Zweite Liga

Union-Torwart Gikiewicz: „Jedes Spiel ist ein Endspiel“

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Michael Färber
Union-Torwart Rafal Gikiewicz hat den Ball im Blick

Union-Torwart Rafal Gikiewicz hat den Ball im Blick

Foto: Thomas F. Starke / Bongarts/Getty Images

Union spürt vor allem in Heimspielen den zunehmenden Druck im Aufstiegsrennen. haben die Köpenicker Angst vor der eigenen Courage?

Berlin. Oliver Ruhnert lehnte sich entspannt zurück. Das Hamburger Derby zwischen dem FC St. Pauli und dem HSV am Sonntag lässt den Geschäftsführer Profifußball des 1. FC Union zumindest äußerlich kalt. „Wenn wir jetzt drei Spieltage vor Schluss wären, würde ich mir wünschen, dass es nach diesem Spiel oben eng bleibt“, wollte sich Ruhnert dann auch nicht auf einen Sieger festlegen.

Dabei ist Berliner Fußball-Zweitligist schon irgendwie involviert. Gewinnt der HSV, hat Union durch den Heimsieg am Freitag gegen den FC Ingolstadt (2:0) den Abstand zu Rang vier auf vier Punkte vergrößert.

In einer Liga, die diese Saison so ausgeglichen ist wie noch nie, ist das schon ein großer Vorsprung. Ist jedoch St. Pauli siegreich, geht Union als Tabellenzweiter in die restlichen neun Spieltage und kann aus einer Position der Stärke heraus auf die Zielgerade des Aufstiegsrennens gehen.

Druck in Heimspielen zu groß?

Angesichts des insgesamt mauen Auftritt gegen Ingolstadt muss jedoch die Frage erlaubt sein, ob die Köpenicker tatsächlich stark genug sind für den Endspurt. Selbst Trainer Urs Fischer hatte seine Mannschaft „gehemmt“ gesehen: „Da fragt man sich schon, ist der Druck in Heimspielen vielleicht zu groß.“

Die beiden Partien gegen Ingolstadt und zuvor gegen Arminia Bielefeld (1:1) haben wenig von jener Reife, von jenem Selbstverständnis gezeigt, die Union zwischendurch zu einem verdienten Auswärtssieg in Kiel (2:0) geführt hatten. Das Gefühl, Union hat Anfang März ein wenig Angst vor der eigenen Courage, verfestigt sich.

„In der Hinrunde hätten wir zwei-, dreimal auf Platz eins springen können, da hieß es auch schon, ob der Druck zu groß ist“, sagte Ruhnert: „Druck kann man nur verspüren, wenn man nicht die Dinge erreicht, die man sich vorgenommen hat. Und die Mannschaft ist gerade dabei, viel mehr zu erreichen, als man ihr nach dem großen Umbruch zugetraut hat.“

Union verspielte schon einmal sehr gute Ausgangsposition

Tatsächlich ist es schon bemerkenswert, dass Union mithalten kann mit den stets als absolute Aufstiegsfavoriten genannten Schwergewichten HSV und 1. FC Köln, der am Sonnabend mit einem 5:1 (2:0) gegen Bielefeld seine Tabellenführung eindrucksvoll verteidigt hat.

Die Gefahr, die sehr gute Ausgangsposition wie schon vor zwei Jahren zu verspielen, als Union nach 25. Spieltagen sogar von der Tabellenspitze gegrüßt hatte, ist dennoch vorhanden. Und was gegen Ingolstadt noch einmal gutgegangen ist, muss in Heidenheim und danach gegen Paderborn nicht auch wieder gutgehen.

„Wir haben Selbstvertrauen, aber irgendwie hat es am Freitag nicht geklappt. Ich glaube nicht, dass uns die Tabellensituation gehemmt hat“, sagte Akaki Gogia. Der Offensivmann hatte mit seinem Abstaubertor den Sieg gegen Ingolstadt erst gesichert.

Union-Torwart Gikiewicz liebt Druck

Und in Sachen Druck, genährt von der Erkenntnis, am Saisonende vielleicht doch etwas verspielt haben zu können, forderte der Offensivmann: „Wir müssen mit einer solchen Situation umgehen, als Profi spielen wir nicht um Platz sieben oder acht. Das sollte uns nicht nervös machen.“ Das Spiel vom Freitag sprach hingegen eine andere Sprache.

Für Rafal Gikiewicz, Unions Torwart, steht sogar fest: „Der Druck wird noch größer werden, je näher das Saisonende rückt. Jedes Spiel ist ein Finale.“ Für den Polen selbst gilt: „Für mich kann der Druck auch noch größer werden, für mich ist jedes Wochenende gleich, ob wir in Dortmund oder in Kiel spielen.“

Ob auch seine Teamkollegen mit diesem Druck werden umgehen können, wird sich erst noch zeigen müssen. Mittelfeldspieler Grischa Prömel stellte fest: „Wir lassen uns nicht aus der Ruhe bringen, wir sind alle klar im Kopf.“

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