Die Integrationsbeauftragte Maria Böhmer (CDU) will bei Kindern mit ausländischen Wurzeln für Kitas werben. Nur 47 Prozent der Migrantenkinder besuchen Kindergärten. Bei Mädchen und Jungen ohne Migrationshintergrund sind es 61 Prozent. Dabei sei eine frühe Förderung wichtig für eine erfolgreiche Zukunft.
Eltern mit ausländischen Wurzeln nehmen seltener ein Angebot zur Kinderbetreuung in Anspruch als Eltern ohne Migrationshintergrund.
Wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilte, lag die Betreuungsquote am 1. März 2009 bei Kindern unter sechs Jahren mit Migrationshintergrund bei knapp 47 Prozent. Hingegen wurden 61 Prozent der Mädchen und Jungen ohne Migrationshintergrund in einer Kindertagesstätte oder von einer Tagesmutter betreut.
Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Maria Böhmer (CDU), kündigte an, verstärkt bei Migranteneltern dafür zu werben, Kinder in einen Kindergarten zu schicken. Frühkindliche Bildung und früher Spracherwerb seien entscheidend für das Gelingen von Integration, sagte die Staatsministerin. Böhmer zufolge zeigen die Zahlen, dass für viele Migranten der Kindergartenbesuch noch keine bedeutende Rolle spiele.
Wer jedoch früh gefördert werde, sei besser in der Schule und vergrößere damit seine Chancen auf eine erfolgreiche Zukunft. Nur wer Deutsch spreche, wenn er in die Schule komme, habe gleiche Startchancen, sagte die CDU-Politikerin.
Die Föderation türkischer Elternvereine wies darauf hin, dass Migrantenkinder bei der Vergabe der Plätze häufig benachteiligt würden. Gerade in den alten Bundesländern, wo es zu wenig Hort- und Kindergartenplätze gebe, hätten viele Türken den Eindruck, dass Kinder aus deutschen Familien bevorzugt würden, sagte die Vorsitzende der Föderation türkischer Elternvereine, Berrin Alpbeck, in einem EPD-Gespräch in Berlin.
Viele Mütter ausländischer Herkunft seien arbeitslos und daher zu Hause, erklärte Alpbeck. Kindergartenplätze werden aber eher an Kinder von berufstätigen Eltern vergeben. Auch finanzielle Gründe spielten eine Rolle bei der Entscheidung von Migranten, ihr Kind nicht in eine Betreuungseinrichtung zu geben, sagte Alpbeck.
Einem Kind wird dann ein Migrationshintergrund zugeschrieben, wenn mindestens ein Elternteil ausländischer Herkunft ist. Die Staatsangehörigkeit der Eltern oder des Kindes spielt dabei keine Rolle.
Der stellvertretende SPD-Parteivorsitzende Klaus Wowereit sprach sich für Gebührenfreiheit bei der Kinderbetreuung und eine zügige Umsetzung des Rechtsanspruches auf einen Kindergartenplatz für Kinder unter drei Jahren aus. Das geplante Betreuungsgeld kritisierte der Regierende Bürgermeister von Berlin hingegen scharf.
Auch die Grünen-Bundestagsfraktion sprach sich gegen das von der Bundesregierung geplante Betreuungsgeld für Eltern aus, die ihre Kinder nicht in eine Einrichtung schicken. Es bewirke das Gegenteil von guter Bildung. Die Zahlung bewirke „gerade für Kinder mit Migrationshintergrund, dass sie aufgrund des finanziellen Anreizes frühkindlicher Förderung fernbleiben“, kritisierten die familienpolitische Sprecherin Katja Dörner und der migrationspolitische Sprecher Memet Kilic.
Die stellvertretende Vorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion, Miriam Gruß, nannte die Zahlen alarmierend. Sie plädierte dafür, zunächst die Gebühren für einen Halbtagsplatz im Kindergarten zu erlassen. Auf lange Sicht solle eine komplett kostenfreie Kinderbetreuung angestrebt werden.
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