Berlin. Es wirkt, als sei es ihm fast unangenehm. Dabei ist es doch nur allzu verständlich, dass es sich beim 1. FC Union in den vergangenen Tagen vor allem um ihm gedreht hat, um Sascha Lewandowski, den neuen Trainer des Fußball-Zweitligisten. Jetzt, da die erste Bewährungsprobe beim Karlsruher SC unmittelbar bevorsteht, ist es durchaus verständlich, wenn der 43-Jährige appelliert, dass wieder der Sport, die Mannschaft in den Vordergrund rücken sollte. „Der Trainer darf nie derjenige sein, der im Mittelpunkt steht“, begründet er.
Der Appell soll nicht ungehört bleiben. Also beschäftigen wir uns mit – Sascha Lewandowski. Nein, der Coach wird in Karlsruhe nicht auch noch selbst auflaufen, nachdem er das Amt am Mittwoch vergangener Woche von Norbert Düwel übernommen hat. Dennoch sieht Lewandowski sich nicht als Bestandteil des Konstrukts „Hier der Trainer, da die Spieler“. Im Gegenteil, „ich bin auch nur Teil der Mannschaft“, erklärt Lewandowski. Und: „Wichtig ist, dass die Mannschaft funktioniert.“
Union erlebt mit dem Anpfiff im Wildparkstadion den Saisonstart 2.0, einen Neuanfang, den der Klub mit dem frühen Trainerwechsel selbst initiiert hat. Damit dieser gelingt, hat Lewandowski einiges getan. Im Kurztrainingslager in Kienbaum – noch von Düwel arrangiert – ging es viel um Taktisches wie das offensivere Umschalten oder das Arbeiten gegen den Ball. Da musste auch schon mal die Taktiktafel auf dem Platz herhalten, um Lewandowskis Vorstellungen ein wenig transparenter zu machen. Auch wurden viele Gespräche geführt. Natürlich, der Coach will und muss seinen Kader erst noch richtig kennenlernen. Und er muss die Blockade lösen, die die Mannschaft in den ersten fünf Spielen stets in den Schlussphasen um den Lohn gebracht hat.
Lewandowski erkennt ein intaktes Gefüge
„Ich habe eine Mannschaft angetroffen, die als Gefüge intakt wirkt. Dadurch ist mir vieles sehr leicht gemacht worden“, sagt Lewandowski. Es ist ein sicher nicht hoch genug anzusiedelnder Vorteil für einen Trainer, wenn die Zugänge bereits integriert sind und das Team sich aufeinander eingestellt hat.
Dem ist jedoch entgegenzuhalten: Der gebürtige Dortmunder bekommt nur 29 Spiele Zeit, um das Saisonziel (Platz eins bis sechs) zu erfüllen. Und er nimmt die Hypothek mit, dass die Köpenicker dabei von Rang 14 starten und im Minimum vier Punkte aufholen müssen. „Mein Eindruck ist: Du hast Jungs, die wollen; die rennen und kämpfen, das ist eine gute Grundeigenschaft. Das Problem ist das Wie – wie kann man die Dinge noch erfolgreicher gestalten“, erklärt Lewandowski.
Er hätte nicht über Jahre hinweg erfolgreich als Trainer beim Bundesligisten Bayer Leverkusen gearbeitet, wenn er nicht auch sogleich eine Lösung dafür parat hätte: „Wir dürfen nicht zu passiv sein oder unnötig fallen, sondern wir müssen griffiger sein.“ Die Basis dafür ist, „von der ersten bis zur letzten Minute zu merken, dass über Kampf und Einsatzwillen was zu reißen ist“.
Die Anspannung ist fast greifbar
Es sind Momente wie diese, in denen bei Lewandowski die Anspannung vor seinem Union-Debüt erkennbar ist. Trotz lockerer Körperhaltung und einer Hand in der Hosentasche. „Ich war sicherlich alles andere als tiefenentpannt“, gibt er zu, spricht von Druck bei sich selbst („Ich muss jeden Tag nutzen“) und der Mannschaft, die „mit aller Macht und irgendwie“ gute Ergebnisse erzielen will.
„Mit der Tabelle zusätzlichen Druck zu erzeugen, führt jedoch meist zu Verkrampfung. Wenn du nur über das Ergebnis nachdenkst und nicht darüber, wie es zustande kommt, hast du nie langfristig Erfolg“, so der Coach.
Genau das ist es jedoch, was sich Union von Sascha Lewandowski erhofft. Und er von sich selbst. Sollte dafür schon in Karlsruhe der erste Schritt getan werden, dürfte auch die Mannschaft von ganz allein in den Mittelpunkt rücken. Und mit ihr der Trainer.