Ostderby

Zwischen Union und Leipzig stimmt die Chemie nicht

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Michael Färber

Foto: Oliver Mehlis / dpa

Am Sonntag trifft Zweitligist Union auf den von Brausemilliardär Mateschitz alimentierten Klub RB Leipzig. Das Traditionsduell zwischen Chemie und Union elektrisiert die Berliner Fans allerdings mehr.

Stell dir vor, Union spielt in Leipzig, und keiner geht hin. Zumindest war das die erste Reaktion vieler Fans des 1. FC Union, als im vergangenen Sommer feststand, dass RB Leipzig den Durchmarsch in die Zweite Liga geschafft hat. Den Klub von Brausemilliardär Dietrich Mateschitz auch noch mit dem Kauf einer Eintrittskarte unterstützen? Auf keinen Fall, so der Tenor.

Wenn Union am Sonntag (13.30 Uhr, Sky) nun in Leipzig antritt, werden sich dennoch viele Unioner nach Sachsen aufmachen. Vornehmlich jedoch, um zuvor dem Spiel der Traditionsmannschaften im Alfred-Kunze-Sportpark (11 Uhr) zuzuschauen. Chemie Leipzig gegen Union, das elektrisiert den Anhänger aus Köpenick mehr als das Duell der Profis.

Erst zur zweiten Halbzeit, so heißt es, will man sich aufmachen in die als Zentralstadion bekannt gewordene Red Bull Arena. In den ersten 45 Minuten sollen diejenigen, die dem Zweitligaduell von Beginn an zuschauen, schweigen. Als Widerstand gegen die Art, mit der RB Leipzig jene so oft beschworene Fußballkultur kaputt zu machen scheint, als deren Bewahrer sich viele Fans selbst ernannt haben.

„Wir werden das Schweigen auch jetzt überstehen“

Maßnahmen, von denen nicht zuletzt auch die eigenen Heroen betroffen sein werden. „Wenn es so ist, dann ist es so“, versuchte Norbert Düwel es zunächst mit Gleichgültigkeit: „Wir haben im Hinspiel das 15 Minuten lange Schweigen überstanden, wir werden es auch jetzt überstehen.“ Und doch kam der Union-Trainer nicht umhin hinzuzufügen: „Allerdings haben unsere Fans ihre Beweggründe, das muss man verstehen. Ich würde es natürlich schön finden, wenn wir von der ersten Minute an unterstützt würden.“

Davon ist allerdings nicht auszugehen. „Es kann sein, dass es in der ersten Halbzeit schon ein wenig leiser ist. Aber das holen die Fans nach der Pause sicherlich nach“, glaubt Mittelfeldspieler Michael Parensen.

Wann der Gästeblock schließlich gefüllt sein wird, ist dennoch fraglich. Denn die Union-Anhänger, die erst nach dem Traditionsspiel in Leipzig-Leutzsch zum Profiduell wechseln werden, müssen sich dennoch auf die üblichen Einlass-Kontrollen einstellen, wie sie es auch vor Spielbeginn gibt. Die Polizei wird jedenfalls mit Einsatzkräften aus Sachsen und Sachsen-Anhalt am Ort sein.

4000 Union-Fans werden erwartet

Insgesamt 4000 Union-Fans werden erwartet. Und die werden auch in der zweiten Halbzeit unter dem Motto „Erst Tradition, dann Brause“ ihren Protest gegen RB Leipzig massiv zum Ausdruck bringen, so viel dürfte sicher sein. Schon im Hinspiel in der Alten Försterei hatte sich die Mehrheit der Zuschauer in schwarze Plastikponchos gehüllt.

Auf Seiten von RB will man nun versuchen, die Atmosphäre zu entspannen. Beutel mit der Aufschrift „Allet Jute, die Roten Bullen freuen sich auf Union Berlin“ sollen verteilt werden.