Berlin. Der Senat steckt bei einem der größten Entwicklungsprojekte so sehr in der Defensive, dass er seine besten Argumente vergisst.

Wie sehr es in Berlin an Wohnungen fehlt, wird jeder bemerkt haben, der in den vergangenen Jahren versucht hat, eine neue Bleibe zu finden. Wer kann, bleibt in seinem alten Mietvertrag. Und erliegt oft der Versuchung, Veränderungen in der Nachbarschaft, die Neubauprojekte und Nachverdichtungspläne, abzuwehren, um mehr Platz für sich und seine Kinder zu haben, im Kiezcafé und in der Kita. Zwischen dem Komfort der Alteingesessenen und der Not der Suchenden steht der Senat als Vermittler.

Und in Pankow zeigt sich: Aus Angst vor dem Zorn der Stammbewohner spricht er über neue Wohnungsbau wie über ein Übel, dass man schonend vermitteln muss. „Die Stadt behutsam weiterbauen“, heißt etwa eine Dauersprechstunde zur Beruhigung der Bürger im Blankenburger Süden. Als gäbe es einen behutsamen Weg, ein Quartier mit 6000 Wohnungen in einen Ortsteil mit 5000 Anwohnern einzufügen.

Der Senat steckt bei einem der größten Entwicklungsprojekte so sehr in der Defensive, dass er seine besten Argumente vergisst. Große Teile der Bauflächen im Blankenburger Süden und in der Michelangelostraße befinden sich in öffentlichem Besitz. Der Staat spart Millionen von Euro für den Kauf von Grundstücken und kann die Mieter von morgen entlasten. In Zeiten, da landeseigene Müll- und Verkehrsbetriebe mit Werbekampagnen Sympathien gewinnen, könnte auch ein wichtiges Bauprojekt die Handschrift von Kommunikationsprofis vertragen. Wem die richtigen Worte fehlen, der sollte sich Hilfe holen.

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