Zweite Liga

Nullnummer zwischen 1860 und Union im "Duell der Sieglosen"

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Berlins Michael Parensen (l.) im Zweikampf mit Münchens Maximilian Wittek

Berlins Michael Parensen (l.) im Zweikampf mit Münchens Maximilian Wittek

Foto: Matthias Balk / dpa

Union Berlin und 1860 München warten weiter auf einen Saisonerfolg: Die beiden Traditionsklubs trennten sich mit einer Nullnummer.

Norbert Düwel ist kein Mann, der sich vor Veränderungen scheut. Er probiert viel, passt seine Aufstellung dem Gegner an, er lässt sich natürlich auch von Trainingseindrücken leiten. In München führte das am Sonntag dazu, dass es beim 1. FC Union im Zweitliga-Duell mit dem TSV 1860 gleich drei Spieler zu einem Saisondebüt brachten. Das große Ziel, den Premierensieg in dieser Spielzeit einzufahren, das verpassten die Köpenicker Fußballprofis trotzdem.

Wenigstens ein Teilziel konnten die Berliner realisieren. Sie kassierten beim 0:0 erstmals keinen Gegentreffer. „Für die Moral war es ganz gut, mal zu Null gespielt zu haben“, sagte Verteidiger Michael Parensen. In Anbetracht der Umstände darf das Resultat sogar als Erfolg gewertet werden. Denn die Berliner mussten ab der 63. Minute mit einem Mann weniger auskommen, nachdem Benjamin Kessel wegen eines Fouls an Rubin Okotie im Strafraum des Feldes verwiesen worden war. Den fälligen Strafstoß setzte der Münchner Daniel Adlung an den Pfosten. Bereits vergangene Woche gegen Kaiserslautern (2:2) konnte ein Elfmeter gegen Union nicht verwandelt werden.

Zejnullahu in der Startelf

Trotz des Glücks auf der einen Seite steht am Ende die Erkenntnis, dass die Köpenicker nach vier Spieltagen immer noch sieglos sind. „In der Gesamtbilanz ist das nicht zufriedenstellend“, sagte Parensen, dessen Team zudem im Pokal ausschied. Das zerrt an den Nerven, zumal sich die Berliner bei den ebenso bislang sieglosen Löwen einiges ausgerechnet hatten. Sie waren sogar dabei, das gut auf den Platz zu bringen. Ganz anders als zuletzt bestimmte die Mannschaft von Düwel die Partie in der ersten Halbzeit.

Der Trainer überraschte mit seiner Aufstellung, wenngleich er nur eine Position veränderte und auch im 4-4-2-System blieb, das er gegen Kaiserslautern erstmals angewendet hatte. Düwel beorderte Eroll Zejnullahu auf die Sechserposition, der bislang noch ohne Einsatz gewesen war. Dafür musste Stephan Fürstner, der bisher alle Spielminuten absolvieren durfte, auf die Bank. Von dort sah er, dass 1860 zunächst schnell vor das Tor von Union-Schlussmann Daniel Haas und durch Stephan Hain sogar zu einem Pfostentreffer kam (2.).

Nach dieser kurzen Anfangsoffensive übernahm Union die Initiative. Die Berliner griffen ihre Gegenspieler früh an und fächerten ihr Spiel sehr breit. Ein langer Paas von Kapitän Damir Kreilach brachte Steven Skrzybski in gute Position, aber der verzog beim Abschluss. Trotz guter Spielkontrolle versäumten es die Köpenicker jedoch sonst, im Vorwärtsgang wirklich zwingende Aktionen einzuleiten.

Dieser Mangel an Gefahr, den die Berliner ausstrahlten, dürfte die Münchner motiviert haben, sich selbst mehr zuzutrauen. Union ließ sich nun den Raum nehmen und damit die Dominanz. „In der zweiten Halbzahl gab es einen Bruch, daran müssen wir arbeiten“, sagte Skrzybski. 1860 kam nun immer wieder in den Strafraum, und kurz nach einer heiklen Situation zwischen Haas und Okotie, der nach einer Berührung mit dem Torhüter im Strafraum gefallen war, stieß Kessel dann Okotie um und sah dafür Rot.

Kessel sieht die Rote Karte

Anschließend lief die Partie weitgehend in eine Richtung, doch der gut aufgelegte Haas und seine Vorderleute verteidigten das Remis. Es gelang ihnen vor allem, weil diesmal die Zweikampfwerte stimmten, 52 Prozent gewannen die Berliner. Sie zeigten sich auch unter Bedrängnis entschlossen. „Ich bin stolz auf meine Mannschaft, sie hat ein sehr gutes Auswärtsspiel abgeliefert. Nach der Roten Karte, die aus meiner Sicht etwas fragwürdig gewesen ist, haben wir gut gefightet. Weil wir vorher in der ersten Halbzeit auch gut gespielt haben, ist der Punkt verdient“, sagte Norbert Düwel, der bei den Wechseln auch Roberto Puncec (76. für Fabian Schönheim) und Adrian Nikci (88 für Skrzybski) zu ihren ersten Einsätzen in dieser Saison verhalf. Zuvor hatte er nach Kessels Ausscheiden die Abwehr mit Toni Leistner verstärkt (65. für Bobby Wood), der zuletzt nicht im Kader gewesen war.

Kämpferisch konnte Düwel also zufrieden sein in München. Vom Ergebnis her vorwärts gekommen sind die Berliner dennoch nicht. Im nächsten Spiel wartet nun RB Leipzig, am Freitag empfängt Union die Sachsen. Es ist ein Duell zwischen einem Klub, der für traditionelle Werte steht, und einem Retortenklub. Diese Konstellation ergab sich für die Leipziger mit dem Spiel gegen St. Pauli auch an diesem Sonntag, RB verlor überraschend 0:1 (0:1). Vergangene Saison war Leipzig der Klub, gegen den Union am sechsten Spieltag seinen ersten Pflichtspielerfolg unter dem damals neuen Trainer Düwel feiern konnte.

( BM )