Berlin. Nach dem Aufstieg mit dem 1. FC Union folgt nun der persönliche Aufstieg, zumindest für Urs Fischer. Der Schweizer genießt den freien Montag in seiner Heimat. Die Familie besuchen, und dann zieht es den Trainer der Köpenicker ein wenig in die Berge. Einen Moment durchatmen nach den ersten beiden Bundesligaspielen der Klubhistorie.
Das 1:1 beim FC Augsburg hat die Lage beim Aufsteiger nach dem 0:4-Premierendebakel gegen Leipzig entspannt. Die Mannschaft hat gezeigt, dass sie auch Erstligagegner mächtig in Schwierigkeiten bringen kann.
Zugleich hat Union das bestätigt, was von der sportlichen Leitung – Fischer und Oliver Ruhnert, Unions Geschäftsführer Sport – als ein wichtiger Baustein angesehen wurde, um im Kampf um den Klassenerhalt wirklich eine Chance zu besitzen: einen großen und qualitativ ausgeglichen besetzten Kader.
1. FC Union Berlin - Ausgleich als erster Treffer in der Fußball-Bundesliga
Der Ausgleich in Augsburg, Unions allererster Bundesliga-Treffer, war ein Jokertor, wie es im Buche steht. Vorlagengeber Sebastian Polter und Schütze Sebastian Andersson wurden erst in der Schlussphase eingewechselt.
„Wir waren uns eigentlich einig draußen: Wir bringen die zwei, sie sind frisch und sicherlich gut für ein Tor“, gab Fischer einen Einblick in die Entscheidungsfindung mit seinem Trainerteam: „Du hast eine gewisse Dynamik, auch eine gewisse Größe, es war dann auch klar, dass du die beiden offensiven Spieler rausnimmst, weil sie sehr viel gearbeitet haben.“
Gemeint waren Anthony Ujah, der sein Startelfdebüt für Union in der Bundesliga gegeben hatte und zugleich Andersson auf die Bank verdrängte, sowie Marcus Ingvartsen, der als zweite echte Spitze unterwegs war. Kurz vor dem Doppelwechsel hatte Fischer bereits Suleiman Abdullahi für Sheraldo Becker gebracht – ein ebenso positionsgetreuer Tausch, der neuen Schwung auf der rechten Außenbahn brachte. Becker habe „viele Läufe in die Tiefe gemacht und war einfach kaputt“, so Fischer.
Doppelter Sebastian im Zusammenspiel
Der Plan ging auf, auch weil die beiden Joker im Angriff ein Zusammenspiel an den Tag legten, dass man erhoffen, aber sicher nicht unbedingt erwarten durfte. Profis wie Andersson und Polter sind Vollblutstürmer, die sich vor allem über Tore definieren. Ein gewisser Egoismus im Mannschaftssport Fußball gehört automatisch dazu.
Es wäre also nicht verwunderlich gewesen, hätte Polter beim Konter in der 80. Minute den Ball nicht im richtigen Moment und mit der richtigen Schärfe in die Mitte zu Andersson gepasst, sondern selbst aufs Tor geschossen.
Anderssons Freude, Unions erster Bundesliga-Torschütze zu sein, war nicht zu übersehen. Ebenso die Zufriedenheit Polters, der als früherer Stammspieler bislang seine Rolle als Joker angenommen hat, wie die Torvorbereitung in Augsburg zeigt.
Beide Joker zeigen sofort Präsenz
„Ich war begeistert, dass wir das Tor gemacht haben“, freute sich auch Fischer über die Gemeinschaftsproduktion, auch über Polters Uneigennützigkeit.
„Du verlangst von deinen Jungs immer, dass sie eine gewisse Verantwortung übernehmen, das heißt, sie müssen auch mal egoistisch sein, um aufs Tor zu schießen. Aber natürlich sollte der besser postierte Mann nicht übersehen werden. Am Schluss trifft ein Spieler eine Entscheidung, hier hat er die richtige getroffen. Vielleicht hätte er auch aufs Tor gehen können, und der Ball wäre trotzdem reingegangen“, erläuterte Fischer.
Entscheidend für ihn sei aber nicht Polters mannschaftsdienliches Abspiel gewesen, „sondern dass sie sofort im Spiel waren und Präsenz zeigten“. Und das nicht nur, um die zweite Niederlage noch abzuwenden.
Trainer Fischer befeuert den Konkurrenzkampf
Durch die Leistung des eingewechselten Sturmduos hat der Konkurrenzkampf im Angriff wieder Fahrt aufgenommen. Drei Angreifer, die sich zumeist um einen, vielleicht auch mal um zwei Plätze rangeln. Eine Situation, die dem Trainer gefällt. Auch deshalb, weil es durchaus unterschiedliche Stürmertypen sind, wie Fischer erklärte.
„Andersson ein sehr robuster Spieler, der sehr viel unterwegs ist. Er ist immer wieder anspielbar, sucht aber auch die Tiefe und zeigt Präsenz im Strafraum“, sagte der Trainer. Polter sei „wirklich sehr, sehr gefährlich im Strafraum. Vielleicht weniger aus dem Spiel heraus, aber eine enorme Präsenz in der Box.“ Und der Ex-Kölner Ujah bringe „beides mit. Er ist gut, wenn er angespielt wird, kann sich behaupten, kennt dann aber auch den entschlossenen Weg in den Strafraum. Er hat ein Gespür, wohin der Ball kommen könnte.“
Es spricht für die Befeuerung des Konkurrenzkampfes, wenn Fischer auch Ingvartsen in der Aufzählung dazunimmt, obwohl der Däne „aus meiner Sicht eher aus der zweiten Reihe kommen sollte. Ein Spieler mit einem präzisen Schuss“.
Andersson und Polter zeigen, wie es geht
Ein großer Kader, doppelt besetzte Positionen und Spieler, die „sauer sein müssen, dass sie nicht von Anfang an spielen“ (Fischer) – Andersson und Polter haben in Augsburg gezeigt, wie man damit umgehen kann.
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