Der italienische Stardirigent Claudio Abbado ist tot. Abbado starb am Montag in Bologna im Alter von 80 Jahren, teilte das Büro des Bürgermeisters der Stadt Bologna mit. Er war seit längerem krank.
Der gebürtige Mailänder, Sohn eines Violinisten und einer Klavierlehrerin, hatte in seiner langen Karriere 1966 zum ersten Mal mit den Berliner Philharmonikern zusammengearbeitet und zwei Jahre später die Opernsaison der Mailänder Skala eröffnet.
„Die Idee, die mich von Anfang an beflügelt hat, war, diese Magie herzustellen“, sagte er einmal. Abbado gehörte zu den Metaphysikern unter den Stardirigenten. Sein Dirigierstil war voller Eleganz und Feingliedrigkeit.
Einer der prägendsten Dirigenten der Berliner Philharmoniker
Im Oktober 1989 wurde Abbado von den Berliner Philharmonikern als Künstlerischer Leiter des Orchesters zum Nachfolger Herbert von Karajans gewählt, fünf Jahre später auch zum Leiter der Salzburger Festspiele. Im Jahr 2000 erhielt er seine Krebsdiagnose, große Teile seines Magens verlor er, er magerte sichtlich ab und gab dennoch nie auf.
Claudio Abbado hat in seiner Stärke, seiner Vorbildwirkung viele Menschen, auch solche, die nie seine Konzerte besucht haben, fasziniert.
2002 beendete er seine Zeit in Berlin und ging später dann nach Italien zurück. Dennoch kehrte er regelmäßig ans Pult in die Philharmonie zurück, zuletzt im Mai vergangenen Jahres. Er hat insgesamt 693 Konzerte der Berliner Philharmoniker geleitet und gehört damit zu den prägendsten Dirigenten des Spitzenorchesters.
Berliner Philharmoniker verneigen sich vor Abbado
„Wir trauern um einen außerordentlichen Musiker und Menschen“, heißt es nun auf der Website der Berliner Philharmoniker. „Seine Liebe zur Musik und seine unstillbare Neugier waren uns Inspiration und haben unser musikalisches Schaffen seit seinen ersten Konzerten mit uns im Jahr 1966 geprägt. Wir sind stolz, ihn zu unseren Chefdirigenten zählen zu können und Teil seines musikalischen Erbes zu sein.“
Weiter heißt es: „Sein Tod ist für uns alle ein unendlich schwerer Verlust. Die Berliner Philharmoniker verneigen sich in tiefer Liebe und Dankbarkeit vor Claudio Abbado.“
Barenboim bezeichnet Abbado als Pionier
Der Dirigent Daniel Barenboim würdigte seinen Kollegen und Freund Claudio Abbado als einen der großen Musiker des 20. Jahrhunderts gewürdigt. Abbado habe eine enge Beziehung mit dem Geist der Musik gehabt, über die Grenzen der musikalischen Genres hinweg, erklärte der Generalmusikdirektor der Berliner Staatsoper.
„Ich kannte Claudio Abbado seit Anfang der 50er Jahre. 1956 absolvierten wir gemeinsam einen Dirigierkurs in Siena und seitdem verband uns eine lange musikalische und menschliche Freundschaft“, sagte Barenboim. Er hob Abbados Einsatz für die zeitgenössische Musik sowie die Gründung zahlreicher Jugendorchester hervor. „In dieser Hinsicht war er ein Pionier, der während seiner gesamten Karriere mit jungen Musikern arbeitete, sie forderte und förderte“, sagte Barenboim.
Klaus Wowereit trauert um Claudio Abbado
Berlins Regierender Bürgermeisters Klaus Wowereit (SPD) sagte, mit dem Tod Abbados verliere Berlin einen seiner großen Künstler. Als Nachfolger Herbert von Karajans habe Abbado die Berliner Philharmoniker nach dem Mauerfall in eine neue Zeit geführt und den Ruf der Stadt mit den Mitteln der Kunst gefestigt, so Wowereit. Für seine Verdienste hatte der Senat Abbado 2004 mit der Ernst-Reuter-Plakette, der höchsten Ehrung der Stadt, ausgezeichnet.
Dirigent Christian Thielemann bezeichnete den Tod seines italienischen Kollegen als großen Verlust für die Musikwelt bezeichnet. „Die Nachricht vom Tode Claudio Abbados macht mich tief traurig. Viele Aufführungen unter Abbados Leitung sind mir in unvergesslicher Erinnerung. Ich habe es immer bewundert, wie es ihm gelang, in seinen Interpretationen Emotion und Intellekt miteinander zu verbinden“, sagte Thielemann.