Diskussion um Netrebko

So setzen Chialo und Botschafter ein Zeichen der Solidarität

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Oleksii Makeiev (l.), Botschafter der Ukraine in Berlin und Joe Chialo, Senator für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt, besuchen die Ausstellung „Russian War Crimes“ in der Humboldt-Universität.

Oleksii Makeiev (l.), Botschafter der Ukraine in Berlin und Joe Chialo, Senator für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt, besuchen die Ausstellung „Russian War Crimes“ in der Humboldt-Universität.

Foto: Michele Tantussi / FUNKE Foto Services

Vor dem umstrittenen Auftritt von Anna Netrebko an der Staatsoper bezogen Joe Chialo und Oleksii Makeiev Position.

Berlins Kultursenator Joe Chialo (CDU) und der ukrainische Botschafter Oleksii Makeiev haben am Freitag die Fotoausstellung „Russian War Crimes“ in der Humboldt-Universität besucht – direkt gegenüber der Staatsoper Unter den Linden. Der Besuch gilt als Reaktion auf den Auftritt der österreichisch-russischen Sopranistin Anna Netrebko. Die 51-Jährige war am Freitagabend in Giuseppe Verdis „Macbeth“ in der Rolle der Lady Macbeth zu sehen.

„Dies ist als Zeichen der Verbundenheit zu verstehen“, sagte Chialo nach der Führung durch die Ausstellung. Dabei erinnerte er an das Versprechen, das Deutschland gegeben habe: Fest an der Seite der Ukraine zu stehen. „Wir haben immer gesagt, dieser Angriffskrieg gegen ein freies und demokratisches Land ist ein Angriffskrieg, der uns in Deutschland etwas angeht, der Europa etwas angeht“, sagte Chialo.

In Bezug auf den Auftritt Netrepkos sprach er davon, die Unabhängigkeit der Staatsoper zu respektieren. „Die Kunst ist frei und die Einrichtungen in der Gestaltung ihrer Programme ebenfalls“, so Chialo weiter. Er betonte aber, dass in der Ukraine Kinder ums Leben kommen und Kulturgebäude zerstört werden. „Das ist die Realität, während wir hier in Deutschland unser Leben unser kulturelles Leben relativ unbeschwert genießen können.“ Für ihn als Senator für Kultur und gesellschaftlichen Zusammenhalt sei es daher wichtig, diese Spannungen deutlich aufzuzeigen.

Makeiev: Nicht gelungen, den Intendanten umzustimmen

Der ukrainische Botschafter sprach von einem Akt der Solidarität, die der Kultursenator mit dem Besuch der Ausstellung zeige. Allerdings mahnte er auch, künftig mehr Fingerspitzengefühl zu zeigen, wenn es um ähnliche Auftritte gehe. Auf Nachfrage, ob er eine Absage des Auftritts vonseiten des Kultursenators erwartetet hätte, sagte Makeiev: „Wir wissen, dass die Regierung keinen direkten Einfluss auf die Staatsoper hat.“ Seit einem halben Jahr habe er versucht, dem Intendanten der Berliner Staatsoper, Matthias Schulz, zu erklären, weshalb der Auftritt Netrebkos nicht angebracht sei. „Leider ist es uns nicht gelungen, den Intendanten umzustimmen.“, sagte Makeiev.

Vor dem Auftritt Netrepkos versammelten sich zahlreiche Demonstranten vor der Staatsoper Unter den Linden. Sie trugen teils Ukraine-Fahnen und skandierten unter anderen „Schande Netrepko“ und „Russland ist ein Terrorstaat“.

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