An der Seitenlinie forderte Uwe Neuhaus schon vehement den Schlusspfiff. Dennoch musste der Trainer des 1. FC Union am Sonntagnachmittag mitansehen, wie noch einmal eine Flanke in den Union-Strafraum flog. Sollte der Berliner Fußball-Zweitligist wieder in letzter Sekunde um seine Ausbeute beim FC Ingolstadt gebracht werden, so wie es in der vergangenen Saison der Fall gewesen ist?
Schiedsrichter Christian Bandurski (Oberhausen) beendete mit dem Abpfiff der Partie alle Zweifel: Union gewinnt 1:0 (0:0), setzte seine Auswärtsserie mit Spielen ohne Niederlage fort und – ist neuer Spitzenreiter.
Die Köpenicker Kicker profitierten von der ersten Saisonniederlage der SpVgg Greuther Fürth. Der Bundesliga-Absteiger musste sich dem VfL Bochum daheim mit 0:2 (0:2) geschlagen geben. Mit jeweils 14 Punkten und einer Tordifferenz von plus vier liegen beide Teams nun vorne, Union hat jedoch zwölf Treffer erzielt, Fürth nur neun.
Am Freitag steigt das Topspiel gegen die SpVgg Greuther Fürth
„Die Tabellenführung spielt keine Rolle“, sagte Neuhaus hinterher, „unser Ziel war es, im kommenden Spiel Erster gegen Zweiter zu spielen. Dass sich die Konstellation nun geändert hat, ist nicht schlimm.“ Am Freitag (18.30 Uhr) empfangen die Köpenicker den bisherigen Tabellenführer Greuther Fürth in der Alten Försterei.
Die Unioner wussten jedenfalls, wem sie diesen Sieg zu verdanken hatten. Zum einen Sören Brandy, der im entscheidenden Moment hellwach gewesen ist. Es lief die 48. Minute, als Innenverteidiger Fabian Schönheim den Ball von der Mittellinie einfach nach vorne drosch. Das Spielgerät fand den Kopf von Christian Stuff, und der 1,99-Meter-Abwehrrecke leitete die Kugel in die Strafraummitte weiter, wo Brandy – im letzten Moment aus dem Abseits kommend – bereits lauerte.
Bei seinem Schuss aus zehn Metern war Ingolstadts Keeper Ramazan Özcan zwar noch dran, den Treffer verhindern konnte er jedoch nicht mehr. „Durch das Tor in der zweiten Hälfte ist für uns alles leichter geworden“, analysierte der Schütze seinen drittes Saisontor für Union.
Haas erneut ein sicherer Rückhalt im Union-Tor
Zum anderen war es Union-Schlussmann Daniel Haas, der den zweiten Auswärtssieg der Spielzeit sicherte. In der zwölften Minute vereitelte er eine Doppelchance durch Christoph Knasmüllner und Alfredo Morales, nach 20 Minuten war er bei einem Schuss von Christian Eigler zur Stelle, vier Minuten später hatte Tamas Hajnal das Nachsehen.
„In der ersten Hälfte hat uns unser Keeper im Spiel gehalten“, befand Kapitän Torsten Mattuschka. Zudem rechtfertigte er die insgesamt nur durchschnittliche Leistung seiner Mannschaft: „Wir können nicht immer so spielen wie gegen den FC St. Pauli.“
Dennoch hat der Auftritt vor 5909 Zuschauern gereicht, um erstmals seit fast exakt vier Jahren wieder die Zweitliga-Spitze zu erklimmen. Zuletzt hatte der damalige Aufsteiger Union am 18. September 2009 ganz oben im Bundesliga-Unterhaus gestanden. Dass die Aufstiegsträume nun jedoch wesentlich realer sind als seinerzeit, dürfte sich von selbst verstehen.
Leichte Ingolstädter Vorteile in Halbzeit eins
Auch wenn Trainer Neuhaus, der die zuletzt gegen St. Pauli (3:2) erfolgreiche Elf erneut aufbot, mit den Seinen am Sonntag nur bedingt zufrieden gewesen ist. „Die erste Hälfte war relativ ausgeglichen. Wir hatten ein wenig mehr Ballbesitz, die Ingolstädter waren jedoch zielstrebiger. Da hätten wir durchaus auch in Rückstand geraten können“, sagte Neuhaus. Auch spielerisch waren die Ingolstädter, die der Coach ob ihrer Zugänge zuvor noch als Riesenmannschaft tituliert hatte, leicht im Vorteil.
Doch mit dem Tor wendete sich das Blatt, weil den Gastgebern beim Versuch, einen Schritt aus dem Ligakeller zu tun, die Ideen fehlten. „Wir haben dann gut gestanden, und es ist uns gelungen, Gefahr zu vermeiden. Natürlich war heute ein kleines bisschen Glück dabei, aber das muss man sich erarbeiten. Das haben wir getan“, sagte Neuhaus. Der Schlusspfiff von Schiedsrichter Bandurski kam ihm jedenfalls gerade recht.