Kommentar

Mit Barrie Kosky verliert Berlin einen großen Intendanten

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Felix Müller.

Felix Müller.

Barrie Kosky war und ist ein Glücksfall für die Berliner Opernlandschaft. Der Abschied von ihm wird schwerfallen, meint Felix Müller.

Es gab schon vorher wenig Grund zu der Hoffnung, Barrie Kosky würde seine 2012 angetretene Intendanz an der Komischen Oper über die vereinbarten zehn Jahre hinaus verlängern. Die überfällige Sanierung des Hauses steht ab 2022 an, und der Spielbetrieb soll in dieser Zeit, wie schon im Fall der Staatsoper geschehen, an das Charlottenburger Schiller-Theater verlagert werden. Kosky hat diesen Plan mit der ihm eigenen Theatralik als „Todesstoß“ bezeichnet und schon 2017 ein Konzept für „wunderbare, radikale Spielstätten“ vorgelegt, die wechselnd genutzt werden sollen. Offenbar vergeblich. Die Politik denkt nicht in den Kategorien des ästhetisch Wünschenswerten, sie muss das finanziell Mögliche in Betracht ziehen – und so wird sie nun nach jemandem suchen müssen, der die Intendanz nach der Ära Kosky zumindest interimistisch übernimmt. Das wird kein leichter Job.

Denn Barrie Kosky war und ist ein Glücksfall für die Berliner Opernlandschaft. Schon als er im Jahr 2012 als Nachfolger von Andreas Homoki die Intendanz der Komischen Oper übernahm, wurde die Spielstätte aus dem Stand zum „Opernhaus des Jahres“ gewählt. Seitdem hat er die Auslastungszahlen und damit auch die Ticketerlöse entscheidend steigern können – mit einem abwechslungsreichen, lebenslustigen Programm und einem guten Gespür für die richtige Besetzung.

Kosky bewies ein ums andere Mal, dass das Populäre nicht seicht und das Ernste nicht bleischwer-staatstragend sein muss – vor allem auch in seinen eigenen Inszenierungen an der Komischen Oper, die von Mozarts „Zauberflöte“ bis zu Puccinis „Bohème“ eine faszinierende stilistische Bandbreite und vor allem viel Spaß an der Sache beweisen. Da ist es beruhigend, schon jetzt zu wissen, dass dieser Regisseur dem Haus auch über das Jahr 2022 erhalten bleiben wird. Und für die kommende Intendanz gilt schon jetzt: Die Fußstapfen sind groß.

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