Bildung

Neue Studie gibt Berlins Schulen schlechte Noten

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Gudrun Mallwitz

Foto: mam_gr_cu / dpa

Berlin und Brandenburg haben bei einer neuen Bildungsstudie erneut schlecht abgeschlossen. Die Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft bewertet, inwieweit das Bildungssystem eines Bundeslandes einen Beitrag zu mehr Wirtschaftswachstum leistet. Dabei landete Berlin auf dem 11., Brandenburg auf dem 14. von 16 Plätzen. Doch nicht alle ostdeutschen Bundesländer sind schwach.

Das beste Bildungssystem weist der Studie zufolge ein anderes ostdeutsches Bundesland auf: Sachsen. Es folgen Baden-Württemberg, Thüringen und Bayern. Schlechter als Brandenburg stehen hingegen nur Nordrhein-Westfalen und Mecklenburg-Vorpommern da.

Die Studie im Auftrag der „Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft“ will bewerten, inwieweit das Bildungssystem eines Bundeslandes einen Beitrag zu mehr Wirtschaftswachstum leistet. Dazu wurden die Schul-, Lehr- und Hochschulausbildung anhand von 13 Handlungsfeldern und mehr als 100 Indikatoren analysiert. Unter die Lupe genommen wurden zum Beispiel die Schulqualität und die Betreuungsbedingungen. In die Daten- Auswertung von 2006 flossen Zahlen der Statistischen Ämter ein sowie Daten aus Studien wie PISA.

Scheinverbesserung beider Länder

Berlin, das im unteren Mittelfeld landete, hat sich im Vergleich zur Untersuchung im vorigen Jahr um 1,7 Punkte verbessert, Brandenburg um 3,2 Punkte. Offenbar holen andere aber noch stärker auf: Im Gesamt-Ranking hat sich Brandenburg um zwei Plätze verschlechtert, Berlin sogar um vier Plätze.

Der Schwachpunkt im brandenburgischen Bildungswesen bleibt offenbar die berufliche Bildung. Mit 75,6 Prozent schließen laut Statistik in der Mark die wenigsten Jugendlichen ihre Berufsausbildung erfolgreich ab, der bundesweite Schnitt liegt bei 85,7 Prozent. Gleichzeitig werden in Brandenburg nur 41,6 Prozent eines Jahrgangs betriebliche Ausbildungsplätze zur Verfügung gestellt, im deutschlandweiten Durchschnitt sind es 55,1 Prozent. Damit landete das Land auf dem vorletzten Platz. Das gilt auch für die Ausbildung des akademischen Nachwuchses. Die Zahl der Hochschulabsolventen ist mit 1,1 Prozent an der Bevölkerung zwischen 25 und 40 Jahren sehr niedrig. Deutlich mehr junge Menschen verlassen für ein Studium das Land als nach Brandenburg wechseln. Brandenburg nutze die Chance der Kombination von beruflicher und akademischer Ausbildung nicht. Duale Studiengänge existierten fast nicht. Kritisiert wurde auch, dass das Land mit Abstand die meisten Kinder aufwies (15 Prozent), die verspätet eingeschult werden.

Bestnoten erhielt Brandenburg hingegen bei der Integration und den Bildungschancen. Hier erreichte die Mark die höchste Punktzahl aller Bundesländer. Unabhängig von der Herkunft seien die Chancen für alle Kinder relativ gleich, so das Fazit. Zudem lobte die Studie den hohen Anteil von Fremdsprachenunterricht in der Lehre und die vielen ausländischen Studenten an den Hochschulen. Im Jahr 2006 seien überdurchschnittlich viele junge Menschen aus dem Ausland zum Studieren nach Brandenburg gekommen, außerdem habe es viele Gastwissenschaftler in die Region gezogen. In der Kategorie Internationalisierung erreichte die Mark damit den zweitbesten Wert, was Wissenschaftsministerin Johanna Wanka (CDU) sehr begrüßte. Dass Brandenburg noch nicht über so viele Angebote beim dualen Studium verfüge, liegt laut Wanka auch an den zu wenigen betrieblichen Ausbildungsplätzen. Der Anteil der Akademiker gemessen an der Bevölkerung sei immer noch gering, doch bescheinige die Studie deutliche Zuwächse. Bildungsminister Holger Rupprecht (SPD) sagte: „Wir nehmen die Ergebnisse der Studie ernst“. Es müssten dringend mehr betriebliche Ausbildungsplätze bereit gestellt werden. Zudem müsse alles getan werden, um die Schüler zu einem Hochschulstudium zu motivieren. „Da müssen wir eindeutig besser werden“, sagte Rupprecht. „Man darf auch nicht übersehen, dass die Ergebnisse der Länder sehr eng beisammen liegen und Brandenburg sich seit 2004 um 16 Punkte stark verbessert hat.“

Berlin: Beste Förderstruktur

Berlin schneidet weit unterdurchschnittlich bei der Prioritätensetzung der Bildungsausgaben und der beruflichen Bildung ab. Die Hauptstadt bekommt aber auch gute Noten: So verfüge sie über die am besten ausgebaute Förderstruktur in Deutschland. Der Anteil der Grundschüler an öffentlichen Ganztagsschulen war im Jahr 2006 mit 57 Prozent nach Thüringen der zweithöchste in Deutschland. Die größten Verbesserungen erzielte Berlin der Studie zufolge bei der Zeiteffizienz und beim Abbau der Bildungsarmut. Die Akademisierung und die Forschungsorientierung von Universitäten überzeugten im nationalen Vergleich mit vorderen Plätzen. Auch die internationale Ausrichtung des Bildungssystems sei eine Stärke.

Die Potsdamer CDU-Kreischefin Katherina Reiche fordert angesichts der Ergebnisse „eine Qualitätsoffensive“ im Brandenburger Schulsystem. Auch die oppositionelle Linke verlangt erhebliche Korrekturen in der Bildungspolitik. „Die Lage ist äußerst besorgniserregend“, sagte die Bildungsexpertin Gerrit Große. Sie bedauere es sehr, dass Bundeskanzlerin Merkel (CDU) auf ihrer Bildungsreise durch Deutschland keinen Besuch in Brandenburg einplane. Hier könnte sie erfahren, wie man es nicht machen sollte.