Als Treffpunkt für Hausbesetzer galt das Haus “Bethanien“ zuletzt. Das soll sich mit der Eröffnung des Lokals “3 Schwestern“ ändern: Hier wollen bekannte Vertreter der Berliner Kulturszene in Zukunft gutes Essen, Live-Musik und Theateraufführungen anbieten. Die einstigen Besetzer bleiben jedoch.
Kreuzberg bekommt eine neue Szenelocation. Und zwar an einem Ort, der bisher ein Synonym für Hausbesetzung und Ohnmacht der Behörden war - im Haus "Bethanien" am Mariannenplatz. Dort soll Anfang Mai 2010 das Café-Restaurant "3 Schwestern" mit einer Bühne für Musik, Lesungen und Theaterstücke eröffnen.
Seine Betreiber sind in Berlin keine Unbekannten und hervorragend vernetzt in der Kulturszene: Michael Böhl, bislang Produktionsleiter im Admiralspalast, und Wolfgang Sinhart, Clubmanager und Mitbegründer des "White Trash Fast Food" (Restaurant/Musik) an der Schönhauser Allee.
Das Konzept sieht eine Mischung aus gutem Essen bei Live-Entertainment vor - mit einem Wechsel von stilvollen Tanzveranstaltungen und erlesenen Live-Bands, "an einem neuen, exquisiten und überaus charmanten Ort", sagt Michael Böhl. Die Idee kam durch die erfolgreichen Swing-Tanzveranstaltungen, die Böhl und Sinhart im Admiralspalast auf die Beine gestellt haben.
Im neuen Restaurant "3 Schwestern" soll es auf der Abendkarte Klassiker der europäischen Küche geben, außerdem ein Frühstücksangebot und Lunch. Es werde auf Qualität geachtet, Produkte würden nur von ausgesuchten Lieferanten bezogen, sagt Böhl. Im alten Saal des einstigen Casinos werden jetzt eine kleine Bühne und Veranstaltungstechnik eingebaut - und Flügelfenster mit Schallschutz, durch die der Gast in den Garten sehen kann. Auch eine Außenterrasse mit 80 Plätzen ist geplant. "3 Schwestern" solle aber nicht nur als hipper Szenetreff entwickelt werden, sondern ein breites Publikum ansprechen, sagt Böhl.
"Wir hoffen, dass das Restaurant ein Magnet für Kreuzberg wird", sagt Anke Schuster von der Gesellschaft für Stadtentwicklung (GSE). Die GSE verwaltet seit fast einem Jahr das Bethanien im Auftrag des Bezirksamtes Friedrichshain-Kreuzberg und hat mit allen Nutzern und Mietern neue Verträge geschlossen. Mit den Einnahmen sollen langfristig Reparaturen und Sanierungsarbeiten bezahlt werden, ohne dass öffentliches Geld zugeschossen werden muss.
Geblieben ist eine Trennung des Hauses: Der Südflügel ist in der Selbstverwaltung mehrerer Nutzer, darunter die einstigen Besetzer, die sich in einem Verein organisiert haben. Mittelbau und Nordflügel des Bethanien haben einen gemeinsamen Mieterrat, der mit entscheiden darf, wer neu ins Haus zieht. Ankermieter ist die seit langem ansässige Druckwerkstatt im Kulturwerk des Berufsverbandes Bildender Künstler Berlin. Ihr Leiter Mathias Mrowka spricht von einer guten Zusammenarbeit mit der GSE. "Es läuft effizienter als früher." Im Sommer wird ein Traditionsmieter, das Künstlerhaus Bethanien, ausziehen. Anke Schuster zufolge gibt es eine Reihe von Interessenten für die frei werdenden Räume.