Der Berliner Neurologe Lutz Harms hat seine Visite bei Julia Timoschenko beendet. Nun übernimmt eine Reha-Expertin die Behandlung.

Nach einer eintägiger Unterbrechung hat die in der Haft erkrankte ukrainische Ex-Regierungschefin Julia Timoschenko (51) die Behandlung durch den Berliner Arzt Lutz Harms wieder aufgenommen. Der Neurologe habe die Oppositionsführerin davon überzeugen können, die Therapie fortzusetzen, hatte am Mittwoch das Gesundheitsministerium der Ex-Sowjetrepublik mitgeteilt.

Aus Protest gegen die Veröffentlichung ihres Pflegeplans hatte Timoschenko die Behandlung im Krankenhaus in der Stadt Charkow am Dienstag abgebrochen. Die Politikerin klagt seit Monaten über heftige Rückenschmerzen.

Am Donnerstag werde Harms nach rund einer Woche zurückkehren, teilte die Berliner Klinik Charité mit. Statt des Neurologen werde eine Reha-Expertin von Montag an die Behandlung fortsetzen. Der Wechsel sei geplant gewesen. Die Charité-Ärzte werden im Rotationsprinzip zur Behandlung Timoschenkos in die Ukraine kommen. Der Berliner Spezialist geht davon aus, dass die Therapie der an mehreren Bandscheibenvorfällen und an den Folgen eines Hungerstreiks leidenden Timoschenko mindestens zwei Monate dauern wird.

In Charkow kritisierte Timoschenkos Tochter Jewgenija die Anwesenheit von Sicherheitskräften rund um die Klinik. „Das Krankenhaus hat sich in ein Gefängnis verwandelt“, sagte die 32-Jährige nach Angaben örtlicher Medien. „Viel Miliz“ stehe um das Gebäude, klagte sie. „Die verlangen irgendwelche Ausweise und lassen niemanden rein.“

Parlament will über Therapie im Ausland abstimmen

Das ukrainische Parlament will einem Medienbericht zufolge in Kürze über einen Gesetzentwurf abstimmen, der erkrankten Gefangenen die Behandlung im Ausland erlauben soll. Das berichtete die Tageszeitung „Segodna“.

Den zuständigen Ausschüssen sei Anfang der Woche ein solcher Gesetzesentwurf zugegangen, der Ausschuss für Politik und Recht hat bereits seine Zustimmung signalisiert, sagte Taras Tschornovil, stellvertretender Vorsitzender des Rechtsauschuss.

Sollte es zu einer Gesetzesänderung kommen, würden die Chancen steigen, dass sich die frühere, ukrainische Ministerpräsidentin Julia Timoschenko in Deutschland behandeln lassen könnte.

Das lehnt die ukrainische Regierung weiterhin ab. In der Ukraine stünden Timoschenko die Unterstützung der „besten Experten“ zur Verfügung, sagte Ministerpräsident Mykola Asarow in Brüssel. Er warf der 51-Jährigen vor, in die Rolle einer „Märtyrerin“ zu schlüpfen. Die Ukraine sei Oper einer Verleumdungskampagne, so Asarow.