Kleine Fluchten

Lübbenaus charmanteste Unterkunft

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Karoline Beyer

Foto: spreechalet

Im „Spree-Chalet“ lebt es sich ursprünglich und gemütlich. Wo früher ein Kolonialwarenladen und eine Limonadenbrauerei waren, finden Urlauber heute geräumige Ferienwohnungen und Apartments.

Manchmal kann es Birgit Knabe selbst nicht fassen. Dann blickt sie sich im Innenhof ihres „Spree-Chalets“ um und lächelt. Sanierte Backsteinfassaden, schmuckes Klinkerpflaster, kleine Tische mit Sonnenschirmen – alles ist neu und doch alt. Zwei Jahre lang hat die 49-Jährige mit ihrem Mann jede freie Minute darauf verwendet, eine Ruine in ein schönes Haus zu verwandeln, in dem sich ihre Gäste wohlfühlen. 2013 konnten sie endlich eröffnen. Und Lübbenau im Spreewald bekam ein romantisches, modernes Haus mit Apartments und Ferienwohnungen.

Auf den Wiesen vor dem Haus stehen alte Obstbäume, historische Gräben ziehen sich durch das Grün. Zu Fuß sind die Anlegestellen der Spreewaldkähne erreichbar; die Stände, an denen die bekannten Gurken in jeder Variante verkauft werden, stehen fast vor der Tür. Und trotzdem ist es am „Spree-Chalet“ ruhig und gemütlich.

Birgit Knabe stammt selbst aus Lübbenau, kennt jedes Gebäude, jedes Grundstück wie ihre Westentasche. Das Haus, das sie erst vor wenigen Jahren kaufte, ist ein historischer Vierseitenhof mit Wohnhaus, Wirtschaftshaus und ehemaligen Stallungen. Im Wohnhaus gab es einen Kolonialwarenladen. Bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges betrieb die Familie, die auf dem Hof lebte, eine Limonadenbrauerei. Dabei halfen auch Birgit Knabes Großtanten.

Die Zwillinge, damals junge Mädchen, waren unter anderem dafür zuständig, dass die Limonade an die zahlreichen Ausflugsgaststätten geliefert wurde. Sie stakten zu zweit den schwerbeladenen Kahn durch die Spreewald-Fließe und kehrten oft erst mitten in der Nacht zurück. Eine der Großtanten lebt heute in Steglitz und erzählt gerne von ihren Abenteuern im Spreewald.

Ein historischer Hintergrund, der für Birgit Knabe ein Grund mehr war, das Areal zurückzukaufen und sich hier niederzulassen. Durch das handwerkliche Geschick des Paares entstand zwischen 2011 und 2013 das „Spree-Chalet“. Das ehemalige Wohnhaus von 1903, das an einigen Stellen kein Dach mehr hatte und vollends zu verfallen drohte, wurde komplett entkernt und wieder neu aufgebaut. Zum Teil konnte das alte Balkenwerk noch erhalten werden, selbst einige Dielen haben überlebt und glänzen wieder. Durch runde Fenster in Dachgauben fällt der Blick auf die Wiesen, hinter denen sich die Spree in kleine Wasserläufe verzweigt.

Restaurierte Bauernmöbel und moderne Bäder

Die Wohnungen sind modern und mit hochwertigen Materialien gestaltet. Wo im Limonadenhaus früher die großen Fässer standen, sind heute die liebevoll eingerichteten Zimmer untergebracht. Zum Teil sind die Ferienwohnungen so groß, dass dort eine mehrköpfige Familie bequem länger bleiben kann.

Das Zentrum bildet ein großer Wohnraum mit Sofas, Sesseln, Fernseher und Esszimmermöbeln. Restaurierte Bauernmöbel und Dielenfußböden treffen auf moderne Bäder und Küchenzeilen. Durch niedrige weiße Sprossenfenster fällt der Blick über üppige Blumenkästen auf den Innenhof, wo Holztische mit dunkelgrünen Schirmen stehen – passend zu den dunkelgrünen Fensterläden und Türen an den Backsteinfassaden. An eine Wand im Hof hat Birgit Knabe einen alten Bauernherd gestellt, aus dessen Luken und Löchern nun Pflanzen wachsen. Hinter einem großen Tor im ehemaligen Stall öffnet sich der Garten mit Obstbäumen, Liegewiese und Grillplätzen.

Durch ein schmiedeeisernes Tor gelangen die Gäste zu Fuß zu den Anlegestellen der Kähne, sie liegen schräg gegenüber. Wer selbst fahren und sich nicht staken lassen will, kann sich ab zehn Euro für zwei Stunden ein Zweier-Kanu mieten. Wer in Lübbenau nicht auf ein Geschäft trifft, das Gurken, selbst gemachte Marmeladen oder Honig eines lokalen Imkers verkauft, muss sich schon sehr anstrengen. Selbst die Supermärkte führen zum Teil Waren, die im Ort oder in der näheren Umgebung produziert werden.

Restaurants und Cafés an jeder Ecke

Neben dem Schlossbezirk mit Schloss, Orangerie, ehemaliger Justiz- und Gerichtskanzlei sowie Schlosspark hat Lübbenau in seiner historischen Altstadt zahlreiche sehenswerte Kunsthandwerk- und Möbelläden und an jeder Ecke Restaurants und Cafés. Das „Café Fontane“ überdacht und umschließt seine mit wildem Wein bewachsene Terrasse mit Stoff, falls es gegen Abend kühl wird.

Jeden Dienstag ab 18 Uhr gibt es unaufdringliche Livemusik, auf der Karte stehen Köstlichkeiten wie Garnelen und Kirschtomaten vom Grill mit Blattsalat-Mischung, gehobeltem Parmesan und gerösteten Sonnenblumenkernen oder Schweinerückensteak „Spreewälder Art“ mit Meerrettich, Gewürzgurken, Kräuterbutter und geschmorten Zwiebeln. Natürlich fehlt auch nicht die Spreewälder Hefeplinse, am besten mit heißen Kirschen, Vanilleeis und Sahne.

Bei der abendlichen Rückkehr ins „Spree-Chalet“ hat Birgit Knabe bereits für romantische Stimmung in ihrem Innenhof gesorgt. Laternen an den Mauern verbreiten gemütliches Licht über den Holztischen und dem bunten Pflaster. Der Nussbaum, den die Hausherrin erst kürzlich gepflanzt hat, breitet seine noch kleinen Äste schon mit einer Lichterkette aus. In ein paar Jahren überspannen sie vielleicht schon einen großen Teil des Hofes, umgeben von der charmantesten Unterkunft in Lübbenau.

Die Teilnahme an der Reise wurde unterstützt vom „Spree-Chalet“.