Ein neuer Schub Vulkanasche aus Island behindert erneut massiv den Luftverkehr in Teilen Deutschlands. Beeinträchtigungen gab es auch in anderen Ländern Europas sowie auf den Transatlantikstrecken. In Deutschland waren Bayern und Baden-Württemberg von den Luftraum-Sperrungen betroffen – wogegen die beiden größten deutschen Airlines prompt protestierten.

Vulkanasche führt wieder zu Flugverboten Gestrandete Passagiere, lange Wartezeiten, Unsicherheit: die Schreckensbilder vom April wiederholen sich, wenn auch in kleinerem Ausmaß. Der Streit um die Notwendigkeit von Flugverboten geht weiter.

Ein neuer Schub Vulkanasche aus Island behindert erneut massiv den Luftverkehr in Teilen Deutschlands. Beeinträchtigungen gab es am Wochenende auch in anderen Ländern Europas – darunter Frankreich, Spanien und Österreich – sowie auf den Transatlantikstrecken. In Deutschland waren ab Sonntagnachmittag Bayern und Baden-Württemberg von den Luftraum-Sperrungen betroffen. Dies stieß allerdings bei den beiden größten deutschen Airlines auf heftige Kritik. Gestrichene oder verspätete Flüge verärgerten auch viele Passagiere in anderen Bundesländern. Für Montag sagte der Deutsche Wetterdienst weitere Beeinträchtigungen voraus.

Der Luftraum am zweitgrößten Flughafen in München wurde am Sonntag ab 15 bis 21 Uhr gesperrt, teilte die Flugsicherung in Langen bei Frankfurt mit. Vor den Schaltern der Airlines drängten sich ratlose Passagiere auf mehreren hundert Metern Länge. In München wurden sowohl die Flüge nach Instrumenten (IFR) als auch auf Sicht (VFR) verboten. Für Sichtflüge gab es nur einige wenige Ausnahmen. Gesperrt blieb auch der Flughafen Memmingen. Der Airport Stuttgart schloss nur vorübergehend, war ab 18 Uhr aber wieder geöffnet.

Die Lufthansa kritisierte ebenso wie ihr Konkurrent Air Berlin die deutschen Flugverbote als „falsch“. „Es gibt keinen konkreten Hinweis auf eine Gefährdung“, sagte Lufthansa-Sprecher Klaus Walther. Erneut seien für die Entscheidung nur Computersimulationen herangezogen worden. Die Schweiz, die eigene Messungen durchgeführt habe, lasse weiter den Flugverkehr zu. In Deutschland habe es dagegen keine Messflüge gegeben. „Wir haben keinerlei hinreichende Beweise vom Deutschen Wetterdienst, was da in der Luft ist“, sagte auch Air Berlins Pressesprecher Christoph Noack.

Die Vulkanasche aus Island sei über Spanien und Frankreich in einen Teil des süddeutschen Luftraums gezogen, erklärte die Flugsicherung aufgrund von Daten des Deutschen Wetterdienstes und von Vulkanasche-Spezialisten aus London. In dem Luftraum gebe es daher eine hohe Konzentration an Vulkanasche. Die Partikel gelten zwar für Menschen nicht als schädlich, können in hoher Konzentration aber Triebwerke moderner Jets schädigen oder gar zum Ausfall bringen.

Wie lange die Sperrungen anhalten, blieb zunächst unklar. Ein Spezialistenteam der Flugsicherung wertete ständig die neuen Wetterdaten aus. Ein Sprecher des Deutschen Wetterdienstes sagte, es sei für Montag noch mit lokalen Ascheresten über Deutschland zu rechnen, ab Dienstag gebe es keine Beeinträchtigungen mehr.

Bereits Mitte April waren fast sechs Tage lang weite Teile des europäischen Luftraums gesperrt worden. Zehntausende Flugausfälle führten zu Schäden in Milliardenhöhe. In Deutschland setzten mehrere Airlines auf Sichtflüge, für die sie eine Sondergenehmigung erhielten. Die EU-Verkehrsminister beschlossen daraufhin ein Modell mit drei Gefährdungsstufen, um eine einheitliche Regelung zu haben.

Der größte deutsche Flughafen in Frankfurt war von der Asche nicht direkt betroffen. Allerdings fielen allein am Sonntag 31 von knapp 1400 geplanten Flügen aus, weil andere Flughäfen in Europa geschlossen waren. Die Lufthansa empfahl ihren Passagieren in München und Stuttgart, sich im Internet über Ausfälle und Verspätungen zu erkundigen und gegebenenfalls gar nicht erst zum Flughafen zu kommen.

Einige andere Lufträume in Deutschland waren am Sonntag nach Einstufung der Flugsicherung „potenziell kontaminiert“. Dort waren Flüge aber weiter möglich. Nach einem vom Bundesverkehrsministerium festgelegten Plan müssen Airlines dann alle besonderen Vorkommnisse melden und Flugzeuge unverzüglich auf mögliche Schäden untersuchen.

Nach Einschätzung von Eurocontrol vom Mittag sollte es am Sonntag in Europa rund 24.500 Flüge geben, etwa 500 weniger als normal. Am Samstag waren rund 200 Flüge ausgefallen. Auf den Strecken über den Atlantik kam es zu mehrstündigen Verspätungen, weil die Maschinen die Aschewolke umfliegen mussten. Betroffen von der Vulkanasche in der Luft waren laut Eurocontrol Flughäfen im Norden Portugals, im Nordwesten Spaniens und im Norden Italiens. Vorübergehend seien die Flughäfen Mailand, Pisa und Florenz gesperrt. Auch Österreich schloss die Flughäfen Innsbruck, Salzburg, Linz und Wien.

Die Schweiz schloss sich der Sperrung zwar nicht an; dennoch fielen am Sonntag zahlreiche Flüge in Genf, Basel und Zürich aus. Die Fluggesellschaft EasyJet strich sämtliche Flüge von und nach Genf, wie die Nachrichtenagentur SDA berichtete. Die Schweizer Luftaufsicht hatte am Samstagabend entschieden, dass der Luftraum über der Schweiz offen bleiben soll. Die Dichte der neuen Aschewolke des isländischen Vulkans stelle für Flugzeuge derzeit keine Gefahr dar, hieß es. Weiter Kritik an Sichtflügen

Unterdessen stoßen die Sichtflüge von Verkehrs-Jets während der Luftraumsperrung im April nach einem Bericht des „Spiegel“ weiter auf Kritik. Flüge im kontrollierten Sichtflug seien riskanter gewesen als die Gefahr durch die Vulkanwolke, schreibt das Magazin unter Berufung auf Piloten.

Lufthansa-Sicherheitspilot Jürgen Steinberg hat demnach seine Zustimmung zu den Sichtflügen inzwischen bedauert. „Das darf sich nicht wiederholen. Heute würde meine Empfehlung in der gleichen Situation lauten: „Don`t do it“ (Tue es nicht)“, schrieb er nach den Angaben. Die Lufthansa wies die Kritik als Privatmeinung zurück.