Am Dienstagmittag gewann das Team der deutschen Vielseitigkeitsreiter die erste deutsche Goldmedaille bei den olympischen Spielen in London. Im offensichtlichen Überschwang der Begeisterung leistete sich der erfahrene ARD-Reporter Carsten Sostmeier während seiner Live-Reportage eine peinliche Entgleisung.
Da den deutschen Vielseitigkeitsreitern 2004 in Athen nach dem Protest von Frankreich, Großbritannien und den USA gegen Bettina Hoys Start die bereits gewonnene Goldmedaille wieder aberkannt worden war, ließ er sich zu diesen beiden Sätzen hinreißen: „Und das haben sich die Deutschen gemerkt, denn seit 2008 wird zurückgeritten. Wir holen uns Gold zurück, gnadenlos.“ Der erste Satz ist eine Anspielung auf das historische Zitat von Adolf Hitler, mit dem dieser am 1. September 1939 der deutschen Öffentlichkeit den Angriff auf Polen und damit den Beginn des Zweiten Weltkriegs bekannt gab: „Seit 5.45 Uhr wird zurückgeschossen.“
Dies war nicht die erste Entgleisung eines Reporters des öffentlich-rechtlichen Rundfunks bei einem sportlichen Großereignis: Als der deutsche Nationalspieler Miroslav Klose im ersten Gruppenspiel der Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika gegen Australien seine lange Torflaute beendete und das zwischenzeitliche 2:0 erzielte, sagte Moderatorin Katrin Müller-Hohenstein in der Halbzeitpause zu Experte Oliver Kahn: „Das ist für Miro Klose doch ein innerer Reichsparteitag, jetzt mal ganz im Ernst, dass der heute trifft.“
Nach einem großen Proteststurm gegen diesen Vergleich meldete sich ZDF-Sportchef Dieter Gruschwitz am nächsten Tag zu Wort: „Es war eine sprachliche Entgleisung im Eifer der Halbzeitpause. Wir haben mit Katrin Müller-Hohenstein gesprochen, sie bedauert die Formulierung. Es wird nicht wieder vorkommen.“
Auch Sostmeier entschuldigte sich am Nachmittag: „Es tut mir sehr leid, wenn ich mit meinen Äußerungen für Irritationen gesorgt habe“, ließ er über den Norddeutschen Rundfunk mitteilen.