Die deutsche Nationalmannschaft präsentiert ihr Trikot für die EM 2012. Stürmer Lukas Podolski ist sicher: “Mit diesem Trikot werden wir Europameister 2012.“
Die Grundfarbe ist Weiß, und über die Brust laufen diagonal drei Streifen in den Farben Schwarz, Rot und Gold, die Dynamik, Stolz und Eleganz widerspiegeln sollen. In dem Testspiel gegen die Ukraine am Freitagabend in Kiew (20.45 Uhr, ARD) wird die deutsche Fußball-Nationalmannschaft erstmals in ihrem neuen Trikot auflaufen, das extra für die Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine entworfen wurde.
Der Kölner Stürmer Lukas Podolski (93 Länderspiele) sagt unerschütterlich: "Mit diesem Trikot werden wir Europameister 2012."
Unabhängig davon, ob das neue, elegante Gewand nun die Titelchancen des Teams von Bundestrainer Joachim Löw verbessert, scheint ein Gewinner schon festzustehen: Ausrüster Adidas. Für die Firma mit Sitz in Herzogenaurach ist der Vertrag mit dem Deutschen Fußball Bund (DFB) eine lukrative Einnahmequelle.
Seit mehr als 50 Jahren versorgt der Sportartikelhersteller nun schon den DFB. Selbst das exklusive Angebot von Nike an den DFB über 500 Millionen Euro im Jahr 2007 konnte die Partner nicht trennen. Wenn auch Adidas seine Jahresgage von rund elf auf 20 Millionen Euro erhöhen musste.
Erster Verkaufsschlager wurde das Trikot der WM 2002
Zu groß ist die Rendite, als dass Adidas der Konkurrenz freiwillig das Feld überlassen hätte. Vor allem der Verkauf von Fußballhemden vor und während Europa- und Weltmeisterschaften ist mittlerweile ein Garant für hohe Umsätze. Obwohl das neue Trikot 79,95 Euro kostet.
Zum großen Verkaufsschlager wurde das DFB-Dress erstmals im Zuge der WM 2002 in Japan und Südkorea. Der Einzug ins Finale beim Turnier ins Asien sorgte damals für eine in der Heimat lange vermisste Euphorie um das deutsche Team.
Am Ende wurden rund 250.000 Trikots verkauft. Wie auch zwei Jahre später beim EM-Fiasko in Portugal, als die Mannschaft bereits in der Vorrunde scheiterte.
Den Durchbruch gab es schließlich bei der Heim-WM 2006. Der Verkauf von 1,5 Millionen Trikots ist bis heute Rekord; während des Turniers waren drei von vier verkauften Sporttrikots Oberteile im DFB-Look.
Bei der EM 2008 in Österreich und der Schweiz verkaufte Adidas eine Million Deutschland-Trikots, bei der WM 2010 in Südafrika 1,2 Millionen. Zum Vergleich: Vor und während der Frauen-WM im Sommer setzte Adidas lediglich 30 000 Trikots der deutschen Frauen-Nationalmannschaft ab.
Trikot der Nationalelf als Wirtschaftsfaktor
"Das DFB-Trikot wird heute nicht mehr nur als Sportartikel gesehen, viel mehr hat es sich in den vergangenen Jahren hin zu einem Lifestyleprodukt entwickelt", sagt Adidas-Sprecher Oliver Brüggen. Außerdem sei es in den vergangenen Jahren zu einem Trend geworden, Fan der deutschen Nationalmannschaft zu sein.
Früher war das Trikot der DFB-Auswahl lediglich ein Bekleidungsstück und weit davon entfernt, als massenkompatibler Fanartikel zu funktionieren. Nun ist es ein Wirtschaftsfaktor und der Merchandisingartikel mit der größten Bedeutung.
Dass Menschen heutzutage gern das Trikot der Nationalmannschaft tragen und auch bereits sind, den Preis dafür zu zahlen, liegt nach Auffassung von Hartmut Zastrow, Vorsitzender der Beratungsagentur Sport+Markt an der gestiegenen Identifikation mit den Protagonisten. Ende der 80er-Jahre hätte der Fußball angefangen, sich aus einer Schmuddelecke zu verabschieden, in der kein Platz für verschiedene Gruppen von Menschen gewesen sei.
"Mittlerweile ist der Fußball in der Mitte der Gesellschaft angekommen und bietet Raum für jeden. Fußball verbindet und schafft ein Gemeinschaftsgefühl. Das kann mit einem Trikot symbolisiert werden", sagt Zastrow.
Weil die deutsche Nationalmannschaft aber auch Zuschauer erreichen würde, die sich sonst nicht so für Fußball interessieren, sei der Verkaufserlös in Bezug auf das DFB-Trikot viel höher als im Vergleich zum Dress eines Bundesligavereins – mit Ausnahme von beliebten Klubs wie Bayern München, Borussia Dortmund oder Schalke 04.