Für Altbundeskanzler Gerhard Schröder steht fest: Ein von Putin geführtes Russland wird eine “wirkliche Demokratie“. Kritik der Wahlbeobachter wischt er beiseite.

Altbundeskanzler Gerhard Schröder hat sich abschätzig über die Arbeit der westlichen Beobachter bei der Präsidentenwahl in Russland geäußert.

In einem Interview des Deutschlandfunks sagte der frühere SPD-Politiker auf eine Frage nach den von OSZE-Beobachtern festgestellten Wahlfälschungen und Manipulationen wörtlich: "Wenn ich die eine oder den anderen aus Deutschland als professioneller Wahlbeobachter, Frau Beck oder wer auch immer das ist, so sehe und reden höre, dann bin ich nicht so ganz sicher, ob da nicht Vorurteile größer sind als Urteile."

Die Grünen-Bundestagsabgeordnete Marieluise Beck war als Wahlbeobachterin in Russland. Nach der Wahl vom Sonntag hatte sie erklärt: "Putin geht aus dieser Wahl als Präsident einer gelenkten Demokratie hervor und nicht als fair und frei gewählter Präsident. Die Menschen in Russland hatten keine echte Wahl."

"Lupenreiner Demokrat"

Schröder, Aufsichtsratsvorsitzender der Nord Stream AG, die die Ostsee-Pipeline baut, erklärte dem Deutschlandfunk, dass er Putin weiterhin für einen lupenreinen Demokraten halte: "Ich habe nichts daran abzustreichen. Ich glaube, dass er ernsthaft sein Land auf eine wirkliche Demokratie hin orientiert. Dass da noch eine Menge zu tun ist, weiß niemand besser als er selber. Auch die Leute, die um ihn herum sind, wissen das."

Er habe Putin noch nicht zum Wahlsieg gratuliert. Doch Putin wisse, dass er (Schröder) sich den Sieg im ersten Wahlgang gewünscht habe, sagte der Ex-Bundeskanzler.

Der Sieg Putins sei wichtig für die Stabilität und Bedeutung Russlands, auch bezogen auf die Europäische Union und innerhalb der G-20. Schröder betonte die Wichtigkeit der Modernisierung Russlands. "Die russische Wirtschaft muss unabhängiger von Öl und Gas werden, und da kann Deutschland eine Menge helfen, und ich hoffe, dass diese etwas oberflächlichen Debatten auch aufhören."

Schröder sieht Russland nach eigenen Worten auf dem Weg zu einer "wirklichen Demokratie". Er äußerte sich auch optimistisch bezüglich der Korruptionsbekämpfung. Der künftige Präsident Putin wisse, dass die nächsten sechs Jahre entscheidend seien für die Rolle, die Russland im Konzert der großen Mächte spielen werde.