Berlin. Für Hertha-Trainer Covic ist das Experiment Bundesliga beendet. Bis Saisonende übernimmt Klinsmann. Sein erster Tag im Protokoll.
Hertha BSC zieht die Reißleine: Wie der Berliner Fußball-Bundesligist am Mittwoch per Twitter bestätigte, hat er sich von Cheftrainer Ante Covic getrennt. Mit sofortiger Wirkung übernimmt der frühere DFB-Teamchef Jürgen Klinsmann (55) die Mannschaft – vorerst bis Saisonende. Schon im kommenden Heimspiel gegen Borussia Dortmund am Sonnabend (15.30 Uhr) wird Klinsmann das Team betreuen. Zunächst hatte die „Bild“ über die Personalie berichtet.
Klinsmann bringt einen ganzen Stab von Mitarbeitern mit. Co-Trainer wird Alexander Nouri, der seinerseits seinen Assistenten Markus Feldhoff mitbringt. Als Torwarttrainer kommt Bundestorwart-Trainer Andreas Köpke. Als neuer Fitnesstrainer kommt Werner Leuthardt, der unter anderem unter Felix Magath gearbeitet hat. Außerdem wird Ex-Nationalspieler Arne Friedrich die neu geschaffene Position eines Teammanagers bekleiden.
Kommentar: Klinsmann bei Hertha: Schmusekurs war gestern
+++ Jürgen Klinsmann neuer Trainer bei Hertha BSC: Vorstellung und erstes Training im Protokoll +++
17.24 Uhr: Ende, der Trainer versammelt noch mal alle zur Schlussansprache in der Mitte.
17.20 Uhr: Selke verwandelt einen Foulelfmeter sicher … die letzte Aktion?
17.15 Uhr: Kalt wird es … und Klinsmann schaltet sich ein: „Reden, ihr müsst miteinander reden.“

17.08 Uhr: Nun kickt Rot vs Blau, die andere Siebener-Gruppe bewegt sich am Rande des Platzes ein wenig. Es fallen diverse Tore … Intensität ist weiter hoch. Niklas Stark trainiert, wenn ich es recht sehe, ohne Maske.
16.57 Uhr: Michael Preetz, Paul Reuter, Klaus Teichert … es gibt zahlreiche interessierte Kiebitze auf der Tribüne.
16.55 Uhr: Die Physios auf dem Feld, weil ein Spieler (Sidney Friede?) am Boden liegt. Er wurde eben bei einem Torschuss abgeschossen.
16.51 Uhr: Es wird gespielt auf ein 70-m-Feld. Blau vs Rot, sieben gegen sieben. Bei der Entfernung, den dunklen Anzügen und der Entfernung seht mir nach, wenn ich nicht anfange mit den Namen rumzuraten.

16.50 Uhr: Torwarttrainer Andreas Köpke arbeitet mit Rune Jarstein. Dagegen ist nix einzuwenden. Nur ist Jarstein gegen Dortmund und Frankfurt gesperrt. Thomas Kraft, der in Augsburg wegen einer Wirbelblockade am Hals gefehlt hat, erblicke ich hier nicht auf dem Trainingsplatz.
16.45 Uhr: Von Klinsmann ist nix zu hören. Den Ton bei der Einheit gibt sein Co, Alexander Nouri, an.
16.35 Uhr: Rund 200 Fans auf der Tribüne. Klinsmann steht im schwarzen Trainingsanzug. Sage mal so: Wäre er in Kalifornien geblieben, wäre das Wetter besser. Berlin empfängt ihn mit Nieselregen zur ersten Einheit.

Das war’s von der Pressekonferenz.
15.13 Uhr: Preetz: "Ich habe nicht mit Jogi Löw gesprochen, sondern mit Oliver Bierhoff. Für den DFB ist das in Ordnung mit Andy Köpke."
15.13 Uhr Preetz: "Wir sind eng beieinander, haben in den letzten Jahren einen regelmäßigen Austausch mit Arne Friedrich. Ich begrüße das sehr, sonst hätte ich interveniert. Ich schätze Arne als Person. Bin froh, dass wir einen Weg gefunden haben für einen definierten Zeitraum."
15.11 Uhr Klinsmann: "Ich bin sehr dankbar für das eine Jahr beim FC Bayern, das ich das machen durfte. Für die Buddha-Statuen war ich nie zuständig. Dass es die damals gab, hat mit mir nichts zu tun."
15.09 Uhr: Klinsmann: "Wer meine Frau kennt, weiß, wie wichtig Thanksgiving ist. Da bin ich nicht daheim. Dafür habe ich die Genehmigung bekommen. Die Frau hat das o.k. gegeben, das ist wichtig."
15.08 Uhr: Klinsmann: "Es geht nicht um eine Trainer-Idee, den attraktivsten, aufregendsten Fußball zu spielen. Wir brauchen jetzt als erstes Punkte, um ins gesicherte Mittelfeld zu kommen. Wenn wir da sind, könne wir Diskussionen führen, welcher Stil zu Hertha passt."
15.06 Uhr: Preetz: "Windhorst war angetan von dieser Idee (dass Klinsmann Hertha-Trainer wird). Er hat als Nicht-Fußballfachmann sich Beratung geholt. Und hat sich vorab natürlich über Jürgen Informationen eingeholt. Er fand diese Idee gut."
15.05 Uhr: Klinsmann: "Eine Nationalmannschaft zu trainieren ist etwas anderes als einen Klub. Der Fußball spricht für sich selbst: Das ist der Tabellenstand."
Jürgen Klinsmanns Karriere in Bildern
Jürgen Klinsmanns Karriere in Bildern
15.02 Uhr: Preetz: "Solange Jürgen als Cheftrainer arbeitet, ruht sein Aufsichtsratmandat. Danach wird er es wieder aufnehmen."
15.01 Uhr: Preetz: "Die Zusammenarbeit mit Tennor ist noch nicht so alt. Wir sind noch in der Sondierungsphase: Wie organisieren wir das? Aber uns treibt die Liebe zu diesem Verein und zu dieser Stadt. Ich bin von der Zusammenarbeit mit Tennor total überzeugt. Nicht nur finanziell, sondern auch, weil wir partnerschaftlich zusammenarbeiten."
15 Uhr: Klinsmann: "Ich bin seit 39 Jahren im Profizirkus unterwegs, lerne täglich dazu. Hertha ist der einzige Klub, bei dem ich Mitglied bin. Weil mein Vater großer Hertha-Fan war. Es wäre schön, wenn er diesen Tag hier miterleben könnte."
14.58 Uhr: Klinsmann: "Ich versuche jeden Tag rauszufinden, wie die Jungen ticken. Mein Sohn ist 22, meine Tochter 18. Da versuche ich jeden Tag zu verstehen, wie sie tickt. Das ist ein ständiger Lernprozess. Wenn man ständig mit einander kommuniziert, findet man auch zusammen."
14.56 Uhr: Klinsmann: "Alex Nouri kenne ich seit einigen Jahren, er war bei mir in Kalifornien. Er ist wissbegierig, neugierig. Mich begeistert seine Energie, seine Begeisterung, sich auch in Spieler reinzudenken. Aufgabenteilung ist unkompliziert: Alex und sein Assistent bereiten das Training vor. Ich beobachte. Ich mag es, wenn ein Assistenztrainer das laute Wort auf dem Platz hat. Meine Stimme hören die Spieler oft genug."
14.54 Uhr: Klinsmann: "Ich kenne die meisten Spieler. Sie wissen, dass Hertha in einer schwierigen Situation ist. Aber alle sollen spüren: Wir sind gemeinsam am Werk. Wir wollen am Samstag punkten. Es gibt hier viel Arbeit, es wird kein einfacher Weg."
14.52 Uhr: Klinsmann: "Es ging jetzt alles sehr schnell, auch mit Lars. Gab sofort Gespräche mit Michael und seinen Leuten. Kaum ist das passiert, kommt jetzt diese neue Rolle. Da muss man offen und direkt miteinander sein. Ich mache das bis Mai 2020. Das gibt Michael die Zeit: Wer könnte dann an Bord kommen. So ist es vorgesehen."
14.50 Uhr: Klinsmann: "Mit Jetlag, da mogel‘ ich mich durch. Die Aufgabe ist hier superspannend. Lars Windhorst will hier etwas bewegen. Die Partnerschaft mit Lars ist keine kurzfristige. Ich bin motiviert, setze die Bausteine so zusammen, wie das ein Trainer tun muss. Ich mache Fehler, bin nicht perfekt. Aber ich habe das Selbstvertrauen zu sagen: Ich traue mir das zu."
14.48 Uhr: Preetz: "Wir haben eine hohe Wertschätzung für Zsolt Petry. Er hat sehr gute Arbeit geleistet. Er bleibt Hertha erhalten. Das gleiche gilt für Harald Gämperle."
14.47 Uhr: Klinsmann: "Ziel ist so schnell wie möglich nach oben zu klettern. Wenn man dann im gesicherten Mittelfeld ist, gilt es auch dort weiterklettern zu wollen."
14.45 Uhr: Klinsmann: "Die Position von Arne Friedrich wird sich entwickeln. Mein Team soll das Team ergänzen, das bei Hertha schon da ist. Am Samstag haben wir gleich einen kleinen Brocken im Olympiastadion."

14.42 Uhr: Klinsmann: "Wir haben ein neues Funktionteam, um möglichst rasch Punkte zu holen. Wir geben der Mannschaft Botschaften, dass sie etwas tun muss. Ich mache solche Dinge nicht halbherzig. Auch wenn es über Nacht passiert, bin ich vorbereitet. Ich habe einen Stab, der auf Abruf war: Alexander Nouri, Markus Feldhoff, Torwarttrainer Andy Köpke. Darum habe ich den Jogi gebeten. Habe Werner Leuthard dabei. Habe Michael gebeten, Position einzubauen: als Performance-Manager Arne Friedrich.
14.40 Uhr: Jürgen Klinsmann: "Aus dem Aufsichtsrat muss ich wahrscheinlich wieder raus. Ich bin ein Fan von Ante. Habe ihn gleich kontaktiert. Es hat für ihn im ersten Anlauf nicht geklappt. Aber da werden neue Anläufe kommen."
14.37 Uhr: Jürgen Klinsmann: "Meine Beziehung zu Hertha ist eine langjährige. Als vor ein paar Wochen Lars Windhorst mich angesprochen hat, in einer neuen Konstellation, kam es zu dieser Partnerschaft mit der Tennor-Gruppe und auch zu Hertha. Jetzt kam auf einmal die Situation nach dem Augsburg-Spiel. Ich bin rübergekommen mit dem Ziel: Was kann ich helfen? Gestern kam das lange Gespräch mit der Bitte: Kannst Du einspringen? Um dem Micha und dem Team die Gelegenheit zu geben, die Situation langfristig anzugehen. Dann gab es einen Anruf nach Hause. Ob es o.k. ist, wenn ich nicht so schnell zurückkomme. Es ist eine große Ehre für mich. Berlin wartet auf etwas Großes. Aber irgendwie kam es nicht in Bewegung."
14.36 Uhr: Michael Preetz: "Das kurzfristige Ziel ist, so schnell wie möglich in die Erfolgsspur zurückzukehren."
14.35 Uhr: Michael Preetz: "Begrüße Jürgen Klinsmann als unseren neuen Cheftrainer. Ich habe einen intensiveren Kontakt zu ihm gepflegt. Habe gefragt, ob er die grundsätzliche Bereitschaft hat, in dieser Situation bei Hertha BSC auszuhelfen. Er ist dann rübergeflogen und hat sich bereit erklärt, unsere Mannschaft bis Saisonende zu betreuen. Wir haben einen außerordentlichen, charismatischen Menschen verpflichtet.
14.34 Uhr: Michael Preetz: "Wir alle bei Hertha hätten uns gewünscht, dass der Saisonverlauf mit Ante Comic besser gewesen wäre … aber letztlich … dazu bewogen, auf dieser Position zu handeln. Bedanke mich bei Ante für seine Arbeit und seine Leidenschaft."
14.33 Uhr: Los geht’s. Die Herren Preetz und Klinsmann betreten den Medienraum.
14.28 Uhr: Warten – der Teil im Journalismus, über den man nie informiert wird.
14.18 Uhr: Hektisch ist es, weil die eine oder andere TV-Station Liveschalten hier aus dem Presseraum machen will. Die Pressebetreung Hertha BSC weist daraufhin: Geht nicht. Liveschalten nur im Vorraum oder draußen vor der Tür. „Aber wir sind in 45 Sekunden auf Sendung.“ – „Sorry, geht hier drinnen aber nicht.“
14.15 Uhr: Nach der Pressekonferenz findet die erste Trainingseinheit von Jürgen Klinsmann mit den Profis von Hertha BSC ab 16 Uhr unter Flutlicht im benachbarten Amateurstadion statt.
14.05 Uhr: So voll war der Medienraum bei Hertha BSC seit der Vorstellung von Otto Rehhagel nicht mehr. Der Name Jürgen Klinsmann zieht. Zwölf TV-Kameras, insgesamt doppelt so viele Journalisten … es gibt einiges zu besprechen. Start der Pressekonferenz mit Hertha-Manager Michael Preetz und Klinsmann ist um 14.30 Uhr.
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Arne Friedrich soll Teammanager bei Hertha werden

Der Posten von Arne Friedrich ist auf der Schnittstelle zwischen Management und Mannschaft angesiedelt. Vorbild ist die Funktion, die Sebastian Kehl bei Borussia Dortmund bekleidet. Friedrich trug von 2002 bis 2010 das Hertha-Trikot und hat seinen Wohnsitz in Berlin.
Über Covics mögliche Nachfolger war spätestens nach dem jüngsten 0:4 in Augsburg eifrig spekuliert worden. Auch Klinsmann, der von 2011 bis 2016 die Nationalmannschaft der USA verantwortete, zählte zum Kandidatenkreis. Der Ex-Profi war erst kürzlich von Investor Lars Windhorst in den Aufsichtsrat der Hertha GmbH & Co. KGaA gehievt worden. Als Co-Trainer haben die Berliner den früheren Werder-Bremen-Trainer Alexander Nouri (40) verpflichtet.
Covic hatte die Mannschaft erst im Sommer von Vorgänger Pal Dardai übernommen, vermochte die in ihn gesetzten Hoffnungen jedoch nicht zu erfüllen. Die Konsequenz: Für den 44 Jahre alten Fußball-Lehrer, der erstmals überhaupt eine Profi-Mannschaft verantwortete, ist das Experiment Bundesliga nach nicht einmal fünf Monaten beendet.
„Die Entscheidung ist uns ungeheuer schwergefallen, denn Ante ist seit mehr als 20 Jahren Teil von Hertha BSC“, sagte Geschäftsführer Michael Preetz: „Letztlich waren wir mit Blick auf die Entwicklung und die letzten Resultate der Meinung, dass Handlungsbedarf bestand.“
Ante Covic holt nur elf Punkte aus zwölf Spielen
Die Bilanz des früheren Profis sprach für sich: zwölf Spiele, nur elf Punkte, Tabellenplatz 15, punktgleich mit Relegationsplatz-Inhaber Fortuna Düsseldorf. Dabei hatten sie bei Hertha nach dem Einstieg von Investor Lars Windhorst, der inzwischen 224 Millionen Euro in den Verein pumpte, klubintern das Ziel Europapokal angepeilt. Stattdessen sieht sich die zuletzt blutleer und orientierungslos wirkende Mannschaft aktuell mit dem Szenario Abstiegskampf konfrontiert.

Mit der bitteren Derby-Niederlage beim 1. FC Union (0:1) Anfang November und dem Augsburg-Debakel am vergangenen Sonntag hatte Covic, zuvor Coach von Herthas U23, offenbar den letzten Rückhalt verspielt – bei den Fans, im Team und nicht zuletzt bei den Verantwortlichen.
Fußballerische Hoffnungen nicht erfüllt

Nach den sportlich soliden, aber fußballerisch oft zähen Spielzeiten unter Dardai hatte Covic dem vermeintlich stärksten Hertha-Kader seit Jahren ein neues Auftreten einimpfen sollen: offensiver, spektakulärer, unterhaltsamer. Davon, dass die Mannschaft ihr Potenzial konstanter abrief – so wie Manager Preetz es im Sommer gefordert hatte – konnte jedoch keine Rede sein.
Gute Ansätze waren zwar sporadisch zu erkennen, doch viel zu selten gelang es dem sympathischen und hochengagierten Coach, seiner Mannschaft eine gesunde Balance aus Angriff und Verteidigung zu vermitteln.
Zuletzt funktionierten selbst die Teil-Elemente nicht mehr. Offensiv blieben die Berliner meist zu harmlos, defensiv fehlte es an Stabilität. In den beiden vergangenen Liga-Spielen kassierte Hertha acht Gegentore. Zu viel, um weiter an Covic festhalten zu können.