Zweite Liga

Effenberg lässt ratlose Unioner zurück

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Michael Färber
Paderborns Trainer Stefan Effenberg gelang bei Union der zweite Sieg im zweiten Spiel

Paderborns Trainer Stefan Effenberg gelang bei Union der zweite Sieg im zweiten Spiel

Foto: imago sportfotodienst / imago/Sebastian Wells

Union verliert gegen Bundesliga-Absteiger Paderborn. Trainer Lewandowski spricht von einem Tiefpunkt, „auch für mich selbst“.

Berlin.  Kennen Sie das? Sie freuen sich auf einen frischen Schluck Milch, doch schon beim ersten Zug aus dem Glas kehrt Ernüchterung ein, weil das Getränk sauer und ungenießbar ist. So ähnlich dürften sich die Anhänger des 1. FC Union unter den 18.521 Zuschauern gefühlt haben, die am Sonnabend in die Alte Försterei gekommen waren.

Ein Herbsttag, wie er herrlicher kaum sein konnte, um dem SC Paderborn und dessen neuem Trainer Stefan Effenberg die Auswärtspremiere zu vermasseln. Doch schon die erste Szene muss den Fans des Berliner Fußball-Zweitligisten sauer aufgestoßen sein.

Statt eine neue Offensivaktion einzuleiten, passte Eroll Zejnullahu den Ball mangels Anspielstation fast 60 Meter zurück zu Torwart Daniel Haas. Knapp sechs Minuten später hatte Union zwei Gegentore gefangen.

„Wir müssen uns grundsätzliche Fragen stellen“

Union verliert 0:2 (0:2) – und suchte wieder einmal nach Antworten. Nur: Es gab keine. „Das war das erste Spiel unter meiner Regie, das wir hochverdient verloren haben“, sagte Union-Trainer Sascha Lewandowski.

Er machte aus seiner Gefühlswelt kein Geheimnis: „Das ist ein absoluter Tiefpunkt, auch für mich selbst, in einer Phase, wo wir dachten, dass wir viele Dinge richtig machen. Wenn man sieht, was wir im Training besprechen und uns erarbeiten – und dann legen wir so eine Anfangsphase hin. Das habe ich so auch noch nicht erlebt und macht einen nachdenklich. Bis jetzt waren immer Schritte nach vorn zu sehen. Nun müssen wir uns grundsätzliche Fragen stellen.“

Nur wenige Meter neben ihm stand Effenberg, selbstbewusst wie immer, erst recht nach einem Sieg, und beantwortete eine der grundsätzlichen Fragen seine Spieler betreffend. „Über die Qualität meiner Mannschaft muss man nicht reden. Wichtig war es, die Köpfe frei zu bekommen.“ Es steht völlig außer Frage, dass Effenberg dies beim Bundesliga-Absteiger geschafft hat.

Zwei Gegentore in drei Minuten

Exemplarisch dafür sind die ersten Minuten in Köpenick. Sofort im Spiel, hellwach und läuferisch präsent setzte Paderborn Union gleich unter Druck. Dominik Wydra erkämpfte sich den Ball von Zejnullahu und schickte sofort Mahir Saglik steil. Der Stürmer legte ab auf Süleyman Koc, der Haas keine Chance ließ, 0:1 nach nur 125 Sekunden.

Kaum drei Minuten später wird Moritz Stoppelkamp auf der rechten Seite überhaupt nicht angegriffen. Nun ist es Koc, der den Ball bekommt und auf Saglik flankt, Kopfball, 0:2 (6.).

In den vergangenen Wochen hatten die Unioner gezeigt, dass sie Rückschläge wegstecken können, von diesem erholten sie sich allerdings nicht mehr. Damir Kreilach, der Kapitän, sprach von einem „Schock“ und von einer „schlechten Teamleistung“, die die Köpenicker abgegeben haben.

Viele Fehlpässe und wenig Gefahr vor dem Tor

Fehlpässe en masse im Mittelfeld, und im Angriff ein Bobby Wood, der vieles richtig machte – nur nicht für seine Mannschaft. Noch in der ersten Halbzeit übersah er gleich zweimal den besser postierten Sören Brandy, immerhin in einer Situation brachte er den Ball noch in Richtung Paderborn-Tor (29.).

Nach dem Wechsel hatte Union durch Kreilach (55.), Wood (56.) und den eingewechselten Kenny Prince Redondo (73.) einige Möglichkeiten. SC-Keeper Lukas Kruse war zur Stelle. Union hatte sogar Glück, nicht noch einen dritten Treffer zu kassieren. Nick Proschwitz vertändelte völlig freistehend, Haas und Redondo klärten (85.). „Wenn wir 2:0 führen, dann ist das okay“, sagte Effenberg, „aber: ja, sie haben etwas liegen lassen.“

Union rutscht auf den 14. Platz ab und steht vor einem heißen Herbst. Wenn auch mit ungewollter Geschmacksrichtung.