Kirche

Papst Benedikt: Im Testament steckt eine letzte Botschaft

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Micaela Taroni
Gedenken an Benedikt XVI. bei Messe im Regensburger Dom

Gedenken an Benedikt XVI. bei Messe im Regensburger Dom

Im Regensburger Dom ist bei einer Messe des verstorbenen emeritierten Papstes Benedikt XVI. gedacht worden. Als Joseph Ratzinger hatte er vor seinem Pontifikat an der Regensburger Universität Theologie gelehrt und sich in einer Vorortgemeinde ein Haus gekauft.

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Papst Benedikt hinterlässt in seinem Testament einen Appell. So plant die katholische Kirche sein Begräbnis und die Zukunft des Amtes.

Rom. Die weißgelben Fahnen des Vatikans sind auf Halbmast, Gläubige versammeln sich auf dem Petersplatz mit Blumen in der Hand, Dutzende Kamerateams filmen das Geschehen: Rom bereitet sich auf das Begräbnis von Benedikt XVI vor. Papst Franziskus wird im Petersdom die Messe für seinen Vorgänger Joseph Ratzinger zelebrieren. 60.000 Gläubige und internationale Delegationen – vor allem aus Italien und Deutschland – werden erwartet.

Für die katholische Kirche ist diese Beerdigung ein präzedenzloses Ereignis. Denn bisher hatte kein amtierender Papst in der Kirchengeschichte je einen Vorgänger beerdigt, der zudem im Vatikan wohnte.

Begräbnis: Benedikt möchte im Grab von Papst Johannes Paul II. beigesetzt werden

Das Ableben eines Oberhaupts der katholischen Kirche zieht genau festgelegte zeremonielle Abläufe nach sich. Im Fall des Todes des emeritierten Papstes Benedikt XVI. betritt das vatikanische Protokoll allerdings Neuland. Viele Fragen bleiben noch offen. Das Begräbnis soll nach Ratzingers eigenem Willen „im Zeichen der Einfachheit“ stattfinden, es soll „feierlich, aber nüchtern“ sein. Das gesamte Protokoll wird im Vergleich zum Begräbnis eines amtierenden Papstes etwas vereinfacht.

Aber auch wenn Benedikt kein Staatsoberhaupt mehr war, war er trotz seines aufsehenerregenden Rücktritts am 11. Februar 2013 immer noch Papst und der Vatikan wird ihm die gebührende Ehre erweisen. Über 1000 Sicherheitskräfte und 500 Mitglieder des Zivilschutzes sind im Einsatz, um den Pilgerstrom zum Petersdom zu regeln, in dem Benedikts Leichnam ab Montag aufgebahrt wird. Der Flugraum über Rom wird am Tag des Begräbnisses geschlossen.

Benedikt soll nach dem Trauergottesdienst in den Vatikanischen Grotten des Petersdoms beigesetzt werden. Sein Biograf Peter Seewald hatte 2020 öffentlich gemacht, dass sich der emeritierte Papst dort eine Bestattung im ehemaligen Grab seines Vorgängers Johannes Paul II. wünsche. Nach der Seligsprechung des polnischen Papstes im Jahr 2011 war dessen Leichnam in eine Kapelle im Seitenschiff des Peterdoms umgebettet worden.

Das Testament: Benedikt bittet um Verzeihung für seine Fehler

In seinem geistlichen Testament, das nach seinem Tod veröffentlicht wurde, bat Benedikt um Verzeihung für seine Fehler und gedachte liebevoll seiner bayerischen Heimat. „Ich bete darum, dass unser Land ein Land des Glaubens bleibt und bitte Euch, liebe Landsleute: Lasst euch nicht vom Glauben abbringen. Steht fest im Glauben! Lasst euch nicht verwirren!“.

Mit dem Tod Benedikts geht das in der Kirchengeschichte präzedenzlose Zusammenleben zweier Päpste zu Ende, das fast zehn Jahre lang dauerte. Auch nach Benedikts Rücktrittsverkündigung 2013 auf Lateinisch legte er nie das weiße Gewand des Papstes ab, er firmierte sich als „papa emerito“. Da er sich als Gelehrter und Theologe immer wieder zu Wort meldete, kam es wiederholt zu einigen unangenehmen Zwischenfällen.

Das Verhältnis der beiden Päpste: nicht immer spannungsfrei

Gelegentlich mischte sich Benedikt mit Beiträgen über die großen Themen der Kirche ein und verfasste dabei Analysen, die Kontroversen auslösten und Franziskus oft in Verlegenheit brachten, wie bei seinen Gedanken zur Missbrauchskrise, sowie zum Zölibat. Auch die Nummer zwei im Vatikan, Kardinal Pietro Parolin, musste zwischendurch betonen, dass es nur einen Pontifex gebe, der mit päpstlicher Autorität ausgestattet sei – nämlich Franziskus.

Mutmaßungen über Divergenzen zwischen Papst Franziskus und seinem Vorgänger wurden im Vatikan jedoch stets entschieden zurückgewiesen. Ihre Beziehung sei von „Kontinuität im Lehramt und Besonderheiten im pastoralen Umgang“ gekennzeichnet gewesen. Bis zuletzt hatte Franziskus seinen Vorgänger regelmäßig besucht.

Tritt auch Papst Franziskus zurück?

Benedikts überraschender Rücktritt 2013 war ein revolutionärer und bahnbrechender Beschluss, dem auch sein Nachfolger Franziskus folgen könnte, sollte sich sein Gesundheitszustand verschlechtern. In einem vor einigen Tagen veröffentlichten Interview mit der spanischen Zeitung ABC sagte der argentinische Pontifex, dass er bereits im Jahr 2013 ein Rücktrittsgesuch für den Fall unterzeichnet habe, dass er eines Tages sein Amt nicht mehr ausführen könne. „Im Falle einer Verhinderung aus medizinischen oder was auch immer für Gründen, hier ist mein Rücktritt“, sagte er dem damaligen Kardinal-Staatsekretär Tarcisio Bertone. Bisher hatte er diesen Beschluss noch nie der Öffentlichkeit mitgeteilt.

Franziskus feierte am 17. Dezember seinen 86. Geburtstag und scheint bis auf ein Knieleiden bei guter Gesundheit. Allerdings hat sich sein Zustand seit einer Darmoperation im Juli 2021 verschlechtert. Wegen einer Arthrose sitzt der Papst häufig im Rollstuhl. Er lehnt eine Knieoperation aber ab, weil er die negativen Auswirkungen der letzten Anästhesie noch immer spüre. Auch eine Prothese will er sich nicht einsetzen lassen. Seine Beschwerden dürften ihn jedoch nicht daran hindern, an den Feierlichkeiten zu seinem zehnten Pontifikatjubiläum im kommenden März teilzunehmen.

Es gilt als eher unwahrscheinlich, dass Franziskus in den nächsten Monaten zurücktreten könnte. Vom 31. Januar bis 5. Februar 2023 sind sogar anspruchsvolle Besuche in der Demokratischen Republik Kongo und im Südsudan geplant.

In Zukunft soll sich ein zurückgetretener Papst anders verhalten

Die Diskussion über das richtige Ruhestandsverhalten wird in der Kirche nach Benedikts Tod wieder aufflammen. Nicht ausgeschlossen wird, dass Franziskus demnächst Regeln über das Verhalten eines emeritierten Papstes veröffentlichen könnte. Der Zurückgetretene solle seinen alten Familiennamen wieder führen, auch Kleidung und Wohnsitz müssten geregelt werden. Damit will der Vatikan künftig unangenehme Kontroversen vermeiden.