Brüssel. Die Europäische Union und die Weltgesundheitsorganisation warnen vor einer gefährlichen Doppelwelle von Corona-Infektionen und der saisonalen Grippe in Europa im kommenden Winter, die das Gesundheitssystem stark belasten könnte. EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides, die EU-Gesundheitsbehörde ECDC und die WHO rufen deshalb in einem gemeinsamen Appell zu Doppelimpfungen gegen das Corona-Virus und die Influenza-Erreger auf.
Es gebe Hinweise, dass in Europa eine neue Infektionswelle der Corona-Pandemie begonnen habe, erklärten Kyriakides, ECDC-Direktorin Andrea Ammon und der WHO-Regionaldirektor für Europa, Hans Kluge, in ihrem Aufruf in Brüssel. Gleichzeitig könnte Europa im Winter von einer frühen und hochaktiven Influenza betroffen sein, wie sie die südliche Hemisphäre im dort kürzlich zu Ende gegangenen Winter erlebt habe. „Möglicherweise sehen wir im Herbst und Winter ein ähnliches Szenario wie auf der Südhalbkugel“, warnen die Experten. „Die potenzielle Kozirkulation von COVID-19 und saisonaler Influenza wird schutzbedürftige Menschen einem erhöhten Risiko schwerer Krankheiten und Todesfälle aussetzen“, heißt es in dem Aufruf.
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Corona und Grippe: EU und WHO befürchten neue Belastung für Gesundheitssystem
Das bedeute wahrscheinlich auch einen erhöhten Druck auf Krankenhäuser und Gesundheitspersonal, die aber nach fast drei Jahren an vorderster Front der Pandemie erschöpft seien. „Wir müssen die Belastung unserer Gesundheitssysteme durch diese Zirkulation vermeiden“, erklärten EU und WHO. „Die Impfung bleibt eines unserer wirksamsten Mittel gegen beide Viren.“ Lesen Sie auch: Corona- und Grippe-Impfung gleichzeitig – geht das?
Die Experten fordern deshalb die Staaten Europas auf, wann immer möglich Grippe- und Covid-19-Impfstoffe gleichzeitig zu verabreichen, um dem Schutz der am stärksten gefährdeten Gruppen Vorrang einzuräumen. „Impfen rettet Leben. Es verringert die Wahrscheinlichkeit einer Infektion und verringert das Risiko schwerwiegender Folgen von COVID-19 und der saisonalen Grippe.“, hieß es weiter. „Wir ermutigen alle Anspruchsberechtigten, insbesondere die am stärksten gefährdeten, sich so schnell wie möglich sowohl für die COVID-19- als auch für die Influenza-Impfung zu melden.“ Besonders im Blick sind das medizinische Personal, Personen über 60 Jahre, schwangere Frauen und Menschen mit Vorerkrankungen.
Darum kehrt die Grippe jetzt nach zwei Corona-Wintern zurück
Hintergrund der Warnungen ist, dass die Grippesaison in den letzten beiden Wintern nur ungewöhnlich milde verlief und teilweise ganz ausblieb. Grund waren wesentlich die Corona-Schutzmaßnahmen mit Kontaktbeschränkungen, Maskenpflicht und Abstandsregeln. Diese Auflagen sind inzwischen gelockert oder wieder abgeschafft worden. Zuletzt hatte deshalb die Deutsche Gesellschaft für Immunologie gewarnt, dass es in diesem Winter zusätzlich zur Corona-Pandemie auch zu einer Grippewelle kommen werde. Das Robert Koch-Institut (RKI) erklärt, die Zahl der Atemwegserkrankungen liege schon deutlich über den Werten der beiden Vorjahre. Auch die Zahl der Arztbesuche ist demnach über das Niveau der Vorjahre gestiegen.
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Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.