Theater

Katharina Thalbach ist Angela Murkel

| Lesedauer: 7 Minuten

Foto: Amin Akhtar

Im Fernsehen spielt Katharina Thalbach die Bundeskanzlerin in einer Satire, am Berliner Ensemble inszeniert sie gerade Shakespeare.

Es ist eine Rückkehr auf die Bühne ihrer Kindheit: Katharina Thalbach, Tochter der berühmten Brecht-Schauspielerin Sabine Thalbach und des Regisseurs Benno Besson, bekam als 14-Jährige einen Elevinnenvertrag am Berliner Ensemble (BE), der ihr ein bezahltes Stipendium an der Schauspielschule ermöglichte. Als 15-Jährige debütierte sie als Hure Betty in der „Dreigroschenoper“ am BE. 1976 zog sie gemeinsam mit ihrem damaligen Lebensgefährten Thomas Brasch von Ost- nach West-Berlin, kurz zuvor hatte sich das Paar solidarisch mit dem ausgebürgerten Liedermacher Wolf Biermann erklärt. Ihre Theater-, Film- und Fernsehkarriere konnte Katharina Thalbach im Westen fortsetzen. Anfang nächsten Jahres ist sie im Fernsehen in einer Polit-Satire als Angela Murkel, dahinter verbirgt sich die Kanzlerin Angela Merkel, zu sehen. Mit der Schauspielerin und Regisseurin, die am Berliner Ensemble Shakespeares „Was ihr wollt“ inszeniert, sprach Stefan Kirschner.

Morgenpost online: Frau Thalbach, gerade konnte man Sie im Kino in der Verfilmung von Daniel Kehlmanns Bestseller „Die Vermessung der Welt“ sehen. Haben Sie den Autor bei den Dreharbeiten getroffen?

Katharina Thalbach: Natürlich. Ich finde Daniel Kehlmann ganz toll. Er hat einen großen Humor. Und ich mag seine Stimme, in dem Film hat er ja den Erzähler gesprochen.

Sie pendeln souverän zwischen Film, Fernsehen und Bühne. Wie gelingt Ihnen das so problemlos?

Naja, problemlos, das weiß ich nicht. Ich freue mich darüber, weil es immer verschiedene Sachen sind, dadurch wird es nicht langweilig. Aber anstrengend ist es schon.

Jetzt steht wieder eine Theaterarbeit an, Sie proben Shakespeares „Was ihr wollt“ am Berliner Ensemble, auch Brecht haben Sie dort schon auf die Bühne gebracht. Sind das die beiden Dramatiker, die Sie am meistens schätzen?

Es sind die, die ich am häufigsten inszeniert habe. Vielleicht, weil die so eine Art Zuhause für mich darstellen. Bei beiden liebe ich gleichermaßen die Geschichten, die Sprache und auch den Humor.

„Was ihr wollt“ haben Sie zwar noch nicht inszeniert, aber Sie haben in dem Stück schon mal eine Rolle gespielt.

Das ist aber schon lange her. Das war im Schiller-Theater, Anfang der 90er Jahre.

Mit Ihrer Tochter Anna arbeiten Sie gern zusammen, im Fernsehfilm über Friedrich den Großen haben sie sich sogar die Rolle des Monarchen geteilt. Diesmal steht sie aber nicht auf der Bühne?

Wenn man an einem Theater inszeniert, an dem es ein festes Ensemble gibt, wird es nicht so gern gesehen, dass man Gäste mitbringt, zumal es meistens einen Frauenüberschuss gibt. Aber einen Mann habe ich verpflichten können: Thomas Quasthoff.

Als Schauspieler?

Trotz öffentlicher Entsagung der Musik wird er auch singen. Ich war so glücklich, als ich ihn angerufen habe und er mir auf die Frage, hast du Lust, den Narren zu spielen, zugesagt hat.

Sie verzichten aber diesmal auf einen eigenen Auftritt.

Größere Rollen habe ich eigentlich nur übernommen, wenn ich nicht selbst inszeniert habe oder einspringen musste. In „Was ihr wollt“ gibt es eigentlich keine kleinen Rollen, in diesem Stück sind die alle ziemlich gleichberechtigt. Und es ist verdammt schwer, den Überblick zu behalten, wenn man selbst mitspielt bei so einem großen Ensemblestück. Aber grundsätzlich stehe ich natürlich gern auf der Bühne.

Sie inszenieren in Berlin am Kurfürstendamm, bei den Seefestspielen am Wannsee, am Schlosspark Theater, am Berliner Ensemble und der Deutschen Oper. Wo verorten Sie denn ihre künstlerische Heimat?

Auf der Bühne. Ob das nun ein Nudelbrett ist oder die Cinemascope-Bühne in der Deutschen Oper, das macht für mich keinen großen Unterschied, das finde ich alles gleich wichtig. Und als freiberuflich Tätige bin ich natürlich froh, dass es die Möglichkeit gibt, an so vielen verschiedenen Häusern zu arbeiten. Noch dazu in einer Stadt. Ich finde es sehr angenehm, dass es da keine Berührungsängste gibt.

Und im Fernsehen sind Sie Anfang nächsten Jahres als Bundeskanzlerin Merkel zu sehen, in dem Sat.-1-Film „Der Minister“, eine Satire über die Affäre Guttenberg.

Ich war nicht Angela Merkel, ich war Angela Murkel. Da lege ich großen Wert drauf. Das kann man schon an meiner Größe sehen. Das war ein sehr schönes Drehbuch und ich fand es auch mutig, sich mal an so eine Polit-Satire zu wagen. Wenn es um Darstellung der Politik geht, werden ja meistens irgendwelche ernsten Dokus gesendet. Dass man diesmal einen englischen Humor walten lässt, dass man das von einer spritzigen Seite aus sieht, hat etwas sehr Erfrischendes. Wobei ich die Endfassung noch nicht kenne. Ich bin sehr gespannt, wie der Film geworden ist. Ich hoffe, dass er das hält, was das Drehbuch versprach. Es war ein spitzfindiger Blickwinkel. Das mochte ich. Gerade die Murkel, das ist ja keine Hauptfigur, die sieht man auch außerhalb des Kabinetts mit ihrem Ehegatten.

Frau Merkel und Sie sind im selben Jahr geboren…

Katharina Thalbach: ...aber ich bin älter, ich hätte sie verprügeln können im Kindergarten. Frau Merkel macht ihren Beruf schon sehr clever – und diese Bundeskanzlerin nötigt mir schon Respekt ab. Mit ihr tauschen möchte ich aber nicht. Ich finde es schöner, in einem nicht-reellen Kabinettsaal zu sein.

Mit Angela Merkel und Bundespräsident Gauck stehen mittlerweile zwei Menschen an der Spitze dieses Landes, die in der DDR sozialisiert wurden und kirchlich geprägt waren.

Aber dahinter stehen Leute wie Wolfgang Schäuble und andere, die aus dem Westen kommen. Aber warum sollten aus 17 Millionen Ex-DDR-Bürgern nicht großartige Talente für jede Form von Betätigung hervorspringen? Das wäre sonst wirklich ein merkwürdiges Zeichen.

Sie haben Angela Merkel bei einem Promifriseur am Kudamm getroffen?

Da war eigentlich schon Geschäftsschluss, ich bin da irgendwie reingerutscht. Wir waren die Einzigen im Laden. Das war nach der vorletzten Bundestagswahl, als Gerhard Schröder knapp verloren und die künftige Kanzlerin in der „Elefantenrunde“ im Fernsehen abgekanzelt hatte. Ich hatte nicht die CDU gewählt, aber ich fand das ein unmögliches Verhalten von Schröder. Das hab’ ich Angela Merkel auch gesagt. Sie hatte den Amtseid zu dem Zeitpunkt des Friseurbesuches aber noch nicht geschworen, wir waren also zwei ganz normale Kundinnen.

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