Bundesliga

Union fehlt in Leverkusen die Mentalität – Rot für Polter

| Lesedauer: 5 Minuten
Michael Färber
Leverkusens Lars Bender (l.) setzte sich gegen Unions Christian Gentner durch.

Leverkusens Lars Bender (l.) setzte sich gegen Unions Christian Gentner durch.

Foto: Federico Gambarini / dpa

Aufsteiger Union kassiert beim 0:2 bei Bayer Leverkusen die dritte Saisonniederlage. Platzverweis für den eingewechselten Polter.

Berlin. Gut eine Stunde war gespielt in Leverkusen, als auch dem größten Optimisten im Lager des 1. FC Union klar werden musste: Der Aufsteiger in die Fußball-Bundesliga hatte an diesem fünften Spieltag einen komplett gebrauchten Tag erwischt.

Sinnbildlich für diese Erkenntnis stand Sebastian Polter. Wieder hatte der Stürmer zunächst auf der Bank Platz nehmen müssen. Doch in der 61. Minute, als Ersatz für Marcus Ingvartsen, sollte er endlich die Chance bekommen, zu zeigen, dass er in die Startelf gehört.

Keine drei Minuten später kam dann alles zusammen. Polter trat seinem Gegenspieler Julian Baumgartlinger von hinten auf den linken Knöchel, er erwischte den Leverkusener total unvorbereitet in der Laufbewegung. Schiedsrichter Robert Hartmann (Wangen) entschied völlig zu Recht auf Foul und zeigte Polter Gelb. Ein Signal vom Videoassistenten aus Köln rief Hartmann dann an den Monitor an der Seitenlinie, um sich die Szene noch einmal anzuschauen. Und Hartmann reagierte, weil er reagieren musste: Rot für Polter. Und das 0:2 (0:2) gegen Leverkusen war spätestens in diesem Augenblick besiegelt.

Union zu harmlos in der Offensive

„Wir müssen uns etwas zutrauen“, hatte Trainer Urs Fischer seiner Mannschaft mit auf den Weg gegeben. Mit Keven Schlotterbeck für den gesperrten Innenverteidiger Neven Subotic und dem wieder genesenen Marcus Ingvartsen für Anthony Ujah in der Offensive nahm Fischer nur zwei Änderungen im Vergleich zur Niederlage gegen Bremen (1:2) vor. Nur richtig zugehört hatten seine Mannen offenbar nicht.

Auf viel Ballbesitz müsse sich der Aufsteiger einstellen, „da kommt einiges auf uns zu“, so Fischer. Tatsächlich versuchte Union in erster Linie, den Gegner fern vom Tor zu halten. Das gelang zunächst weitgehend.

Nur nach vorn entwickelten die Köpenicker keine Gefahr. Zu zaghaft waren die Offensivbemühungen – und zu fehlerhaft. Genau dies bestraften die Leverkusener eiskalt nach 20 Minuten. Nach einem Fehlpass von Sebastian Andersson schickte Nadiem Amiri Kevin Volland auf die Reise. Dessen ersten Schuss von der Strafraumgrenze konnte Christopher Trimmel noch abwehren, den zweiten Versuch fälschte Unions Kapitän jedoch so ab, dass er für Torwart Rafal Gikiewicz unerreichbar wurde.

Glück und Pech für Union

Es war der verdiente Rückstand für die Unioner, die vier Minuten vorher dank des Videoassistenten vom 0:1 noch verschont wurden. Über Nationalspieler Kai Havertz und Lars Bender kam der Ball in den Strafraum zu Lucas Alario, der direkt einschoss. Doch weil Volland Torwart Gikiewicz irritierte und damit aus passivem ein aktives Abseits machte, fand der Treffer keine Anerkennung.

„Das war nicht so, wie wir auftreten wollten, wie es Union-typisch wäre. Wir haben die notwendige Aggressivität vermissen lassen, sodass wir das in der zweiten Halbzeit nicht mehr korrigieren konnten“, sagte Christian Gentner.

Unions Mittelfeldspieler war es, der das zweite Gegentor einleitete. Sein Fehlpass leitete der Leverkusener Wendell auf Alario weiter, der aus 16 Metern zum 0:2 einschoss. Pech für Union: Auch dieser Schuss war noch abgefälscht, dieses mal durch Marvin Friedrich.

Andersson mit der einzigen Union-Chance

An der Tatsache, dass der Rückstand und in der Folge auch die Niederlage verdient waren, gibt es jedoch keinen Zweifel. „Das war heute ein enttäuschender Auftritt. Er verfehlte alles, was wir bisher gezeigt hatten“, sagte Trainer Fischer. „Fehlende Mentalität“ sah der Schweizer bei den Seinen, auch der Begriff „schläfrig“ fiel.

Auch Torwart Gikiewicz schimpfte: „Wir hätten eine Mentalität wie gegen Dortmund gebraucht.“ Vor drei Wochen wurde der Titelkandidat regelrecht niedergekämpft. Davon war Union an diesem Sonnabend weit entfernt.

Das galt auch für die zweite Halbzeit, in der Union mit Akaki Gogia für den wirkungslosen Sheraldo Becker mehr Schwung aufnehmen wollte. Zudem kam Ken Reichel auf der linken Abwehrseite für den angeschlagenen Christopher Lenz. Und schließlich Polter für Ingvartsen. Doch nur ein Andersson-Kopfball nach einem Trimmel-Freistoß ließ sich mit Mühe in die Kategorie Torchance verorten (85.).

Havertz trifft nur die Latte

Union hatte sogar noch Glück, dass Havertz nur die Latte traf (82.). Dabei wäre ein dritter Leverkusener Treffer keiner zu wenig gewesen in einer Partie, die Union zum Nachdenken anregen wird. Nicht nur Sebastian Polter.

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( sid )