Neu im Kino

„The Ordinaries“: Voll von der Film-Rolle

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The Ordinaries

The Ordinaries

Foto: Port au Prince Pictures

Ein Debüt, das vor absurden Einfällen nur so strotzt: The Ordinaries“ von Sophie Linnenbaum ist eine einzige Liebeserklärung ans Kino.

Wow, was für ein Film. Endlich mal was anderes als die immergleichen Beziehungskomödien und Befindlichkeitsdramen. Ein deutscher Film, der eine ganz eigene, ganz andere Welt erschafft und vor absurden Einfällen nur so strotzt. Und dann ist es auch noch ein Debüt! Da könnte sich manch Regie-Routinier einige Scheiben abschneiden.

Die Welt des Films, von der man gern salopp und metaphorisch spricht, wird in „The Ordinaries“ auf witzige Art wörtlich genommen. Sophie Linnenbaum, Absolventin der Filmuniversität Babelsberg, verortet sie in einer nahen Zukunft, als Dystopie, weshalb ihr Werk auch eine Satire auf klassische Science-Fiction ist. Die Gesellschaft ist hier nicht in Klassen eingeteilt, sondern in Haupt- und Nebenrollen.

Lieber eine Hauptrolle spielen als eine Nebenfigur sein müssen

Die Hauptrolle spielt eine Nebenfigur: Die 16-jährige Paula Finemann (Fine Sendel) träumt davon, wie ihr verstorbener Vater eine Hauptfigur zu werden. Und paukt dafür in der Schule einen Monolog. Sie will nicht zu den grauen, traurigen Nebenfiguren werden wie ihre Mama (Jule Böwe), die jeden Tag in eine uniforme, quasi-sozialistische Arbeitswelt gehen muss, während die Eltern ihrer besten Freundin, echte Hauptfiguren, in einem knallbunten Palast wohnen und das Leben ein einziges Musical ist, Sanges- und Tanzeinlagen inklusive.

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Der Trailer zum Film: „The Ordinaries“

Aber im riesigen Archiv gibt es keine Flashbacks ihres Vaters. Das lässt Paula stutzig werden. Hat die Mama ihr etwas Falsches erzählt? Und dann sind da noch all die Outtakes, Menschen, die aus fertigen Filmen geschnitten wurden und nur ein Schattendasein führen, wie Aussätzige in einem Ghetto. Wann immer es Paula nicht gut geht, sendet ihr Herz Misstöne aus. Und es sendet viele Töne. Bis sie aus ihrer Komfortzone ausbricht, Grenzen überwindet – und mutig die Welt der Outtakes betritt.

Eine so einfache wie hinreißende Botschaft

Die Debütantin Linnenbaum zitiert munter Klassiker wie „Fahrenheit 451“ und erschafft sich doch eine ganz eigene Welt, mit einer Stilsicherheit und Konsequenz, die verblüfft. Virtuos spielt sie mit filmischen Mitteln. Eine einzige Liebeserklärung ans Kino. Und dann ist die Botschaft ihres Films so einfach wie hinreißend: Jeder ist eine Hauptfigur!