Berlin. Es ist heiß, die Sonne scheint und in Berlin steigen die Ozonwerte. Der Wetterexperte Jörg Kachelmann warnt vor Gesundheitsschäden.
Wer am Wochenende im Berliner Grunewald unterwegs war, hat seiner Gesundheit trotz Natur keinen Gefallen getan. Der Grund: Die Ozonwerte sind angestiegen und haben die Schädlichkeitsgrenze überschritten. Der bekannte Wetterexperte Jörg Kachelmann gab via Twitter eine Warnung raus.
Wetterexperte warnt: Die Ozonwerte sind zu hoch in Berlin
Bereits Ende Juni 2023 wurde vor einem erhöhten Ozonanteil gewarnt, der die Luft verunreinigt. Letzte Woche sind die Werte zunächst im grünen Bereich geblieben. Doch am Wochenende ist die Schädlichkeitsgrenze sowohl Samstag als auch Sonntag überschritten worden. Der Ozonwert lag laut einer Messung von kachelmannwetterDE von Mittags bis Abends im schädlichen Bereich.
"Wer sich als Kind oder Jugendlicher jetzt im Grunewald in #Berlin anstrengt, schädigt seine Lunge womöglich nachhaltig", hat der Wetterexperte via Twitter gewarnt. Doch nicht nur Menschen nehmen durch zu hohe Ozonwerte in der Atemluft Schaden, sondern auch die Natur. Der "fotochemische Smog ist hauptverantwortlich für die Schäden an Laubbäumen wie Buchen, die weniger wegen Hitze und Dürre, sondern wegen der extrem dreckigen Luft leiden", erklärt Kachelmann in einem SPIEGEL-Beitrag.
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Ozonwerte: Ab diesem Wert ist die Luft schädlich?
Um gesundheitliche Schäden an Mensch und Natur durch erhöhte Ozonwerte zu verhindern, gibt es seit 2010 einen europaweiten Zielwert von 120 Mikrogramm pro Kubikmeter. Am vergangenen Wochenende wurde dieser Wert in Berlin an zwei Tagen überschritten:
Wochentag | Ozonwert (jeweils um 15 Uhr) |
Freitag | 105 Mikrogramm pro Kubimeter |
Samstag | 142 Mikrogramm pro Kubimeter |
Sonntag | 150 Mikrogramm pro Kubikmeter |
Der europaweite Zielwert wird über acht Stunden gemittelt und darf nicht mehr als 25 Mal jährlich innerhalb von drei Jahren überschritten werden. Langfristig soll dieser Wert laut dem Umwelt Bundesamt während eines Kalenderjahres gar nicht mehr überschritten werden. "Dieses Ziel wird in Deutschland allerdings an kaum einer Station eingehalten", sagt die Behörde.
Ozon: Das Gas kann schützen oder schaden
Ozon ist an sich kein Schadstoff. In der Atmosphäre schützt uns die Ozonschicht vor der schädlichen UV-Strahlung der Sonne. Doch in Bodennähe ist das Gas gesundheitsgefährdend. Das Ozon wird aber nicht einfach so freigesetzt, sondern ist das Ergebnis einer photochemischen Reaktion von Sonnenstrahlen mit Sauerstoff und Luftverunreinigungen. Hohe Lufttemperaturen und starke Sonneneinstrahlung im Sommer begünstigen die Bildung von bodennahem Ozon zusätzlich.
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Laut Umwelt Bundesamt sind vor Methan und Stickstoffoxide an der Reaktion beteiligt. Sie werden auch als Ozon-Vorläuferstoffe bezeichnet. Für den Ausstoß dieser Stoffe ist hauptsächlich der Mensch verantwortlich. Durch die Nutzung von Kraftfahrzeugen, aber auch im Kraftwerksbereich und bei der Anwendung von Lacken und Lösungsmitteln werden die Ozon-Vorläufer in die Luft abgegeben.
Zu viel Ozon: Diese Folgen hat zu viel Ozon für die Gesundheit
Ozon ist ein Reizgas und kann beim Menschen unterschiedliche Reaktionen hervorrufen. "Eine Risikogruppe lässt sich nicht genau eingrenzen. Man geht davon aus, dass etwa 10 bis 15 Prozent der Bevölkerung (quer durch alle Bevölkerungsgruppen) besonders empfindlich auf Ozon reagieren", erklärt das Umwelt Bundesamt. Wenn der Wert in der Umgebungsluft zu hoch ist, können folgende Symptome auftreten:
- Reizungen an den Augen
- Husten
- Kopfschmerzen
- verminderte Lungenfunktion
- eingeschränkte Leistungsfähigkeit
- Entzündungen und Gewebeschäden in der Lunge
Viele dieser Beschwerden gehen nach circa 48 Stunden wieder zurück. Doch gelangt das Ozon tief in die Atemwege, etwa durch körperliche Anstrengung, können die dabei entstandenen Entzündungen und Gewebeschäden irreversibel sein. Laut dem Umwelt Bundesamt werden Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen mit erhöhten Ozonwerten in Verbindung gebracht.
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Bodennahes Ozon: So schützen Sie sich
Auf Kachelmanns Tweet hin fragte eine Nutzerin, ob Berliner Sportlehrer nun trotzdem noch an den Sportfesten festhalten, die teils für die Tage vor den Sommerferien noch geplant sind. Kachelmann empfiehlt jedoch bei Werten über 120 Mikrogramm pro Kubikmeter draußen keinen Sport zu machen, um sich zu schützen. "Auch angehende Rentnerinnen und Rentner sollten sich bei Ozonwerten über 120 nicht anstrengen. Wenn ich einen Rasen hätte, würde ich allenfalls am frühen Morgen mähen. Dann ist die Luft in urbanen Gebieten meist noch in Ordnung", sagt der Wetterexperte in einem SPIEGEL-Bericht.
So kurz vor den Ferien würden kaum noch Sportveranstaltungen an den Schulen stattfinden. Und wenn doch, könnten die Schulen autonom entscheiden, ob sie sie durchführen wollten, hieß es aus der Senatsverwaltung.
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Auf lange Sicht müssen laut Kachelmann und Umwelt Bundesamt die Emissionen der Ozon-Vorläuferstoffe reduziert werden. Möglichkeiten für die Schadstoffreduktion "bestehen im Verkehrssektor, innerhalb des Einsatzes von Biomasse zur Energiegewinnung, durch Energieeinsparmaßnahmen sowie bei der Lösemittelverwendung in Industrie, Gewerbe und Haushalten", sagt das Umwelt Bundesamt. "Aber solange es lindnert und aiwangert im Land, wird die Gesundheit von Menschen, so scheint es, eher einerlei sein", sagt Kachelmann weiter im SPIEGEL-Bericht.
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