Rom. Die Italienische Riviera ist ein beliebtes Reiseziel – doch die Einheimischen leiden. Politiker errichten “rote Zonen“ für Touristen.
- Italien zieht jährlich eine enorme Menge an Touristen aus der ganzen Welt in seinen Bann
- Doch der Massentourismus hinterlässt seine Spuren
- Lokale Gemeinden ergreifen nun Gegenmaßnahmen, um die Touristenmassen kontrollieren zu können
Ligurien, die sichelförmige Küstenregion im Nordwesten Italiens, wird als Reiseziel immer beliebter. Cinque Terre (wörtlich übersetzt "fünf Länder") ist der Name eines etwa zwölf Kilometer langen, zerklüfteten Küstenstreifens an der Riviera nordwestlich der Hafenstadt La Spezia.
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Fünf winzige Dörfer kleben hier wie Schwalbennester an den senkrechten Felsen über dem tiefblauen Meer: 18 Kilometer Fels- und Steilküste sind die Heimat der fünf kleinen Fischerdörfchen Corniglia, Manarola, Riomaggiore, Vernazza und Monterosso. Der Weg ist reich an Buchten und Stränden, stets von Felsformationen geprägt. Für ihre steile, farbenfrohe Anordnung sind die Ortschaften weltbekannt und werden von Touristen aus aller Welt bestürmt. Seit 1997 ist die Region Unesco-Weltkulturerbe.
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Urlaub in Italien: Cinque Terre - Touristenmassen überrollen Region
Die 7000 Einwohner der Cinque Terre haben kürzlich eine Petition unterzeichnet, in der sie auf ihre vom Besucherstrom verursachten Probleme – etwa Hygiene und Sicherheit – hinweisen und eine eindeutige Forderung stellen: "Rettet die Cinque Terre vor dem Massentourismus."
Die vergangenen Tage verleihen ihrem Anliegen Nachdruck. Über das lange Osterwochenende wurden die Gemeinden von tausenden Tagestouristen überrollt. An einigen Strecken der steilen Dörfer konnte man sich wegen des Andrangs kaum mehr fortbewegen.

"Die Situation ist an vielen Stellen kritisch, vor allem auf den Bahnsteigen und in den Jachthäfen. Wir wissen, dass die Osterfeiertage eine komplizierte Periode ist, aber es ist nicht mehr möglich, Pläne zur Steuerung der Verkehrsströme aufzuschieben", beklagt sich Fabrizia Pecunia, Bürgermeisterin der Gemeinde Riomaggiore.
"Wir brauchen ein spezielles Gesetz für die Cinque Terre, rechtliche Instrumente in den Händen der Bürgermeister, die es heute nicht gibt. Ich werde die Regierung, die Region und die Reiseveranstalter auffordern, in diesem Sinne zu handeln. Wir müssen die touristischen Ströme besser verteilen", sagt Pecunia. Lesen Sie dazu auch: Osterboom in Italien – Tourismus führt zu Problemen
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Urlaub in Ligurien: Kreuzfahrer verstopfen die Fischerorte
Wie die Cinque Terre hat auch die "Perle der ligurischen Riviera", Portofino, Probleme mit dem Massentourismus. In der Promi-Ortschaft hat Bürgermeister Matteo Viacava eine Verordnung unterzeichnet, die eine Art "rote Zone" zwischen dem Stadtkern und den Stränden einrichtet. Hier ist es Touristengruppen verboten, stehen zu bleiben.
"Gruppen von Kreuzfahrttouristen sorgen für Staus auf den engen Gassen. Sie geben hier kaum etwas aus, verursachen aber viele Unannehmlichkeiten", betont der Inhaber eines Restaurants auf der Piazzetta, dem Hauptplatz von Portofino.
Von morgens bis 18 Uhr können Touristen den Hauptplatz von Portofino betreten, flanieren, einkaufen oder in Restaurants sitzen, aber sie dürfen nicht anhalten oder Versammlungen bilden, da sonst Strafen zwischen 65 und 275 Euro verhängt werden. Die Maßnahmen betrifft vor allem die Flut der Kreuzfahrttouristen, die von der Hafenstadt La Spezia aus für ein paar Stunden an die Steilküste der Cinque Terre und Portofino gebracht werden.
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Pro Kreuzfahrtschiff nehmen bis zu 30 Busse Kurs auf die Fischerdörfer. "Seit Monaten verlangen wir von der Hafenbehörde, dass die Ankünfte der Kreuzfahrttouristen per Bus beschränkt werden. Bisher konnten wir uns kein Gehör verschaffen", wurden die Bürgermeister der Cinque Terre zitiert.
Urlaub in Italien: Ostertourismus brachte Region an ihre Grenzen
Der Tourismus macht einen Großteil des Bruttoinlandprodukts der Region aus. Trotzdem sei man an diesem Osterwochenende in Italien an eine Grenze gestoßen, die nicht mehr überschritten werden kann, meinen die Bürgermeister. Dies sei auch dem heimischen Tourismus zuzuschreiben. Wegen der hohen Treibstoffpreise und der Inflation würden die Italiener nach der Pandemie den Urlaub daheim bevorzugen.
"Italien ist ein Land, das Unterkünfte für alle Brieftaschen anbietet", sagt Bernabo Bocca, Präsident des Hotelierverbands Federalberghi. Zwölf Millionen Italiener haben sich zu Ostern einige Urlaubstage gegönnt. Viele von ihnen entscheiden sich für Ferienwohnungen, deren Zahl in den vergangenen Jahren stark zugenommen hat.
Italien-Urlaub: Regierung kündigt erste Maßnahmen an
Rom will jetzt die Zahl der Ferienwohnungen begrenzen und denkt an strengere Regeln für Kurzzeitvermietungen. Die Regierung von Premierministerin Giorgia Meloni plant eine Bestandsaufnahme aller Wohnungen, die kurzfristig vermietet werden. "Sobald wir ein vollständiges Bild haben, werden wir Maßnahmen ergreifen", erklärte die Ministerin.
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"Wir benötigen eine echte Regulierung und warten auch darauf, was die EU ausarbeiten wird. "Ich habe Gespräche mit allen Wirtschaftsverbänden aufgenommen, höre mir die verschiedenen Forderungen an, und dann werden wir neue Regeln bestimmen", sagte Tourismusministerin Daniela Santanche.
Ausgenommen von der neuen Regelung sind kleine Dörfer, in denen es keine Unterkünfte gibt und für die Kurzzeitvermietungen die einzige Lösung ist. "Für uns ist Privateigentum heilig und wenn eine Familie beschließt, ein Zimmer zu vermieten, ist es nicht richtig, sie daran zu hindern. Anders ist die Lage aber, wenn man 20 Wohnungen vermietet", sagte die Ministerin.