London 2012

Ole Bischof gewinnt olympisches Silber im Judo

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Jens Bierschwale

Foto: DPA

Ole Bischof hat bei den Olympischen Spielen in London die erste Medaille für die deutschen Judoka erkämpft.

Vor dem Halbfinale hat Ole Bischof einen Satz gesprochen, der für gewöhnlich Fußballspielern zugeschrieben wird. Der 32-Jährige wandelte ihn lediglich leicht ab: „Olympia hat seine eigenen Gesetze“, sagte er. Bischof kann das Geschehen gut beurteilen, vor vier Jahren hatte er in Peking Gold gewonnen, und nachdem er Dienstagnachmittag im Halbfinale gegen den US-Amerikaner Trevor Stevens in der Klasse bis 81 Kilogramm siegte, hätte er in London Geschichte schreiben können: als erster Deutscher, der seinen Olympiatitel im Judo verteidigt.

Es wurde nichts draus. Bischof verlor das Finale gegen den Südkoreaner Kum Jae-Bum 0:2, freute sicher hinterher aber trotzdem über die Silbermedaille. „Ich hatte keine Chance, er war einfach besser als ich“, sagte er. „Wenn man einmal im Finale steht, will man natürlich auch gewinnen, ich freue mich aber auch über Silber.“ Später schob er ein bisschen flapsig nach: „Hätte ich Gold gewonnen, wäre ich in die Themse gesprungen. Mal sehen, was ich jetzt mache.“

In der Tat war es ein äußerst erfolgreicher Tag für Bischof in den ExCel-Hallen gewesen. Erst hatte er den Italiener Antonio Ciano besiegt, dann auch den Kasachen Islam Bozbayew. Im Viertelfinale gewann er gegen den Japaner Takahiro Nakai, danach im Duell mit Stevens, als er trotz eines 0:0 als der aktivere Kämpfer zum Sieger gekürt wurde. Die Krönung blieb ihm im Finale zwar versagt, aber beim Gang aus der Halle riss auch der anfänglich enttäuschte Bischof die Arme hoch – Silber, immerhin.

Auf das Ziel Olympia hatte Bischof akribisch hingearbeitet. Ab dem Frühjahr absolvierte er gemeinsam mit der Nationalmannschaft und Trainer Detlef Ultsch mehre Trainingslager, darunter auch ein spezielles Höhentraining in Bulgarien. Danach standen vor allem Kämpfe auf der Matte an, ehe Bischof zwei Wochen vor Start der Sommerspiele nur noch im regenerativen Bereich übte. „Um aus dem Loch zu kommen, in das wir uns trainiert haben“, wie er sagte. Ein Zeitplan, mit dem er schon vor vier Jahren in Peking goldrichtig gelegen hatte. Und einer, der auch fast in diesem Jahr wieder aufgegangen wäre. Mit je einer Gold- und Silbermedaille ist Bischof nun neben Frank Wieneke erfolgreichster deutscher Judoka bei Olympischen Spielen. Das passt: Wieneke hatte Bischof vor vier Jahren als Trainer betreut.

„Was er geleistet hat, war so viel wert wie das Gold in Peking. Das ist einfach großartig für ihn und das Team“, sagte der Präsident des Deutschen Judo-Verbandes (DJV), Peter Frese. Nach drei Tagen von sang- und klanglos ausgeschiedenen deutschen Kämpfern sah Frese „endlich eine hervorragende Leistung“.

Ole Bischofs größten Erfolge sind: Olympiasieger 2008 in Peking, Olympiazweiter 2012 in London, Europameister 2005, EM-Zweiter 2004, EM-Dritter 2011, WM-Dritter 2009, deutscher Meister 2001 und 2004.