Windischgarsten. Die vergangene Woche war für Florian Hübner alles andere als erbaulich. Für den Innenverteidiger des 1. FC Union gab es in der ersten Woche des Trainingslagers in Windischgarsten/Österreich „nichts Schlimmeres, als dass ich im Kraftraum stehe und durch das Fenster sehe, wie die Jungs draußen trainieren“.
Eine angeschlagene Kapsel im rechten Knie setzte dem 28-Jährigen zu. Auch wenn erst zwei Wochen Vorbereitung für den Bundesliga-Aufsteiger vorüber sind – der Konkurrenzkampf ist in vollem Gange. Natürlich auch in der Innenverteidigung.
Im Aufstiegsjahr war Hübner zusammen mit Marvin Friedrich unantastbar, auch mangels Alternativen, die Trainer Urs Fischer zur Verfügung standen. Das hat sich mit der Transferoffensive der vergangenen Wochen mit den Verpflichtungen von Neven Subotic und Keven Schlotterbeck geändert.
Linksfuß Schlotterbeck punktet
So muss Hübner zusehen, wie Schlotterbeck in jeder Trainingseinheit Punkte sammelt. Für ein Jahr hat Union den 22-Jährigen ausgeliehen. Er selbst nannte seinen linken Fuß als Stärke, „ich habe auch eine gute Spieleröffnung“.
Jeder Pass von Schlotterbeck, der über den Platz in Windischgarsten segelt und zuweilen punktgenau beim Mitspieler landet, bestätigt die Einschätzung. Hübner muss sich derweil mit Aquajogging zufrieden geben, um wieder in eine Form zu kommen, die ihm die Teilnahme am Mannschaftstraining erlaubt. Diese Woche soll das der Fall sein.
Seine Gefühlswelt habe „nichts mit anderen zu tun, in erster Linie denke ich daran, dass ich wieder fit werde. Die Vorbereitung ist wichtig, deshalb tue ich alles, um so schnell wie möglich wieder auf den Platz zu kommen.“
Erfahrener Subotic kommt in Schwung
Das tut auch Subotic, noch abseits des Mannschaftstrainings, aber draußen, auf einem Platz neben jenem, auf dem Fischer den Kader auf Bundesliga trimmt. Stabilisations- und Ausdauerübungen stehen für den ehemaligen Dortmunder an.
Immer wieder unterbricht er seine Übungen, um rüberzuschauen zu seinen neuen Mitspielern. „Das ist ein echtes Team.“ Jene Einschätzung, die auch Grundlage für seine Vertragsunterschrift bis 2021 gewesen ist, findet er in den Tagen von Windischgarsten bestätigt.
Und von Tag zu Tag verschwinden auch die Nachwirkungen seiner Knieverletzung, erlitten in den letzten Wochen bei AS St. Etienne. Bald steht auch er Coach Fischer komplett zur Verfügung, schon jetzt ist er bei kleineren Spielformen dabei. Den Trainingsrückstand sieht man ihm noch an, die Erfahrung, die er mitbringt, ebenfalls.
Eine Frage des Systems
„Das ist Bundesliga, da ist es klar, dass wir auf jeder Position etwas gemacht haben“, sagte Hübner zu den Transfers der direkten Konkurrenten. „Das ist ein Konkurrenzkampf, den werde ich annehmen, und am Ende wird man sehen, wer sich durchsetzt“, gibt sich der Aufsteiger selbstbewusst. „Vielleicht werden wir mehrere Systeme ausprobieren, wo wir mal einen Innenverteidiger mehr oder weniger brauchen, so dass wir auf alles vorbereitet sind.“
Hübner spricht jene Flexibilität an, die er in der vergangenen Saison gezeigt hat. „Das habe ich noch nie erlebt, dass einer als Rechtsfuß die ganze Saison klaglos auf links spielt“, lobte Oliver Ruhnert, Unions Geschäftsführer Profifußball, den Innenverteidiger. Der wiederum nimmt die Anerkennung gern entgegen: „Man muss flexibel sein auf dieser Position. Ich denke, ich bin nicht ganz so blind mit dem linken Fuß, deswegen kam mir das ganz gut entgegen.“
Rückkehrer Friedrich startet fit
Entgegen kommt Hübner auch, dass sein Partner aus der Aufstiegssaison wieder zurück ist. Marvin Friedrich wurde gerade noch rechtzeitig vor Beginn des Trainingslagers vom FC Augsburg verpflichtet. Und der 23-Jährige (Vertrag bis 2022) trat in bestem körperlichen Zustand den Kampf um die Stammplätze an.
Er sagt: Jene Leute, die Spieler wie Subotic oder Schlotterbeck verpflichtet haben, „haben sich schon etwas dabei gedacht. Ich finde es nicht schlecht, wenn wir breiter aufgestellt sind.“ Wohl wissend, dass es kaum eine Saison geben wird wie 2018/19, in der er jede Minute auf dem Platz stand.
Friedrichs Verpflichtung hat auch etwas mit Subotic zu tun. „Vielleicht hat uns der Transfer von Subotic geholfen, dass wir bei Friedrich die rote Linie nicht überschritten haben“, verriet Kaderplaner Ruhnert. Soll heißen: Dank der Verpflichtung des Serben war Union nicht mehr zwingend auf eine Rückkehr des Aufstiegshelden angewiesen, die Ablösesumme dürfte somit um zwei Millionen Euro liegen.
Hübner muss sich wieder gedulden
„Wir sind zusammen durch viele Höhen und ein paar Tiefen gegangen. Wenn du 30 Spiele nebeneinander kämpfst und so etwas Besonderes erreichst, bist du natürlich froh, wenn so ein Spieler wieder da ist“, freute Hübner Friedrichs Rückkehr.
Aus vier mach zwei – auf diese einfache Formel lässt sich der Konkurrenzkampf in Unions Innenverteidigung bringen. Mit einem erfahrenen Subotic, einem aufstrebendem Schlotterbeck, einem schon wieder starken Friedrich – und Hübner, der kämpfen muss, um den Anschluss nicht zu verpassen.
Erinnerungen werden wach an die Saisonvorbereitung 2018. Auch da musste Hübner am Anfang zunächst pausieren – der Rest ist bekannt.
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