiten im Hause Bettencourt zutage, mit denen sich die Ermittler nun befassen.
Am Dienstag wandte sich die Tochter der Milliardärin erneut an den Vormundschaftsrichter, weil sie aufs Neue einen schlechten Einfluss von Außenstehenden auf ihre Mutter vermutet, wie Justizbeamte sagten. So klagte Françoise unter anderem darüber, dass mehrere Personen, darunter der Arzt und der Krankenpfleger, ihre Mutter regelrecht isolierten.
Im Zuge des Hausbesuchs bei der alten Dame wurden nun neue Details zu deren Befinden bekannt.
Deutliche Einschränkung nach einer Hirnerkrankung
Wie die Zeitung „Le Monde“ berichtete, habe ein ärztliches Attest bereits am 25. März belegt, dass „die kognitiven Fähigkeiten von Frau Liliane Bettencount durch eine Hirnerkrankung deutlich beeinträchtigt sind“ und es der Milliardärin daher „nicht möglich ist, ihre Interessen allein zu vertreten“.
Drei Mal bereits hatte Françoise ihre Mutter unter Vormundschaft stellen lassen wollen, zuletzt im Oktober 2010. Die reichste Frau Europas ließ im Gegenzug Anzeige gegen ihre Tochter wegen Psychoterrors erstatten. Die ersten beiden Anträge waren abgelehnt worden, da kein Attest vorlag, das die Unzurechnungsfähigkeit Bettencourts bestätigte.
Im November 2010 aber erklärte das Gericht den dritten Antrag für zulässig und ordnete eine medizinische Untersuchung der Seniorin an. Erst die überraschende Waffenruhe zwischen Mutter und Tochter, die einem schriftlichen Abkommen dokumentiert wurde, setzte den Gerichtsprozessen ein Ende.
Mutter und Tochter teilten unisono mit, sie freuten sich über die Annährung. Eine Harmonie, die nun hinfällig sein dürfte.
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