Berlin. Die Dinge ändern sich bei den Eisbären Berlin. Ein wenig unerwartet in diesem Fall. Die Los Angeles Kings aus der nordamerikanischen NHL sortieren ihre Strukturen im Scouting neu, was sich auch auf den Bruder-Klub aus der Deutschen Eishockey Liga (DEL), beide haben denselben Besitzer, auswirkt. Klublegende Stefan Ustorf wird nun nicht mehr gebraucht, der Leiter der Spielerentwicklung geht deshalb jetzt andere Wege.
Veränderungen vollziehen sich beim Rekordmeister der DEL derweil auch auf dem Eis. Spieler, die vor kurzer Zeit noch Positionen innehatten, die recht exponiert waren, müssen sich im Gefüge der Mannschaft unter Trainer Serge Aubin anders einsortieren. Manch alter Held bekam von dem Kanadier, der sein Amt im Sommer antrat, eine neue Rolle.
EHC-Coach hat viele Varianten ausprobiert
Aubin hat sich das nicht leicht gemacht, seit er Trainer ist, probierte er viele Varianten aus, setzte Stürmer und Verteidiger immer wieder neu zusammen. Ein paar Konstellationen haben sich dabei über die vergangenen Wochen aber verfestigt. „Ich versuche, jeden Spieler in eine Position zu bringen, in der er dem Team am meisten helfen kann“, sagte der 44-Jährige.
Beim jüngsten Sieg gegen Düsseldorf war das bei André Rankel die erste Reihe. Doch der Kapitän rückte dorthin vor allem auf, weil das 17-jährige Talent Lukas Reichel gerade mit dem U20-Nationalteam in der WM-Vorbereitung steckt. Überwiegend spielte Rankel zuvor in der vierten Reihe. Für den einstigen Torjäger ein Job mit etwas anderen Anforderungen als gewohnt. „Ich habe jetzt viel mehr defensive Aufgaben, das liegt aber auch daran, dass ich viel Mittelstürmer spiele dieses Jahr“, sagt der Angreifer.
Weniger Einsatzzeiten als bislang gewohnt
Für den Trainer ist das vor allem ein Zeichen dafür, dass „wir eine gute Tiefe haben“. Wenn Leute wie Rankel, mit so viel Routine, in der vierte Reihe spielen, spricht das für die Ausgeglichenheit und für die Qualität des Kaders. „Es ist wichtig, was das Team macht, dass wir als Team gewinnen. Die Rollen sind variabel und nicht in Stein gemeißelt. Ich kann mich damit identifizieren“, so der 34-Jährige. Das empfindet auch der Trainer so. „Er spielt wie ein Kapitän. Er akzeptiert und versteht den Wert, den er dort hat. Das gibt uns eine Möglichkeit zu gewinnen“, sagt Aubin.
Die Eiszeit ist in der vierten Reihe dennoch begrenzt, auf 12:02 Minuten kommt Rankel im Durchschnitt. Damit ist er die Nummer 18 im Team. Es schränkt auch die Möglichkeiten ein, Tore zu erzielen. Drei stehen für den Stürmer bislang in der Bilanz, wenig im Vergleich zu früher. Doch Aubin setzt eben andere Prioritäten. Auch bei Florian Kettemer.
Kettemer und Braun ebenso mit anderen Aufgaben
Der durfte gegen Düsseldorf sogar im Powerplay ran, in dem auch Rankel ab und zu dabei ist, weil es zuvor nicht lief dort. Bei dem Verteidiger war es nach langer Zeit das erste Mal, dass er sich offensiver austoben durfte. Dabei hatte der 33-Jährige in der Vorsaison mit zehn Treffern einen Karrierebestwert hingelegt. „Wir wissen, dass er offensiv spielen kann“, so Aubin. Dennoch bevorzugt er für ihn grundsätzlich die defensivere Rolle im Abwehrpaar. Aubin: „Er steht bei plus 11.“ Bestwert im Team, Kettemer ist bei viel mehr Treffern auf dem Eis als bei Gegentreffern.
Für Kettemer ist die Rolle gewohnt. Bis auf seine erste Saison in Berlin spielte er immer sehr defensiv. Der Ausflug in die offensive Zone hat ihm gefallen, aber er geht alles pragmatisch an. „Ich bin hierher gekommen, weil ich noch einmal deutscher Meister werden will. Wenn der Trainer mir diese Rolle gibt, dann erfülle ich sie“, sagt der Verteidiger, der noch ganz andere Dinge tun würde: „Wenn der Trainer sagt, ich soll jeden Tag den Kaffee machen und wir werden dann deutscher Meister, dann mache ich jeden Tag den Kaffee für die Jungs.“
Aubin lobt die Teamfähigkeit seiner Spieler
Wie Kettemer noch ohne Treffer ist Abwehrkollege Constantin Braun. Er hatte gegen Düsseldorf die Chance, als sechster Verteidiger zu spielen, also in einer der drei Formationen. Was daran lag, dass John Ramage fehlte. Sonst war Braun meist Verteidiger Nummer sieben, der ab und zu einsprang. „Ich würde natürlich gern mehr spielen, mache aber das, was der Mannschaft hilft“, sagt der 31-Jährige. Als einstiger Vielspieler bedeutet die neue Rolle einige Anpassungen: „Es ist ganz anders, man muss die Konzentration und die Spannung hochhalten, um funktionieren zu können, wenn man aufs Eis kommt.“ Mit 12.45 Minuten Einsatzzeit liegt er nur knapp über Rankel.
Braun will sich wieder mehr Eiszeit erkämpfen, dafür gibt er alles. Die veränderten Rollen bei den Eisbären, die am Sonntag in Wolfsburg antreten (17 Uhr, Sport1), können die Motivation also durchaus anheizen. „Die Jungs arbeiten hart, und jeder ist bereit zu tun, was für den Erfolg nötig ist“, freut sich der Coach, der im Verhalten der Profis eine sehr gute Basis für ein starkes Abschneiden in dieser Saison sieht: „Das ist der Unterscheid zu einer Mannschaft, in der jeder nur auf seine eigene Position schaut. Dann hast du nämlich kein Team. Wir haben Spieler, die ein echtes Team bilden.“
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