Eine Woche nach dem Tunnel-Drama bei der Love Parade in Duisburg trauert an diesem Sonnabend ein ganzes Land: In allen Bundesländern wurde eine Trauerbeflaggung angeordnet. In Duisburg selbst wird von 11 Uhr an mit einem zentralen Gottesdienst der 21 Opfer gedacht. Zehntausende werden im Herzen der Stadt erwartet, darunter Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Bundespräsident Christian Wulff (CDU). Für den anschließenden Trauermarsch sind laut Polizei 20000 Teilnehmer angemeldet. Das Fernsehen wird die Trauerfeier übertragen.
Vor einer Woche führte eine Massenpanik am Eingang zum Gelände der Love Parade zum Unglück. 21 Menschen starben, mehr als 570 wurden verletzt. Noch immer liegen 25 Menschen in Krankenhäusern. Das Drama von Duisburg gilt jetzt schon als das größte Unglück bei einer öffentlichen Veranstaltung in Deutschland. Die Kölner Polizei hat inzwischen mit einer 63 Beamte starken Sonderkommission die Ermittlungen begonnen. Nach einem ersten Untersuchungsbericht der NRW-Landesregierung hat der Veranstalter der Love Parade zahlreiche Sicherheitsauflagen nicht eingehalten und nicht für ausreichend Ordner-Kräfte an zentralen Punkten gesorgt. Landesinnenminister Ralf Jäger (SPD) sprach in einer ersten Analyse davon, dass das gesamte Ordnersystem des Veranstalters unter dem Ansturm der Menschen zusammenbrach.
Sauerland stoppt Rücktrittsplan
Der Duisburger Oberbürgermeister, Adolf Sauerland (CDU), wollte bereits zurücktreten, wie Morgenpost Online aus ranghohen Sicherheitskreisen erfuhr. Ein Stadtsprecher dementierte dies. Nach Morgenpost-Informationen sollen Sauerland und sein juristischer Berater sogar eine Pressekonferenz für den gestrigen Nachmittag geplant haben. Als die Nachricht von seinem geplanten Rücktritt jedoch vorzeitig publik wurde, soll der Oberbürgermeister diesen Plan vorerst gestoppt haben. Allerdings plant Sauerland nach Informationen von Morgenpost Online nach der Trauerfeier eine Stellungnahme.
Dem CDU-Politiker wird unter anderem vorgeworfen, Widerstände in der eigenen Verwaltung übergangen haben. Daher fordern immer mehr Politiker, auch eigene Parteifreunde, seinen Rücktritt. Der Vorsitzende des Bundestags-Innenausschusses, Wolfgang Bosbach (CDU), legte Sauerland den Rücktritt nahe. Sauerland trage die politische Verantwortung und „hafte“ damit auch politisch für mögliche Fehler seiner Mitarbeiter, sagte Bosbach.
Zudem erhöhen die Oppositionsparteien im Duisburger Rathaus den Druck auf Sauerland. Die Ratsfraktion der Linken hat die Abwahl des Oberbürgermeisters für die nächste Ratssitzung im Oktober beantragt. SPD und FDP wollen das Vorhaben unterstützen. Zum Zünglein an der Waage dürfte die Fraktion der Grünen werden. Bisher haben sie die Politik Sauerlands mitgetragen. Sie könnten eine Abwahl verhindern. „Wir wollen als Fraktion erst einmal die Aufklärung“, sagte Fraktionsmitglied Frank-Michael Rich. Erst wenn die Verantwortlichkeiten klarer seien, werde seine Fraktion „entsprechende Konsequenzen“ fordern.