Moskau. Nach rund acht Monaten Krieg in der Ukraine hat der russische Präsident Wladimir Putin die Teilmobilmachung verkündet und folglich den Ukraine-Krieg näher an seine Landsleute gebracht. Diese reagieren mit einem Ansturm auf One-Way-Tickets, um Russland zu verlassen – dabei dürfen Russen im wehrpflichtigen Alter nach Putins Direktive nicht mehr reisen.
Russland: Sprunghafte Nachfrage nach Flugtickets
Kurz nachdem die Teilmobilmachung der Streitkräfte in Russland angeordnet wurde, zeigten die Statistiken auf Google Trends einen sprunghaften Anstieg der Suchanfragen nach Aviasales, einer in Russland beliebten Webseite für den Kauf von Flugtickets. Flüge in die Türkei, Armenien oder Georgien waren plötzlich ausgebucht. Der Preis für Tickets nach Dubai stieg rasant an.
Auf Twitter machen Bilder die Runde von angeblich langen Staus an der russisch-finnischen Grenze. In russischen Suchmaschinen trendete außerdem die Frage, wie man sich den Arm brechen kann – wohl um einer Einberufung zu entfliehen.
Am Mittwochmorgen hatte Wladimir Putin in einer Fernsehansprache verkündet, dass 300.000 Reservisten, die bereits gedient hätten und über „einschlägige Erfahrung“ verfügten, in den Ukraine-Krieg eingezogen werden sollen. Sie sollen die russischen und separatistischen Kräfte im Süden und Osten der Ukraine verstärken. Weiterhin wurden in mehreren ukrainischen Gebieten Referenden über einen Anschluss Russlands angekündigt.
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Putin schränkt Reisefreiheit ein
Aufgrund der Teilmobilmachung dürfen die für die Einberufung in Frage kommenden Russen ihren Wohnort nicht verlassen. Dafür bräuchten sie die Genehmigung der Militärkommissariate und der für Reservisten zuständigen Exekutivorgane, wie es aus dem aktuellen Gesetz „Über die Mobilmachung in Russland“ hervorgeht. „Sie können weiter ruhig auf Dienstreise nach Krasnodar oder Omsk fahren, aber ich würde Ihnen nicht raten, in türkische Kurorte zu fahren – erholen Sie sich lieber in den Badeorten der Krim und des Gebiets Krasnodar“, warnte der Leiter des Verteidigungsausschusses in der Duma Andrej Kartapolow.
In Deutschland hat die russische Teilmobilmachung indes Sorge vor einer gefährlichen Eskalation des Ukrainekriegs geweckt. Die Opposition im Bundestag verwies auf die Gefahren, die von einem Russland ausgehen können, das sich wegen militärischer Misserfolge in der Ukraine in die Enge gedrängt fühlt. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sprach am Rande der UN-Vollversammlung in New York angesichts der Entscheidung Putins von einem „Akt der Verzweiflung“, der alles noch schlimmer mache. (mit dpa)
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Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.