Bundesliga

Hertha geht gegen Stuttgart die Puste aus

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Jörn Meyn
Stuttgarts Filip Kostic (l.) trifft zum 2:0 gegen Hertha. Die Berliner Peter Pekarik und Vladimir Darida (r) kommen zu spät

Stuttgarts Filip Kostic (l.) trifft zum 2:0 gegen Hertha. Die Berliner Peter Pekarik und Vladimir Darida (r) kommen zu spät

Foto: dpa

Nach acht Siegen: Berlins müde Pokalhelden verlieren in Stuttgart verdient, betrachten das aber keineswegs als Katastrophe.

Vielleicht wäre das alles anders gelaufen, wäre sein Schuss auch diesmal ins Tor geflogen. Wie noch am Mittwoch im DFB-Pokal gegen Heidenheim, als Vedad Ibisevic zweimal traf. Aber nun, am Sonnabend gegen seinen Ex-Klub VfB Stuttgart, sollte Herthas Angreifer scheitern: In der 37. Minute war er allein auf VfB-Keeper Przemysław Tyton zugelaufen, doch der Pole parierte. So kippte das Spiel in die andere Richtung, und Hertha verlor erstmals seit sechs Bundesligapartien wieder mit 0:2 (0:0) durch die Treffer von Serey Dié (51. Minute) und Filip Kostic (84.).

„Der Ball geht nicht immer rein. Das passiert im Fußball“, sagte Ibisevic. Und überhaupt: „Stuttgart ist eine gute Mannschaft. Gegen die kann man verlieren.“ Auch die Schwaben hatten zuvor nämlich sechs Spiele lang nicht verloren und waren sogar mit drei Siegen in die Rückrunde gestartet. Nun gelang ihnen als erstes Team in der Bundesliga-Geschichte das Kunststück, die ersten vier Spiele der Saison zu verlieren, gegen dieselben Gegner in der Rückrunde aber alle vier Partien zu gewinnen. Für Hertha war das nach dem Einzug ins Pokal-Halbfinale in Heidenheim ein kleiner Dämpfer: Die Berliner fallen auf Platz vier zurück.

Herthas Trainer Pal Dardai hatte schnell erkannt, woran es in Stuttgart gelegen hatte: „Das hat viel mit Mittwoch zu tun. Stuttgart hatte einen Tag mehr Zeit zur Regeneration. Am Ende hat uns die Kraft gefehlt.“ Der VfB hatte am Dienstag gegen Dortmund verloren. Und auch Verteidiger Sebastian Langkamp war die Müdigkeit bei seinem Team aufgefallen: „Man hat schon den Kräfteverschleiß gemerkt. In der zweiten Halbzeit kam nicht mehr viel von uns“, sagte der 28-Jährige.

Weiser fällt kurzfristig mit Muskelverletzung aus

Aber schon in Halbzeit eins kam bis auf Ibisevics große Gelegenheit wenig von Hertha: Auf einem furchtbar schlechten Rasen taten sich die Blau-Weißen schwer und hatten Glück, dass Kostic nach zwei Minuten die Möglichkeit aus fünf Metern vergab. Peter Pekarik, der für den kurzfristig wegen Muskelproblemen ausgefallenen Mitchell Weiser zu seinem ersten Startelfeinsatz seit dem dritten Spieltag kam, wäre zu spät gekommen. Ein bisschen Dusel hatte auch der wieder genesene Fabian Lustenberger, als er als letzter Mann den Ball an Christian Gentner verlor, Schiedsrichter Christian Dingert dessen leichten Rämpler aber als Foul ahndete (23.). Nein, das sah alles nicht sonderlich wach aus.

Doch dann hätte fast Tolga Cigerci, der für den verletzten Salomon Kalou begann, einen Erweckungsmoment kreiert: Sein feiner Pass landete genau im Lauf von Ibisevic. Und vielleicht wäre alles anders gekommen. „Es war klar, dass das Spiel der gewinnt, der das erste Tor macht“, sagte Langkamp.

So aber sah Bundestrainer Joachim Löw auf der Tribüne, wie Hertha auch in der zweiten Halbzeit immer wieder die Konzentration fehlte: Vor dem eigenen Strafraum verlor Dardais Elf den Ball, Torwart Rune Jarstein konnte zwar noch den Schuss von Alexandru Maxim parieren, aber der Nachschuss von Dié saß: 0:1 (51.). Allerdings: Vor dem Treffer war Kostic der Ball an den Arm gesprungen. Pech für Hertha. Ein zweites Mal Pech hatte der Hauptstadtklub, als Verteidiger John Anthony Brooks im Strafraum ans Spielgerät kam, es aus sieben Metern aber nur an Pfosten klatschte (56.).

Schieber gibt sein Comeback nach 356 Tagen

Dardai wechselte offensiv: Julian Schieber, in Backnang unweit von Stuttgart aufgewachsen und einst beim VfB ausgebildet, kam herein und durfte damit 356 Tage nach seinem letzten Bundesliga-Auftritt sein Comeback feiern. Eine Knieverletzung hatte den Stürmer fast ein Jahr gekostet. Nun sollte er neben Ibisevic als zweite Spitze die Aufholjagd einleiten. Aber die erstickte Kostic schnell, nachdem sich Vladimir Darida einen fatalen Abspielfehler erneut vor dem eigenen Strafraum leistete: Kostic schob zum 0:2 ein (84.). Und hätte Jarstein in der Nachspielzeit nicht starke Reflexe gegen Martin Harnik gezeigt, es hätte auch gut und gerne 0:3 enden können.

„Stuttgart war frischer, besser, schneller“, gab Dardai zu. Nach vielen Wochen mit erfrischenden Auftritten zeigte seine Elf erstmals wieder eine schwache Leistung und wartet in der Rückrunde weiter auf den ersten Sieg. „Aber wir können erhobenen Hauptes nach Hause fahren. Wir spielen eine gute Runde“, sagte Langkamp. „Mund abputzen und weiter.“ Am Sonnabend kommt dann Wolfsburg.