Berlin. Der neue Rhythmus ist normalerweise nicht seiner. Damir Kreilach muss jetzt früher aufstehen. Wegen der Hitze in diesen Tagen kann diese Maßnahme sogar als Erleichterung betrachtet werden. Hauptsächlich aber bildet beim 1. FC Union das Ausscheiden im DFB-Pokal in der ersten Runde den Hintergrund für die seit Sonntag veränderten Trainingszeiten. Um acht Uhr bittet Übungsleiter Norbert Düwel derzeit auf den Rasen, um die Sinne zu schärfen, wie es heißt. Doch wer die Welt pragmatisch sieht, ist klar im Vorteil. Kreilach sagt: „So hat man mehr vom Tag, das ist auch gut.“
Anfangs zu viel Zeit zum Nachdenken
Anfangs brachte das durchaus Nachteile mit sich. Schließlich ergab sich durch das frühere Aufstehen auch mehr Zeit zum Nachdenken. Und Kreilach, Kapitän der Köpenicker Fußballprofis, schrieb ja einen wesentlichen Teil der jüngsten Misserfolgsgeschichte mit. „Die ersten beiden Tage nach Köln waren sehr schwer“, sagt der 26-Jährige, der beim Stand von 1:0 beim Viertligisten Viktoria Köln (1:2) einen Elfmeter verschoss. „Aber ich habe das jetzt aus meinem Kopf gelöscht.“ Allein an ihm lag es natürlich nicht, die ganze Mannschaft versagte in Schlüsselmomenten. Wie zuvor auch in der Zweiten Liga gegen Sandhausen (3:4) und gegen Düsseldorf (1:1).
Diese dürftige Bilanz, vor allem der Pokalauftritt, führte nun direkt in den neuen Tagesablauf. „Wir haben das Spiel analysiert und auch unsere Fehler gesehen“, sagt Kreilach, „wir müssen eine Reaktion zeigen auf dem Platz.“ Im Training habe er die schon gesehen. „Vollgas geben ist jetzt der einzige richtige Weg“, erzählt der Kroate. Mit dem 1. FC Kaiserlautern als nächstem Gegner gilt das ohnehin.
Mit Fokus und Intensität zu besseren Ergebnissen
Für die Heimpartie gegen den Tabellendritten am Sonntag trägt Kreilach schon eine spezifische Vorstellung in seinem Kopf. „Wir wollen dort eine Entwicklung zeigen, die sich auf die ganze Saison auswirkt“, sagt der Kapitän. Der Weg dorthin kann nur über Fokus und Intensität führen. Sonst erkennt Kreilach nicht all zu viele Unzulänglichkeiten. „Wir brauchen größere Konzentration und müssen viel investieren“, sagt er. Das gilt für Spiel und Training gleichermaßen.
Es ist nicht die erste schwierige Lage, die Kreilach erlebt. Vergangene Saison verlief der Start auch mies. In seiner zweiten Spielzeit als Kapitän kann er aber besser damit umgehen. „Damals war ich sehr nervös in dieser schlechten Zeit. Jetzt denke ich, dass ich stärker bin, weil ich ein paar Dinge in meinem Kopf umgestellt habe“, erzählt der Mittelfeldmann, der 2013 nach Berlin kam. Nach vorn denken gehört dazu. Dadurch „fällt es mir jetzt leichter, die Mannschaft zu führen.“ Die Stimmung im Team, das ist ihm wichtig, sei gut.
Das kleine Mädchen aus Köln soll Trikot haben
Nach vorn denken, das gehört jetzt auch noch mehr zu seinem Spiel. Trainer Düwel zog ihn von der Sechserposition jetzt dauerhaft in die Mittelfeldzentrale. „Mir persönlich gefällt diese Position. Ich bin sofort in der Abschlusssituation“, sagt Kreilach. Zwei Tore erzielte er in Sandhausen, aber das brachte ebenso wenig einen Sieg wie in Köln, wo er nach dem Spiel noch auf dem Platz von einem kleinen Mädchen, das ein großes Plakat trug, um ein Trikot gebeten wurde. Seine waren aber schon versprochen, doch Kreilach würde eines nachliefern, wenn sich das Mädchen beim Verein meldet.
Wichtiger wäre jedoch, dass sein Team den ersten Saisonsieg einfährt. „Wir sind eine gute Truppe. Verein und Fans verdienen gute Ergebnisse von uns. Aber auch wir als Mannschaft brauchen ein gutes Ergebnis, um nach von zu kommen“, so Kreilach. Dann hätte sich das frühe Aufstehen gelohnt.