Kommando entert Flotille

Türkei warnt Israel vor "irreparablen Folgen"

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Israelische Marine stürmt Hilfskonvoi

Israels Marine hat einen Schiffskonvoi mit Hilfsgütern für Gaza abgefangen - Medienberichten zufolge starben bei dem Einsatz mehrere Menschen.

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Bei der Erstürmung eines Schiffes mit Hilfsgütern für den Gazastreifen durch das israelische Militär sind mindestens zehn Menschen getötet worden. Die Türkei verurteilte den Angriff auf die pro-palästinensischen Aktivisten scharf. Bei dem Einsatz kamen offenbar mehrere türkische Staatsbürger ums Leben. Auch deutsche Politiker waren mit an Bord.

Die Türkei hat Israel nach der gewaltsamen Erstürmung einer Flottille mit Hilfsgütern für die Palästinenser vor möglichen „irreparablen Folgen“ gewarnt. „Wir verurteilen diese unmenschlichen Praktiken Israels scharf“, erklärte das türkische Außenministerium in Ankara.

Der israelische Militäreinsatz gegen die Flottille mit hunderten pro-palästinensischen Aktivisten, bei dem mehrere Menschen getötet wurden, stelle einen „klaren“ Bruch gegen internationales Recht dar und könne zu „irreparablen“ Konsequenzen in den bilateralen Beziehungen führen. Zuvor hatte die türkische Regierung den israelischen Botschafter einbestellt. Autor Henning Mankell soll auch auf dem angegriffenen Schiff gewesen sein.

Türkische Minister und Militärchefs trafen sich zu einer Dringlichkeitssitzung. Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan will offenbar seine Südamerika-Reise abbrechen.

Der israelische Industrie- und Handelsminister Benjamin Ben Elieser drückte sein „Bedauern über die Toten“ aus. Die Fernsehbilder von der Erstürmung seien „nicht schön“, „ich kann nur mein Bedauern über alle diese Toten äußern“, sagte Elieser dem israelischen Militärrundfunk. Nach Angaben des israelischen Militärs starben mehr als zehn Menschen. Der israelische Privatsender „10“ berichtete von 14 bis 16 Toten. Nach einem unbestätigten Bericht des von der radikalislamischen Hamas betriebenen Fernsehsenders al-Aksa wurden bis zu 20 Menschen getötet. Neun davon seien türkische Staatsbürger gewesen.

Die Armee habe nicht die Absicht gehabt, das Feuer zu eröffnen, „aber es gab eine enorme Provokation“, fügte Elieser hinzu. Die Soldaten seien mit Äxten und Messern „erwartet“ worden, „und wenn dann noch jemand versucht, Ihnen Ihre Waffe wegzunehmen, dann fängt man an, die Kontrolle über die Lage zu verlieren“, sagte der Minister weiter. Es war die erste israelische Reaktion auf den Einsatz.

Palästinenserpräsident Mahmud Abbas bezeichnete den Einsatz der israelischen Armee als „Massaker“ und verhängte ein dreitägige Staatstrauer in den Palästinensergebieten. Die radikalislamische Hamas rief nach der Erstürmung der Flottille zu einer „Intifada“ vor den Botschaften Israels in der ganzen Welt auf. Araber und Muslime weltweit sollten sich erheben, erklärte die Bewegung, die im Gazastreifen die Macht hat. Dorthin sollten die Hilfsgüter mit der Flottille gebracht werden.

Die sechs Schiffe der Flottille mit hunderten Aktivisten an Bord hatten am Sonntag die zyprischen Hoheitsgewässer verlassen und sich auf den Weg zum Gazastreifen gemacht. An Bord der Schiffe befinden sich etwa 10.000 Tonnen Hilfsgüter, darunter auch hundert Fertighäuser, 500 Rollstühle und medizinische Ausrüstung.

Mehrere hundert Demonstranten versuchten nach Medienberichten am frühen Montagmorgen, ins israelische Generalkonsulat in Israel vorzudringen. Die Menge bewarf das Konsulatsgebäude mit Steinen. Die Polizei drängte die Demonstranten mit Wasserwerfern und Reizgas ab.

Wie die Online-Ausgabe der Zeitung „Hürriyet“ meldete, appellierten einige Demonstranten an die Solidarität der türkischen Polizisten als Muslime: „Wir sind Muslime, ihr seid Muslime“, riefen sie demnach. „Tut ein Muslim einem anderen so etwas an?“ Nach dem Polizeieinsatz ließen sich einige Demonstranten vor dem Konsulatsgebäude zu einem Sitzstreik nieder.

Das Schicksal der palästinensischen Zivilisten im Gaza-Streifen und die geplante Hilfsaktion für die Menschen dort stoßen in der türkischen Öffentlichkeit auf große Anteilnahme. Die türkische Regierung kritisiert das israelische Vorgehen im Gaza-Streifen seit langem. Seit der Machtübernahme der radikalislamischen Hamas im Sommer 2007 im Gazastreifen hält Israel eine strikte Blockade des Gebietes aufrecht. Nur allernotwendigste Produkte werden hineingelassen.

( AFP/dpa/fas )