Berlin. Die Stimmungslage am Montagabend wird schon eine recht besondere sein. Auf der einen Seite 2700 Fans des 1. FC Union, die mit einem Sonderzug nach Frankfurt reisen, um ihre Mannschaft im Bundesliga-Spiel bei Eintracht Frankfurt (20.30 Uhr, DAZN) zu unterstützen.
Auf der anderen Seite ein großer, leerer Bereich im Unterrang – so haben es zumindest die Anhänger der Hessen angekündigt. Aus Protest über die Montagsspiele soll es während der gesamten Begegnung keine Unterstützung geben.
Dass längst beschlossen ist, in der Bundesliga ab der Spielzeit 2021/22 keine Montagsspiele mehr durchzuführen, wird dabei geflissentlich ignoriert.
Union Berlin will organisierter auftreten
Im Mittelpunkt stehen darüber hinaus außerdem zwei Mannschaften, deren emotionale Lagen sich ebenfalls voneinander unterscheiden. Auf der einen Seite die Frankfurter, die trotz nur vier Tagen Pause nach dem Europa-League-Spiel gegen Salzburg voller Selbstvertrauen, eventuell sogar euphorisiert sind.
Auf der anderen Seite die Berliner, die voller Selbstvertrauen sein wollen trotz der Niederlage zuletzt gegen Bayer Leverkusen. Weil die Leistung beim 2:3 eine gute gewesen ist.
„Ich glaube schon, dass du durch die Auftritte in Bremen und auch gegen Leverkusen ein gewisses Selbstvertrauen mitnimmst, weil wir vieles richtig gemacht haben“, sagte Trainer Urs Fischer, „aber gerade die letzten zehn Minuten gegen Leverkusen, wenn es um Organisation geht, das können wir besser machen.“
Union Berlin vertraut seiner guten Defensive
Immer wieder verweist der Schweizer auf jenen Bestandteil im Spiel der Köpenicker, der sie bislang so prächtig durch ihre Premieren-Saison im Fußball-Oberhaus gebracht hat: die gut organisierte Defensive. Sie war der Schlüssel beim zweiten Auswärtssieg in Bremen. Sie soll und muss auch der Schlüssel sein, um aus Frankfurt etwas mitzunehmen.
„5:0 gegen den FC Augsburg, 4:1 gegen Red Bull Salzburg – das musst du zuerst einmal hinbekommen. Es wird wichtig sein, kompakt zu stehen“, forderte Trainer Fischer von seiner Mannschaft: „Wenn das Feld zu groß wird, spielt ihnen das in die Karten.“
Mit Blick auf die personelle Situation haben die vergangenen Tage Union nicht in die Karten gespielt. Natürlich gab es intern einige Diskussionen über Sebastian Polter. Der Stürmer hatte im Interview mit der Berliner Morgenpost fehlende Wertschätzung sowie mangelndes Vertrauen in seine Fähigkeiten beklagt und im Sommer seinen Abschied von Union angekündigt.
Verständnis und Kritik für Polter von Union-Trainer Fischer
Am Sonnabend zeigte Fischer Verständnis für Polters Unzufriedenheit. Doch der Schweizer kritisierte Polter auch dafür, den Weg an die Öffentlichkeit gesucht zu haben. „Persönliche Befindlichkeiten sind hinten anzustellen. Wir haben eine Zielsetzung, das ist der Klassenerhalt, da braucht es jeden. Ich glaube auch, dass wir dieses Ziel nur als Team erreichen können. Es gilt, sich für das Ziel und den Klub zu zerreißen.“
Sportliche Konsequenzen soll es nicht geben, wie Fischer betonte: „Seit ich hier bin, treffe ich meine Entscheidungen immer sportlich. Das werde ich auch in Zukunft so handhaben.“
Ob Polter intern eine Geldstrafe oder gar eine Abmahnung erhalten hat, lässt sich höchstens vermuten. „Arbeitsvertragliche Themen verhandeln wir zwischen den Vertragspartnern, nicht in der Öffentlichkeit“, erklärte Christian Arbeit, Unions Geschäftsführer Kommunikation.
Einsatz von Schlotterbeck ist fraglich
Außerdem wird Fischer seine Abwehr unter Umständen wieder einmal umstellen. Keven Schlotterbeck, so der Union-Coach „ist fraglich, weil er in den vergangenen zwei Tagen ein bisschen kränklich war“.
Florian Hübner, ein möglicher Vertreter für Schlotterbeck, konnte zwar die gesamte Woche trainieren, hat einige Einheiten jedoch nicht mit der Mannschaft arbeiten können. Und Michel Parensen kehrt aus einem Muskelfaserriss zurück. „Ich hoffe, eine Reaktion des Muskels auf das Training bleibt aus“, so Fischer.
Fraglich ist auch Sheraldo Becker (muskuläre Probleme). Definitiv fehlen wird Manuel Schmiedebach wegen Muskelproblemen. Kapitän Christopher Trimmel muss eine Gelb-Sperre absitzen.
Union Berlin sieht sich im Rhythmus
Bleibt die Frage zu beantworten, inwiefern die unterschiedlichen Pausen Auswirkungen auf die Mannschaften haben könnten. „Wie viel Tage hat Frankfurt Pause? Vier? Das reicht allemal aus, um zu regenerieren“, hatte Fischer schon unter der Woche festgestellt. Zumal das Erfolgserlebnis gegen Salzburg ohnehin beflügeln dürfte.
Auch bei seiner Mannschaft sieht Fischer keine Problematik, dass sie erst neun Tage nach dem Leverkusen-Spiel wieder ran darf. „Wir spielen ja auch schon mal am Freitag, sind deshalb also unterschiedliche Spielrhythmen gewohnt“, so Fischer.
Von der emotionalen Gemengelage in Frankfurt werde sich seine Mannschaft jedenfalls nicht beeinflussen lassen, hofft Fischer. „Wir müssen ab der ersten Sekunde bereit sein für die Aufgabe. Die Umstände können wir zwar nicht beeinflussen, aber das kann uns in die Karten spielen. Es liegt an uns, sich dieser Aufgabe zu stellen“, sagte Fischer. Rund 2700 Fans im Rücken zu wissen, ist da sicher nicht die schlechteste Voraussetzung.
Mehr über Union Berlin lesen Sie hier.