1. TAG DER BERLINALE
Der Goldene Bär ist los: 400 Filme in 11 Tagen – die Berlinale ist das größte Publikumsfestival der Welt.
Berlinale-Direktor Dieter Kosslick kann in diesem Jahr Hollywoodstars wie Nicolas Cage, Jude Law, Matt Damon, Amanda Seyfried und Anne Hathaway begrüßen. Zur Eröffnung zeigt der Juryvorsitzende Wong Kar Wai höchstpersönlich sein jüngstes Werk.
+++ 22:50 Freundlicher Applaus. Das Publikum im Berlinale-Palast nahm den Film „The Grandmaster“ von Regisseur Wong Kar Wai mit freundlichem Applaus auf.
+++ 20:12 Die Padberg ist da! Vor den Journalisten entwischt Supermodel Eva Padberg auf dem Roten Teppich ein kleiner Fauxpas: "Es ist immer sehr anstrengend hier auf der Fashion Week...", sagte sie, korrigierte sich aber schnell. "Ich bin normalerweise sehr kino-faul - und das möchte ich mir so langsam mal abgewöhnen..."
+++ 19:45 Film ab! Das Publikum ist im Kinosaal. Seit einer Viertelstunde läuft der Eröffnungsfilm der Berlinale, „The Grandmaster“ vom chinesischen Regisseur Wong Kar Wai.
+++ Abseits aller Attacken gegen seine Person plaudert Bundeswirtschaftsminister Philip Rösler mit Jane Fonda und sorgt so für ein ganz besonderes Blitzlichtgewitter.
+++ 18:53 Jane Fonda ist müde. Sie wird wohl nicht lange feiern: Jane Fonda bekannte, viel Schlaf zu brauchen. "Sonst halte ich das nicht durch." Lohn für die Mühen: Ein Körper wie eine 20-Jährige.
+++ 18:48: Aktivistinnen von „Femen“, die nach eigenen Angaben für sexuelle und soziale Gerechtigkeit kämpfen, protestieren „oben ohne“ am roten Teppich. Die Aktion wird schnell beendet.
+++ 18:24 Beginn der Gala. Passend zum Startschuss fängt es an zu schneien - die Stars zeigen trotzdem viel Haut. Der Trend: lange Schleppen.
+++ 17:42 Die Eröffnungsgala steht kurz bevor. In der "Golden Bear Lounge" von BMW sammeln sich Prominente wie Andrea Sawatzki, Christian Berkel, Sibel Kekilli und Rosa von Praunheim. Die Roben der Damen sind schon jetzt atemberaubend.
Roter Teppich zu „The Grandmaster“ beginnt
+++ 16:11 Hugh Grant ist soeben in Tegel gelandet. Was der britische Schauspieler hier vorhat ist allerdings noch nicht weiter bekannt. Ob er zur Berlinale-Eröffnungsgala kommt?
+++ 15:45 Festival-Stammgast Isabella Rossellini dreifach aktiv. Das Ex-Jurymitglied wurde von Dieter Kosslick persönlich und mit einem Blumenstrauß begrüßt. In der experimentierfreudigen Berlinale-Reihe Forum schlüpft die 60-Jährige im Kurzfilm „Mammas“ in Tierkostüme, so wie bereits in „Green Porno“. Dieses Mal erforscht sie aber nicht das Sexleben der Tiere, sondern erkundet, wie diese für ihre Kinder sorgen.
Außerdem wird die Rossellini gemeinsam mit Burghart Klaußner („Das Weiße Band“) bei der Eröffnung des Kinderwettbewerbs Generation Kplus im Haus der Kulturen der Welt zu Gast sein.
+++ 15:30 Ende der Pressekonferenz
+++ 15:29 „Grandmaster“ nicht „IP Man“: Wong wollte einen Film über einen Großmeister machen und nicht über den speziellen im Film gezeigten „IP Man“. Deswegen heißt sein Werk auch "The Grandmaster" und nicht "IP Man". Er handle vor allen Dingen von der Großzügigkeit eines Älteren, der sein Wissen mit den Jüngeren teilt.
"The Grandmaster", so viel darf doch verraten werden, ist eine ästhetische Erzählung, die die Wertschätzung der asiatischen Kultur für die ältere Generation zeigt.
+++ 15:20 Tobi Schlegel kommt nicht zu Wort. Für die beiden Darsteller ist es nicht das erste Mal, dass sie mit Wong zusammengearbeitet haben. Was sie wohl außer Narben und Blessuren aus diesem Kung-Fu-Film mitgenommen haben? Leung hatte den zentralen Gedanken der Kampfkunst vorher nicht durchdrungen. Aber dieser Film habe ihn durch das Kung-Fu zu einem disziplinierten Menschen gemacht. Die ersten Journalisten verlassen die Konferenz schon wieder. Tobi Schlegl hält sein ZDF-Mikro jetzt sehr hoch. Er wird aber nicht drangenommen. Vielleicht weil er mal eine Satire-Sendung gemacht und der Moderator Anatol Weber jetzt Angst hat, dass der Schlegl eine Quatsch-Frage stellt.
+++ 15:09 Martial Arts als tödliche Waffe: Das Schwierigste für Wong war, dass er selber überhaupt nie praktisch mit Martial Arts in Berührung kam. Was man aber bedenken sollte, sagt er, "das ist nicht nur ein Sport. Das kann eine Waffe sein, fähig andere zu töten.
Leung wusste auch nichts von Kung-Fu. Es sei nicht schwierig für ihn gewesen, einen Kämpfer zu spielen. "Aber einen Großmeister zu mimen, war eine Herausforderung. Dafür musste ich vier Jahre üben."
+++ 15:05 Leung hat Demut vor dem Großmeisterdasein "Wer mit 46 noch Kung-Fu begreifen will, kann es nur durch praktisches Üben erfahren." Leung scheint große Demut vor dem Großmeisterdasein und dem Kung-Fu zu verspüren.
Wie Wong durch seine Sonnenbrille spricht, muss man an Elvis Presley denken. Angeblich trägt er sie rund um die Uhr. Er dreht nur nachts, um Lärm und Hitze minimieren zu können. Wong vereint messerscharfe Präzision mit absoluter Coolness. Seine Hände sind groß und er bewegt sie so würdevoll langsam beim Sprechen, dass jedes Wort ein Schwergewicht wird.
+++ 14:59 Zhang Ziyi ist „die glücklichste Schauspielerin der Welt": An den Filmsets von Wong gehe es sehr westlich zu. Für Leung war es der schönste Film, den er mit Wong gedreht hat. "Ich weiß jetzt wer ich bin", sagt der Hauptdarsteller von "The Grandmaster". Wong war der einzige, der das Script immer ganz vor sich hatte, erzählt Leung. Der Darsteller hat für vier Jahre lang Kung-Fu-Unterricht genommen.
Für Zhang Ziyi war es der schönste Film, an dem sich jemals mitgewirkt hat. Aber was soll man auch anderes da oben sagen. Deswegen legt sie nach. "Ich bin die glücklichste Schauspielerin der Welt."
+++ 14:50 Für Wong ertönen Jubelschreie. Zhan Ziyi ist zum dritten Mal auf der Berlinale. Wong erklärt die Geschichte zum ersten Gedanken zum Film. "1999 hatte ich die Idee zu diesem FIlm. Ich sah eine Dokumentation über den Großmeister von Bruce Lee. von diesem Video, das war in Wahrheit ein Super-8-Film. Da sah man diesen Mann, der war 77, und er machte seine Kung-Fu-Übungen umgeben von Katzen und seinen Kindern."
Dieser Mann hat von Bruce Lee auch sehr viel Geld geboten bekommen, um ihm alle seine Übungen zu zeigen. Der Großmeister hat sich aber geweigert. Er war sehr arm am Ende.
+++ 14:47 Tobi Schlegl spricht in eine Kamera. Der Nacken ist gut ausrasiert. Applaus, Wong und die Darsteller betreten die Bühne. Wieder das übliche Spiel. Fotografen rufen bedrängend, dass sie alle zusammenrücken sollen für ein schönes Foto.
+++ 14:45 Im Pressekonferenzsaal gibt es keinen freien Platz mehr. Die Kameras in den ersten Reihen sind auf Position. Wong kann kommen. Von hinten hört man laute Rufe. Die Hauptdarsteller von "The Grandmaster" laufen vor einer Fotowand vorbei. Seltsam, wie sich diese Schauspieler immer anziehen - wie Männer wie aus einem Outdoor-Katalog für sehr Reiche. Tony Leung trägt eine Art Schlangenleder-Sakko. Die Dame Zhang Ziyi kommt in einem schwarzen Kleid. Das hat Klasse. Nieten gehen an ihrem Arm herunter.
Pressekonferenz des Wettbewerbsfilms "The Grandmaster"
+++ 14:44 Wer kommt rein? Wer nicht? In die Lounge des Automobilherstellers kommt man nur noch mit einem speziellen Ausweis, den man bei einer der Racing-Girls beantragen kann. So eine Art Lounge-Greencard, die man sich um den Hals hängen kann. Angeblich soll es unter einigen Journalisten so einen Wettbewerb geben. Wie bei Mardi Gras in New Orleans gewinnt der, der die meisten Ausweise um den Hals baumeln hat.
+++ 14:40 Tonoffensive vor der Pressekonferenz: Die Tontechniker pendeln die Lautstärke für die "The Grandmaster"-Pressekonferenz ein. Ein lautes Wumm. Ein tieftöniges Tuten wie von einem alten Dampfer. Der ehemalige Nachwuchsmoderator Tobi Schlegl trägt einen schwarzen Anzug. Früher war der ja lustig. Aber jetzt sitzt er einfach nur auf einem Stuhl und sagt gar nichts.
+++ 14:32 Direktor Dieter Kosslick hat gerade ein Interview in der Lounge eines Automobilherstellers gegeben, in der Damen in futuristischen Kleidern alles und jeden mit einem 350-PS-Grinsen begrüßen. Getrunken wird aber noch nichts.
Vor dem Berlinalepalast bilden sich erste Grüppchen mit Digitalkameras und Rücksäcken. Die Schaulustigen kommen wohl erst langsam aus der Schule und von der Arbeit. Jeder der einen Berlinale-Ausweis umhängen hat, wird gierig angeschaut, ob er vielleicht nicht doch in irgendeiner Form prominent ist. Kalt ist es auch noch dazu.
+++ 14:23 Noch läuft "The Grandmaster" in den Kinos. Einige haben den Saal schon verlassen. Drüber schreiben darf man noch nichts. Nicht bevor er offiziell auf der Eröffnung gelaufen ist. In einer halben Stunde wird Wong Kar Wai seine zweite Pressekonferenz des Tages geben - diesmal aber nicht als Jurypräsident, sondern als Regisseur, Autor und Produzent des Films "The Grandmaster".
+++ 12:00 Kritiker, für die früher alles besser war: Die nächsten Vorführungen beginnen um 12.30 Uhr. Die Säle sind schon gut gefüllt. Im rot gedimmten Licht und in den grobstoffigen Sesseln meint ein Kritiker zum anderen, dass die Filme auf seiner ersten Berlinale, das war vor dreizehn Jahren, viel besser waren als die Jahre danach. Er habe damals auch einen Mitarbeiterpass bekommen, weil sein Vater wohl Übersetzer war.
Früher dachte er, wenn er bei einem Film einschlafe, sei das ein Zeichen dafür, dass der Film schlecht sei. Inzwischen sei er aber auch schon bei guten Filmen eingeschlafen. Deswegen gehe er in keine Mitternachtsvorstellung mehr. Ein Sponsor verkauft keine Schokoladentäfelchen. Aber mal ehrlich, als Sponsor wäre es doch viel besser, die zu verschenken. Im Bistro wird Rührei zum Frühstück serviert.
+++ 11:33 Marlene Dietrich führt in die erste Vorstellung. Die Akkreditierten hetzen rüber ins Cinemaxx. Vorbei an den ersten Autogrammjägern, die sich hinter der Absperrung zwischen Hotel und Kino drängen. Männer mit Rucksäcken und mindestens drei Blöcken für Unterschriften in den Händen. Zwei Polizisten beobachten das Geschehen.
Die Reporter werden von einer Pressefrau, die tatsächlich Marlene Dietrich heißen soll, in die Vorstellungen von "The Grandmaster" geführt. Die ersten zwei Kinos sind voll.
+++ 11:30 Ende der Eröffnung
+++ 11:29 Anatol Weber: „Wir wollen über Filme und nicht über Waffen reden.“ Zum Auftakt eine gute Konferenz. Nur kann sich die Jury noch nicht entscheiden, ob sie jetzt politisch oder unpolitisch sein will. Andreas Dresen fand, dass die Filme dieses Jahr politisch seien. Und das hat ihn gefreut. Die Iranerin Nashat wiederum forderte, die Filme ausschließlich nach ihren künstlerischen Kriterien zu bewerten.
Einig sind sich aber alle in einer Sache: Sie freuen sich auf das gemeinsame Filmeschauen. Anatol Weber beendet die Konferenz. "Die nächsten zehn Tage wollen wir über Filme und nicht über Waffen reden."
+++ 11:20 Tim Robbins spricht über amerikanische Waffen. Und er meint, dass Automatikgewehre Schrott seien. Wenn man schon jagen gehen will, dann soll man auch zielen lernen. Für Privatpersonen braucht es solche Mordinstrumente nicht.
Die Fotografen bauen ab. Gerade noch voller Fragen und hungriger Kameras leert sich der Saal. Wie wird wohl der Film über den "Grandmaster" ankommen - das wollen jetzt alle wissen. Kabel werden eingerollt, die Objektive der Apparate sauber gepinselt.
+++ 11:13 Filme ohne kommerzielle Perspektive: Wong Kar Wai habe beim ersten gemeinsamen Treffen der Jury vorgeschlagen, nur über die guten Ansätze der Filme zu sprechen. Susanne Bier findet das gut.
"Wir müssen Filme loben und preisen. Gerade weil wir hier Filme zeigen, die keine kommerzielle Perspektive haben." Die Dolmetscherinnen wirken erleichtert, dass gleich die letzte Frage kommt. 30 Minuten Dauerfeuer sind anstrengend.
+++ 11:10 Regisseure, die Filmfans sind: Sehr politische Fragen folgen. Das Interesse an der Situation im Iran ist groß. Die Ersten gehen ausschließlich an Shirin Neshat. Es sei schön, dass in der Jury zum ersten Mal vier Frauen und drei Männer sitzen, bemerkt eine Dame in der ersten Reihe. Jurymitglied Tim Robbins schaut nach links und rechts und kann nur zustimmen.
Susanne Bier erklärt gleich: "Die Aufgabe der Jury ist es, Filme gut zu finden". Die Filmemacher, die da ganz vorne sitzen, zeigen, dass sie vor allen Dingen auch Filmfans sind.
Wong Kar Wai trägt bei der Eröffnungspressekonferenz im Berlinale-Palast am Potsdamer Platz natürlich Sonnenbrille. Er wird von Moderator Anatol Weber als „der Grandmaster“ der Jury vorgestellt, weil zum Auftakt sein jüngstes, gleichnamiges Werk gezeigt wird.
Jury-Kollege Andreas Dresen muss lachen. Die Augenbrauen des Präsidenten verraten, dass er unter der Brille auch lacht. Sein außer Konkurrenz laufender Film erzählt vom Kampf zweier Kung-Fu-Meister im China der 30er Jahre.
„Der Grandmaster“ ist Vorsitzender der Berlinale-Jury, die über die Gewinner der Goldenen und der Silbernen Bären entscheidet. Zur siebenköpfigen Jury gehören auch der deutsche Regisseur Andreas Dresen („Halt auf freier Strecke“), US-Schauspieler Tim Robbins und die iranische Künstlerin Shirin Neshat.
Der „Grandmaster“ eröffnet die Berlinale
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