Berliner Zweitligist

Sebastian Andersson ist Unions stiller Genießer

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Michael Färber
Union-Stürmer Sebastian Andersson (Mitte) nimmt die Glückwünsche für sein Tor in Köln entgegen

Union-Stürmer Sebastian Andersson (Mitte) nimmt die Glückwünsche für sein Tor in Köln entgegen

Foto: TEAM2 / imago/Team 2

Der schwedische Angreifer besiegelt den guten Start der Berliner dank seines Torinstinkts in Köln.

Berlin.  Das Testspiel des 1. FC Union gegen die VSG Altglienicke schaute sich Oliver Ruhnert ganz entspannt vom Spielfeldrand der Alten Försterei aus an. Beim 1:3 (0:1) gegen den Regionalligisten mit den Ex-Unionern Torsten Mattuschka (Co-Trainer), Christopher Quiring, Björn Brunnemann und Chinedu Ede erhielten vor allem die Union-Profis aus der zweiten Reihe Spielpraxis.

Zuvor wollte Unions Geschäftsführer Profifußball das 1:1 von Köln am Montagabend zwar nicht zu hoch hängen („Ich sehe es nicht so, dass wir eine Sensation geschafft haben. Das ist unser Anspruch“), dennoch zeigte er sich „zufrieden mit dem Punkt in Köln, keine Frage.“ Der Druck, der auf eine nahezu runderneuerte Mannschaft samt neuem Cheftrainer Urs Fischer zu Saisonbeginn lastet, weil keiner weiß, ob die neuen Maßnahmen schon von Beginn an greifen, ist zunächst weg.

Was im Allgemeinen für den Berliner Fußball-Zweitligisten gilt, gilt im Speziellen auch für Sebastian Andersson. Der Schwede war es, der den ersten Punkt in Köln sicherstellte, mit dem für einen Stürmer so wichtigen ersten Tor bei seinem neuen Arbeitgeber. Zugleich nahm er damit auch gleich Druck von sich selbst, weil er früh, schon am zweiten Spieltag, Klub und Fans von seinem Torinstinkt überzeugen konnte.

Der Kader soll im Angriff noch ergänzt werden

Druck, den er eigentlich gar nicht verspüren dürfte, ist Andersson doch derzeit konkurrenzlos, was den Kampf um den Platz in vorderster Front angeht. Philipp Hosiner hat er Mitte Juli im Trainingslager in Klosterpforte zur Flucht zu Sturm Graz veranlasst. Union sucht noch immer einen Ersatz für ihn, wie Ruhnert am Dienstag bestätigte: „Wir sind bemüht, den Kader im Bereich Offensive/Sturm zu ergänzen.“ Sebastian Polter arbeitet nach seinem Achillessehnenriss Anfang März immer noch an seiner Rückkehr ins Mannschaftstraining, die frühestens im Oktober zu erwarten ist, wenn weiterhin keine Komplikationen auftreten. Und Joshua Mees, wie Andersson zu dieser Saison neu zu Union gekommen, ist noch angeschlagen.

Andersson ist ein positiver Mensch, weiß jedoch mit dem für Profifußball ungewohnt paradiesischen Zustand, den er gerade bei Union genießt, umzugehen. „Ich muss abliefern. Wenn ich nicht gut spiele, sitze ich draußen. Da ist es egal, ob ich viel Konkurrenz habe oder nicht“, erklärt der 27-Jährige also. Dass er abliefern kann, hat er in der vergangenen Saison beim 1. FC Kaiserslautern bewiesen. Bei seiner ersten Auslandsstation überhaupt – zuvor spielte er nur in der Heimat (Kalmar FF, Djurgardens IF Stockholm, IFK Norrköping) – erzielte er zwölf Treffer in 29 Zweitliga-Einsätzen. Den erstmaligen Sturz der Pfälzer in die Drittklassigkeit verhinderten sie nicht. Andersson spricht von einem „schweren Jahr für uns alle. Das hat keinen Spaß gemacht. Aber es ist, wie es ist. Ich kann nicht mein ganzes Leben über die vergangene Saison nachdenken.“

Schwedische Co-Produktionen mit Hedlund

Andersson spricht ruhig, beinahe leise. Das entspricht seiner Spielweise in den ersten beiden Partien für Union. Zum Saisonstart gegen Aue (1:0) war nicht viel von ihm zu sehen, was an der insgesamt mageren Offensivleistung der Berliner lag. In Köln, wo er etwas mehr Platz bekam, lief es zunächst nicht viel besser. Doch im entscheidenden Moment, in jener 69. Minute, hatte sich der Blondschopf geschickt im Rücken seines Bewachers freigelaufen und war folglich zur Stelle, als Akaki Gogia nach seinem Sprint die linke Seite runter eine genaue Flanke in den Strafraum schlug. Andersson brauchte nur noch abgezockt zu vollenden.

Umstellungsprobleme lässt er für seine beiden ersten, insgesamt eher unauffälligen Pflichtspielauftritte nicht gelten. Er nennt es „Neustart“. Der schwierigere Schritt sei der erste Wechsel ins Ausland vor einem Jahr gewesen. Zumal er mit Simon Hedlund bei Union einen Landsmann an seiner Seite weiß. Schon blüht der Flachs. „Wir verständigen uns einfach auf Schwedisch“, grinst Andersson, „das versteht kein Gegner.“ Dass „er weiß, wo das Tor steht“, wie Trainer Fischer ihn immer wieder charakterisiert, hat er in Köln jedenfalls gekonnt bewiesen. „Wir hatten nicht so viele Chancen, aber Köln ist eines der schwersten Auswärtsspiele. Wir sind in einem guten Fluss“, sagte Andersson.

Geschäftsführer Ruhnert kann mit den Auftritten des Stürmers bislang jedenfalls gut leben: „Wenn man sieht, wie er sich als einzelne Spitze behaupten, wie viel er laufen muss – er macht schon seine Arbeit“, sagte Unions Geschäftsführer. Ganz entspannt.

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