Italien nimmt Abschied von seinem verstorbenen Meisterdirigenten Claudio Abbado: Mit Staatspräsident Giorgio Napolitano an der Spitze hat ein kleiner Trauerzug am Dienstag den Sarg Abbados in die Basilica di Santo Stefano von Bologna begleitet.
Dort sollen Fans, Freunde und Musiker ununterbrochen bis Mittwoch um Mitternacht ihrem in Bologna gestorbenen Maestro die letzte Ehre erweisen können, berichtete die Nachrichtenagentur Ansa. Auf Wunsch der Familie werde er dann in einem kleinen Kreis privat beigesetzt.
Unter den Trauernden, die sich bereits am Dienstagnachmittag in der Basilika einfanden, waren auch Kulturminister Massimo Bray und der italienische Stararchitekt Renzo Piano. In der Kapelle kamen kaum Blumen von Trauernden an, weil die Familie um Spenden für gute Zwecke gebeten hatte.
Daniel Barenboim und die Mailänder Scala ehren den früheren Musikdirektor des Opernhauses auf besondere Weise: Am kommenden Montag dirigiert Barenboim das Scala-Orchester bei leerem Saal und offenen Türen, so dass die Musik – der Trauermarsch aus Beethovens „Eroica“ – auch draußen erschallt. Diese Scala-Tradition gab es zuletzt in der Form im Jahr 2005 zu Ehren von Dirigent Carlo Maria Giulini.
Karajans Nachfolger bei den Philharmonikern
Abbado war am Montag nach längerer Krankheit im Alter von 80 Jahren gestorben. Der gebürtige Mailänder war einer der prägendsten Dirigenten der Berliner Philharmoniker. Im Oktober 1989 wurde Abbado von den Philharmonikern als Künstlerischer Leiter des Orchesters zum Nachfolger Herbert von Karajans gewählt, fünf Jahre später auch zum Leiter der Salzburger Festspiele.
Im Jahr 2000 erhielt Abbado seine Krebsdiagnose, große Teile seines Magens verlor er, er magerte sichtlich ab und gab dennoch nicht auf. 2002 beendete er seine Zeit in Berlin und ging später dann nach Italien zurück. Allerdings kehrte er regelmäßig ans Pult in die Philharmonie zurück, zuletzt im Mai vergangenen Jahres. Abbado hat insgesamt 693 Konzerte der Berliner Philharmoniker geleitet.